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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Suchscheinwerfer auf die Straßen des nördlichen Midtown richteten.
    »Was ist da passiert? Was glaubst du?«, fragte ich Mercer.
    Er lächelte mich an. »Du weißt, dass ich ungern kritisch bin, Mädchen. Stell dir einfach vor, was Mike an meiner Stelle darauf antworten würde.«
    »Als Erstes würde er eine abschätzige Bemerkung über meine blöde Frage machen, dann würde er mir raten, nicht immer gleich ans Schlimmste zu denken, und mich an die bewundernswerte Haltung der Briten während des Blitzkriegs, der jahrelangen IRA-Attentate und nach dem Al-Qaida-Anschlag auf die Londoner U-Bahn erinnern.«
    Mercer parkte am Ende der Zufahrt zu meinem Haus und legte seinen eingeschweißten Polizeiparkausweis in die Windschutzscheibe.
    »Fährst du nicht nach Hause?«, fragte ich. Mercer wohnte mit seiner Frau, die ebenfalls Polizistin war, und ihrem gemeinsamen kleinen Sohn in Queens.
    »Vickee hat Urlaub und ist mit Logan zu ihrer Familie nach Georgia gefahren. Ich bleibe bei dir, bis Mike sich meldet.«
    Der Portier öffnete uns die Tür. »Hallo, Ms Cooper. Wir haben einen Anruf von der Hausverwaltung bekommen. Die Stadt hat die Terroralarmstufe auf Orange erhöht. Vor einer Stunde ist etwas passiert.«
    »Danke, Vinny.« Wir gingen zum Lift und fuhren in den zwanzigsten Stock.
    Mercer ging ins Wohnzimmer und stellte den Fernseher an, während ich uns Drinks einschenkte.
    »…berichten live, mein Name ist Julie Kirsch«, sagte die elegante junge Reporterin, während im Hintergrund Rauchsäulen in den Nachthimmel aufstiegen. »Wir melden uns in wenigen Minuten mit einer wichtigen Nachricht des Bürgermeisters von New York City zurück.«
    Julie zog sich eine weiße Kunststoffmaske über den Mund, als giftig aussehende Dämpfe um ihren Kopf wehten und der Sender eine Werbepause einlegte. Mercer zappte durch die Kanäle, aber offenbar nutzte jeder Sender die Gelegenheit für Werbung, während sich die Politiker auf ihren Auftritt vorbereiteten.
    Als die Liveberichterstattung fortgesetzt wurde, musste Kirsch in ihr Mikro schreien, um die Männer, die sich im Hintergrund Anweisungen zubrüllten, und das Sirenengeheul ständig neu ankommender Fahrzeuge zu übertönen. »Wir sind wieder an der Ecke 30. Straße West, Tenth Avenue«, sagte sie und zeigte auf die vielen Feuerwehrautos, »ungefähr einen halben Straßenzug vom Ort der Explosion entfernt.«
    »Wer leitet den Einsatz, Julie?«, fragte der Nachrichtensprecher im Studio.
    »Der Polizeipräsident, aber es sind auch die Feuerwehr und Ambulanzen im Einsatz. Wie Sie sich vielleicht erinnern, wurde nach den schrecklichen Ereignissen im Jahr 2001, als totale Verwirrung über die Zuständigkeiten der einzelnen Behörden herrschte, festgelegt, dass die New Yorker Polizei in solchen Situationen die Einsatzleitung übernimmt.«
    »Weiß man schon, ob die Explosion Opfer gefordert hat?«
    Kirsch schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Das Feuer wütete noch, als die ersten Helfer eintrafen. Es muss erst unter Kontrolle gebracht werden, bevor man hinuntergehen und den Schaden einschätzen kann. Wir hoffen, dass uns die späte Stunde nützlich ist, es waren wohl nicht allzu viele Arbeiter in der Nähe.«
    »Wo hinuntergehen?«, fragte ich.
    Mercer hatte sein Glas auf den Fußboden gestellt und sich auf die Sesselkante gesetzt, um mitzubekommen, was im Hintergrund gesprochen wurde und um nach den Gesichtern von Kollegen zu suchen. »Muss der Tunnel sein.«
    Die Kamera schwenkte auf die Offiziellen, die auf einem Podium mitten auf der von den Feuerwehrfahrzeugen abgesperrten Straße Posten bezogen hatten.
    »Welcher Tunnel?«
    Unterhalb Manhattans befand sich ein wahres Labyrinth an Verbindungswegen. Unter dem Hudson führten Straßen durch den Holland- und den Lincoln-Tunnel nach New Jersey, Brooklyn war durch den Battery-Tunnel angebunden, Long Island durch den Queens-Midtown-Tunnel; und das U-Bahn-Netz, die Hauptverkehrsader der Stadt, umfasste über vierzehn Strecken.
    »Dort. In der 30. Straße.« Mercer legte den Finger auf die Lippen, um mir zu signalisieren, still zu sein.
    Ich erkannte den Bürgermeister erst, als Mercer auf ihn zeigte. Er trug eine gelbe Regenjacke, einen grünen Schutzhelm und schwere, kniehohe Gummistiefel. Der Polizeipräsident trat neben den Bürgermeister auf das Podium, und der Leiter der Feuerwehr, sichtlich unglücklich, nur die zweite Geige zu spielen, trat mit grimmiger Miene ein paar Schritte zurück.
    »Guten Abend, liebe

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