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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Mitbürger und Mitbürgerinnen von New York. Der Polizeipräsident und ich befinden uns hier am Eingang des Wassertunnels Nummer drei. Wie Sie wahrscheinlich bereits wissen, wurde vor knapp zwei Stunden, kurz vor einundzwanzig Uhr, eine Explosion im Tunnel, in der Nähe des Eingangs, gemeldet. Die meisten von Ihnen werden diesen Ort nicht kennen, obwohl er in unserem Leben eine wesentliche Rolle spielt. Es besteht absolut kein Grund zur Beunruhigung oder gar zur Panik«, sagte der Bürgermeister. Nach dem elften September war diese Aufforderung, angesichts einer unbekannten Situation ruhig und gelassen zu bleiben, zur Norm geworden.
    Nach einer fünfminütigen Beschwichtigungsrede begann die Vorstellung der Parteien, die das Krisenmanagement übernommen hatten. Der Bürgermeister spielte ganz offensichtlich auf Zeit, so lange bis man ihn über das Gefahrenpotenzial für die Stadt unterrichtet hatte.
    »Bislang gibt es keine Hinweise auf einen terroristischen Anschlag. Die tapferen Männer, die seit Beginn dieses Projekts vor fast vierzig Jahren - im Jahr 1969 - unter der Erde arbeiten, sehen dem Tod tagtäglich auf eine für uns unvorstellbare Weise ins Auge. Diese unterirdische Welt, der ganz New York seine tägliche Wasserversorgung verdankt, wird buchstäblich aus dem Grundgestein gesprengt. Wir gehen davon aus, dass die Explosion des heutigen Abends und die dabei entstandenen Schäden lediglich auf einem schrecklichen Unfall beruhen, und nicht auf einem vorsätzlichen Plan, unsere Stadt lahmzulegen. Dennoch«, fuhr der Bürgermeister fort und winkte den von ihm ernannten Polizeipräsidenten zu sich ans Mikro, »möchte ich Polizeipräsident Scully bitten, Sie über die Vorkehrungen zu informieren, mit denen wir Sie und Ihre Familien schützen wollen.«
    »Ich hasse diese verdammten >Abers<«, sagte Mercer. »Rückt endlich mit den schlechten Neuigkeiten raus!«
    Der Polizeipräsident überragte den Bürgermeister um einen Kopf. Er nahm seinen Schutzhelm ab, reichte ihn einem Assistenten und beugte sich dann zum Mikro. Ich kannte Keith Scully seit über fünf Jahren, als er noch Leiter der Detective-Abteilung gewesen war, seit seiner Ernennung zum Polizeipräsidenten vor zwei Jahren waren seine Haare immer grauer und die Furchen in seiner Stirn immer tiefer geworden.
    »Seit der Tragödie des elften September sind wir uns äußerst bewusst, wie angreifbar unser Tunnelsystem ist. Unsere Terrorabwehrpläne sehen vor, an allen Ein- und Ausgängen mehr Leute sowie Videokameras und Sprechgeräte zu positionieren«, begann Scully und stellte dann noch einige komplizierte Technologien vor, die nach den Explosionen in der Moskauer U-Bahn, den Bombenanschlägen in Madrid im Jahr 2004 und den Anschlägen in London im Jahr 2005 adaptiert und verbessert worden waren.
    »Internationale Überwachungsorgane und das Department of Homeland Security haben wiederholt Drohungen aufgefangen, die sich gegen das veraltete Wasserversorgungssystem der fünf Stadtbezirke richten«, fuhr Scully fort und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Die ursprünglichen Tunnel - Wassertunnel Nummer eins und zwei - sind seit über einem Jahrhundert in Betrieb. Sie sind«, er hielt wie zur Bekräftigung inne, »sie sind extrem veraltet und baufällig.«
    Scully drehte sich zum Bürgermeister um, der ihm kopfnickend die Erlaubnis erteilte, die schlechten Neuigkeiten mitzuteilen. »Sollte einer der alten Tunnel Risse oder größere Schäden davontragen, so führt dies unweigerlich zu einem Zusammenbruch des gesamten Systems.«
    Wir hörten, wie die Reporter hinter den Holzabsperrungen Scully die Frage zuriefen, was das bedeutete. Er war offensichtlich nicht bereit, Fragen zu beantworten.
    »In Zusammenarbeit mit dem Umweltamt haben wir unsere Leute an alle Baustellen dieses monumentalen Bau-Projekts in den fünf Stadtbezirken geschickt. Wir möchten zum jetzigen Zeitpunkt dringend an die Bevölkerung appellieren, den Wasserverbrauch so weit wie möglich einzuschränken.« Scully gab noch ein paar Hinweise, wie das in Privathaushalten und Unternehmen zu geschehen habe, und forderte die New Yorker auf, ihre Mineralwasservorräte aufzustocken.
    Die Reporter verlangten jetzt lautstark nach einer Erklärung, die für die Zuschauer einen Sinn ergeben würde.
    Der Bürgermeister schob den Polizeipräsidenten mit dem Ellbogen zur Seite, trat wieder ans Mikro und sprach auf seine entspannte, volksnahe Art, so als ließen sich die Gefahren dadurch

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