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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Chlorpromazin, obwohl in ihrer Vorgeschichte nichts darauf hindeutet, dass sie irgendwelche Medikamente genommen hat. Aber wenn es nur übermäßiger Alkoholgenuss war, und zwar ausschließlich Alkohol, wie die früheren Untersuchungen zeigten, dann werden wir nichts finden.«
    »Was machen Sie als Nächstes?«
    »Ich habe mir die Milz und die Bauchspeicheldrüse angesehen. Sie sind schon sehr zersetzt, aber das war zu erwarten. Jetzt arbeite ich gerade an der Leber«, sagte Genco und widmete seine Aufmerksamkeit den Präparaten vor sich. »Keine schöne Sache, die da im Gerichtssaal passiert ist, was, Alex?«
    »Schrecklich, absolut schrecklich. Ich kann es gar nicht in Worte fassen.«
    »Ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, dass man Sie für einen Tag ins Leichenschauhaus schickt, um Sie aus der Schusslinie zu bekommen?«
    »Auf einen Friedhof und ins Leichenschauhaus«, sagte ich.
    »Mike weiß eben, wie man Frauen bei Laune hält.«
    »Wonach suchen Sie, Jerry?«
    Genco konzentrierte sich auf die Organe. »Sinn und Zweck einer Exhumierung ist, sich die Proben noch einmal gründlicher anzusehen als bei der ursprünglichen Autopsie. Ich seziere jedes einzelne Organ, hoffentlich zum zweiten Mal. Sehen Sie? Hier ist der Schnitt von der ersten Sektion.«
    Ich blickte über seine Schulter. Er platzierte sein Skalpell zwei Zentimeter neben dem früheren Einschnitt und machte einen Schnitt durch die Leber, sodass sie sich wie ein kleines Stück Obst auf dem Korkbrett öffnete.
    »Unauffällig«, sagte er. »Nichts von Bedeutung.«
    Ich setzte mich. Mike saß neben mir und las den Sportteil der Zeitung.
    »Jetzt die Niere«, sagte Genco und widmete sich dem nächsten Organ. »Interessant. Hier ist ein winziger Knoten. «
    Ich stand wieder auf. »Das ist nur von medizinischer Bedeutung, Alex. Nicht als Beweismittel. Ich werde es natürlich ins Labor schicken. Höchstwahrscheinlich nur ein gutartiger Tumor im Gallengang. Wir werden von allem mikroskopische Abstriche machen.«
    Ich setzte mich wieder auf meinen Hocker.
    »Wann kapieren die Yankees endlich, dass sie ein paar gute Middle Relievers brauchen? Rivera kann nicht alles allein machen«, sagte Mike. »Gestern Abend sind sie gerade noch mal davongekommen.«
    »Seltsam«, sagte Genco, über das Korkbrett gebeugt.
    »Schön wär’s. Ich befürchte, in dieser Saison ist das normal. «
    »Nein, ich meinte, das hier ist seltsam.«
    »Was?«, fragte ich.
    »Hier ist noch ein kleiner Knoten.«
    »Wo?«
    »Ich sehe mir gerade die Gebärmutter an. Zusammen mit den Eierstöcken und Eileitern. Bei einem lebenden Menschen sind sie leicht pinkfarben und verfärben sich im Laufe der Zeit ein wenig.«
    Ich stand erneut auf.
    »Hier, wo ich schneide, ist eine kleine Schwellung. Sehen Sie sie?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Direkt neben der Spitze meines Skalpells.« Er stellte die Lampe ein. »Corpus luteum. Eine winzige Gelbkörperzyste im Eierstock.«
    »Hat man sie bei der ersten Autopsie auch gefunden?«, fragte ich. »Sollte sie dem Rechtsmediziner aufgefallen sein?«
    Genco schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Wenn er nicht genau hier an der Stelle geschnitten hat, hat er sie übersehen. Sie ist sehr klein.«
    Ich sah zu, wie Genco das Skalpell mit geschickten Handbewegungen zurück zu den Eileitern wandern ließ. Ich zuckte zusammen, als er den nächsten Schnitt machte.
    »Es sind nur noch ein paar Wochen bis zum All-Star-Game, und wir liegen nur eineinhalb Spiele vor Boston. Unsere Schlagmänner müssen noch kräftig zulegen«, sagte Mike.
    »Da ist es, Alex. Sehen Sie es jetzt?«
    »Was, Jerry? Was soll ich sehen?«
    »Diese erbsengroße Schwellung, direkt unter meiner Klinge.«
    »Ja. Jetzt sehe ich es.«
    »Es ist ein Embryo, Alex. Dessen bin ich mir ziemlich sicher. Sehen Sie? Das Embryogewebe sieht ganz anders aus als die Gebärmutter. Ich werde es mir unterm Mikroskop bestätigen lassen, aber ich bin mir sicher, dass es sich hier um Fötalgewebe handelt.«
    Mike blickte von der Zeitung auf. »Was zum Teufel wollen Sie damit sagen?«
    »Dass Rebecca Hassett zum Zeitpunkt ihrer Ermordung schwanger war.«
     
    36
     
    »Nehmen Sie den Kerl nicht in Schutz, Jerry. Wie kann ein Arzt übersehen, dass das Mädchen schwanger war? Erklären Sie mir das mal! Diese Tatsache hätte den ganzen weiteren Ermittlungsverlauf verändern können. Vielleicht hatte dadurch jemand ein Motiv, vielleicht -«
    »Jetzt gehen Sie nicht gleich an die Decke, Mike«, sagte Jerry. »Es war

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