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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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mal, lassen Sie sie in Frieden, oder Sie werden es bereuen. Das schwöre ich Ihnen.« Hassett rückte mir so nahe, dass ich mich gegen einen Grabstein drückte. »Lassen Sie das arme Mädchen in Ruhe.«
     
    33
     
    »Hören Sie, Mr Hassett, wir haben eine richterliche Anordnung«, sagte ich und sah mich nach Mike um. »Ich… ich weiß, dass es ein schrecklicher Gedanke ist, aber seit dem Tod Ihrer Schwester wurden neue Verfahren entwickelt, die uns möglicherweise die Identifizierung -«
    Bobby Hassetts Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Mit geblähten Nasenflügeln und blutunterlaufenen, zusammengekniffenen Augen hörte er sich meine lahme Rechtfertigung an. Als er mir ins Wort fiel, roch ich seinen Bieratem. »Das interessiert mich nicht. Was würde sich ändern, wenn wir wüssten, welches Schwein die Kleine umgebracht hat? Derjenige lebt schon viel zu lange, als dass ihn noch eine gerechte Strafe treffen würde.«
    »Der Richter sieht das aber anders.« Ich wich noch weiter zurück.
    »Das weiß ich. Ich habe gestern Abend einen Anruf von der Staatsanwaltschaft bekommen -«
    »Von Manhattan?«
    »Nein, von der Bronx. Diese Idioten dachten, ich würde ihnen meine Zustimmung geben.«
    »Die wäre nur notwendig, wenn der Richter die Anordnung nicht genehmigt hätte.« Bobby hatte also durch einen Anruf des Staatsanwalts von der bevorstehenden Exhumierung erfahren.
    »Eine Anordnung? Ich möchte sie sehen.«
    »Mr Silbey«, sagte ich. Evan Silbey war ein paar Schritte zur Seite getreten. »Schicken Sie Ihre Leute auf die Suche nach Detective Chapman.«
    Bobby Hassett zerrte mich am Handgelenk ein paar Schritte nach vorne. »Nehmen Sie Ihren verdammten Fuß vom Grab meiner Mutter.«
    Ich blickte auf den kleinen flachen Grabstein, der dem von Rebecca ähnelte, aber noch nicht so alt und verwittert war. Aus der Inschrift ging hervor, dass die Frau vor knapp sechs Monaten gestorben war. Im Gegensatz zu den angrenzenden Familiengräbern wirkte die grüne Einfassung der kleinen Grabstätte noch recht frisch.
    »Die Papiere sind im Auto. Der Detective hat sie heute Morgen abgeholt. Ich gehe sie holen.«
    Ich war froh, mich von Hassett entfernen zu können, und noch erleichterter, als ich sah, wie Mike Chapman, auf den Arm des Fahrers der Rechtsmedizin gestützt, vom Teich her den Hang heraufhumpelte.
    Ich lief den beiden entgegen. »Was ist passiert?«
    »Ich hab mich auf meinen Hintern gesetzt, das ist alles. Gut, dass du es nicht gesehen hast. Ich bin ausgerutscht und den Hang hinabgeschlittert. Haarscharf an dem verdammten Baumstamm vorbei. Sonst hättet ihr mich ins Mausoleum des alten Mr Woolworth legen können.«
    »Ist dein Fuß -«
    »Nein. Ich bin in Gänsescheiße getreten und ausgerutscht. Ich habe mir nur den Knöchel verstaucht. Oder vielleicht ein bisschen die Sehnen überdehnt.«
    »Du hast den Kerl also nicht eingeholt?«
    »Nicht mal annähernd. Ich habe ihn nicht einmal richtig gesehen. Er war schnell wie eine Gazelle.«
    Ich schlang meinen Arm um Mike, um ihn zu stützen. »Ein Fotograf?«
    »Glaube ich nicht. Er hatte keine Ausrüstung und keinen Grund davonzulaufen.«
    »Wir haben jedenfalls noch einen Gast«, sagte ich. »Bobby Hassett.«
    »Grässliche Vorstellung. Will er zuschauen?«
    »Er will uns aufhalten. Jemand aus Jeffersons Büro hat gestern Abend bei ihm angerufen, um seine Einwilligung zu bekommen, für den Fall, dass der Richter den Antrag nicht genehmigt. Man hat ihm wohl gesagt, dass die Sache heute Morgen mit oder ohne Zustimmung der Hassetts passieren wird, und jetzt will er uns daran hindern, dass wir… dass wir das tun.«
    Kaum war Hassetts Name gefallen, wand sich Mike aus meinem Griff, richtete sich auf und ging schwungvoll über die Straße zu dem Familiengrab.
    Mr Silbey kam ihm entgegen. »Bitte, Detective Chapman. Sie können hier keine Szene machen.«
    »Ich vergaß - aber Ihre Leutchen schlafen doch alle?«
    »Der Mann hat auch seine Rechte, oder?«
    Mike blickte sich um. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen, die Blätter raschelten leise im Wind, es war weit und breit niemand zu sehen außer uns, die wir gekommen waren, um Rebecca Hassetts Grabesruhe zu stören, und ihrem erzürnten Bruder. Die ländliche Idylle machte es einem schwer zu glauben, dass wir uns mitten in New York City befanden.
    »Bobby.« Mike ging mit ausgestreckter Hand auf Hassett zu. »Mike Chapman. Mordkommission.«
    »Ich weiß.« Er vergrub die Hände so tief es ging in den

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