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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Gerichtssaal betreten hatte. Ich war um sieben Uhr mit dem Auto ins Büro gefahren, auch wenn es auf der Straße genauso langsam vorwärtsging wie unter der Erde, wo der U-Bahn-Verkehr auf der West Side noch immer wegen der Ermittlungen beeinträchtigt war. Für die normalerweise zwanzigminütige Fahrt hatte ich über eine Stunde gebraucht.
    »Ich würde nie im Leben in so einen Tunnel runtergehen.« Artie lehnte hinter mir am Geländer und stocherte mit einem kleinen Taschenmesser zwischen seinen Schneidezähnen. »Ich bin da echt - wie sagt man? - klaustrophobisch veranlagt? In der Zeitung steht, dass der Tunnel so tief ist wie das Chrysler Building hoch. Sechzig Stockwerke. Könnten Sie da jeden Tag runterfahren?«
    Ich ordnete meine Akten und wartete auf die anderen Prozessbeteiligten, um mit der Verhandlung fortzufahren.
    Es war Donnerstag, und wir hatten morgen frei, da ich schon vor Wochen einen Urlaubstag beantragt hatte. »Nie im Leben. Ich bin da ganz Ihrer Meinung. Frische Luft und viel Tageslicht.« Ich musste daran denken, wie ich im vergangenen Winter während einer Ermittlung im Poe Park vorübergehend in einem Holzverschlag gefangen gewesen war. Allein bei dem Gedanken daran lief es mir kalt über den Rücken.
    »Wahrscheinlich fragen wir uns noch in ein paar Jahren, ob in unserem Leitungswasser, das wir trinken, noch die Finger oder Zehen von diesen Typen rumschwimmen.«
    »Von welchen Typen?«
    Auf den Gerichtskorridoren verbreiteten sich die Gerüchte wie ein Lauffeuer. Unterwegs hatte ich Radio gehört, aber keine Meldungen über etwaige Tote.
    »Die armen Schweine, die es bei der Explosion erwischt hat. Die Tunnelarbeiter, deren DANN schon bald in Ihren Küchenausguss tropfen wird.« Artie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und klappte das Messer zu.
    »Wie bitte?«
    »Sie kennen doch Billy, den Captain vom Gerichtssaal 62? Ein Schwager von seinem Cousin arbeitet im Tunnel. Er sagt, es werden drei Leute vermisst. Anscheinend haben die Cops, als sie heute Morgen runter sind, ein paar Leichenteile gefunden.«
    Kurz vor elf Uhr öffnete sich die Tür zum Amtszimmer des Richters. Gertz betrat den Gerichtssaal, zog sich seine Robe über und ging zu seinem Platz.
    Hinter ihm verließ Lern Howell das Zimmer und setzte sich auf die Kante meines Tisches. Es hatte keinen Sinn sich darüber zu beschweren, dass er vor Sitzungsbeginn unter vier Augen mit dem Richter gesprochen hatte. Sie waren langjährige Freunde und würden beide abstreiten, sich über den Quillian-Fall unterhalten zu haben.
    »Artie, wie viele Geschworene sind da?«
    »Bis jetzt neun.«
    »Hat sich von den anderen jemand gemeldet?«
    »Ja, Nummer zwei.« Artie ging zur Richterbank. »Sie kam bis zur Penn Station und geriet in Panik, als die Cops ringsherum Jugendliche anhielten, um deren Rucksäcke zu durchsuchen. Ich sagte ihr, sie solle ein Taxi nehmen. Der Rest wird wohl in der U-Bahn feststecken, Euer Ehren. Im Radio haben sie durchgesagt, dass es auf allen Strecken zu Verspätungen kommt.«
    »Also, Mr Howell, Miss Cooper, was schlagen Sie vor? Was sollen wir bis dahin tun?«
    Lern tat gern so, als würde er privat mit mir plaudern, um seine Nase in meine Papiere zu stecken, in der Hoffnung, er würde spitzkriegen, welche Beweise ich in den nächsten Tagen vorlegen würde.
    »Ich hatte gehofft, Euer Ehren, dass Ms Cooper uns verraten wird, wie sie dieses Chaos in Midtown gestern Abend eingefädelt hat. Vor lauter Aufregung um dieses alte Erdloch sind die Schlagzeilen um Kate Meade völlig untergegangen. Ich weiß, dass Alexandra etwas damit zu tun hat.« Lern nahm einen blauen Aktendeckel von meinem Tisch und schwenkte ihn über dem Kopf. »Das hier ist ihre Akte mit den >schmutzigen Tricks<, Euer Ehren.«
    »Nur eine von vielen, Mr Howell. Ich habe in meiner Anfangszeit unter Ihrer Anleitung durchaus ein paar Dinge gelernt«, sagte ich zu Lern, bevor ich mich an den Richter wandte. »Haben wir einen Stenographen? Wären Sie bereit, Euer Ehren, jetzt meine Gründe anzuhören, warum ich die Sachverständige für häusliche Gewalt in den Zeugenstand rufen will?«
    »Gute Idee. Artie, schauen Sie nach, ob Sie die Stenographin auf dem Flur sehen.«
    Lern trat an die Richterbank und versuchte sich beim Richter einzuschmeicheln, bevor wir die Verhandlung offiziell fortsetzten. »Mir scheint, dass die Geschworenen nichts hören müssen, was über das normale Verständnis hinausgeht. Wir reden hier nicht über wissenschaftliche

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