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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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die Grubenarbeiter und Lader - wir mussten schaufeln -, und die starken Kerle aus der Karibik hämmerten diese gebogenen Stahlteile für die Tunnelauskleidung fest.«
    »Und es hat bisher nie Spannungen zwischen den beiden Gruppierungen gegeben? Schwer zu glauben.«
    »Hin und wieder, klar. Aber wenn man mit jemandem ein paar Hundert Meter unter der Erde ist, muss man ihm bei jeder Schicht sein Leben anvertrauen, auch wenn man - Sie entschuldigen, Detective - ihn nicht mit der eigenen Schwester verheiraten würde.«
    »Was ist jetzt der Streitpunkt?«, fragte Mercer.
    »Viele Tätigkeiten der Tunnelbauer werden heute von neuen, modernen Maschinen erledigt, sodass die Männer ihren Arbeitsplatz nicht mehr einfach an ihre Söhne weitergeben können, so wie es über Generationen hinweg der Fall war. Die Schwarzen beschweren sich, dass sie die Ersten sind, die rausgeekelt werden, obwohl sie oft genauso lange, sprich seit Generationen, dabei sind wie wir. Ich gebe Mike die Namen der Leute, mit denen er sprechen muss. Es betrifft nicht jeden.«
    Mike ging an den Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Milch ein, dann lehnte er sich hinter mich an die Esszimmerwand. »Man denkt, man weiß, mit wem man es zu tun hat, aber glaub mir, man weiß gar nichts.« Er sprach mit einem Akzent, aber ich wusste nicht, wen er nachzumachen versuchte. »Das hat mir der Staatsanwalt immer gesagt, in Chinatown… Vergiss es, Jake, du bist in Chinatown.«
    Ich rieb mir die Augen. »Was hat diese Explosion mit Chinatown zu tun?«
    »Jetzt klingst du wirklich wie eine doofe Blondine. Hast du meine tolle Jack-Nicholson-Imitation nicht erkannt? John Huston? Chinatown - der Film, nicht das Viertel. In dem Streifen ging’s drum, Wasser zu klauen, um es nach Los Angeles zu schaffen, erinnerst du dich nicht? Du könntest die gleiche Story über New York erzählen - wir mussten das Wasser auch irgendwo abzapfen, nur will sich jetzt keiner mehr daran erinnern.«
    Ich ging ins Wohnzimmer, um einen Blick auf den Fernseher zu werfen. Julie Kirsch berichtete immer noch live von der Tenth Avenue und stellte wilde Spekulationen über die Ursachen der Explosion an.
    »Kannst du mir und Teddy eine Kanne Kaffee machen, bevor wir wieder an die Arbeit gehen?«
    »Klar.«
    »Wie alt sind Sie, Teddy?«, fragte Mike. »Dreiundvierzig.«
    »So alt wie Mercer. Sind Sie verheiratet?«
    Er nickte und kaute an einer Pizzakruste.
    »Siehst du, Coop, du solltest dich unter der Erde nach einem Mann umsehen, der schwarzen Kaffee, English Muffins und zum Abendessen stinkigen Käse und alte Cracker mag.« Mike wandte sich wieder an O’Malley: »Mehr hat sie kulinarisch nicht zu bieten. Coop ist zu haben, und ein Kerl, der einen Vorschlaghammer fest im Griff hat, wird vielleicht auch mit ihr fertig. Stammt Ihre Frau auch aus einer Tunnelbauerfamilie?«
    »Natürlich. Vater, Großvater, Bruder.« Teddy lächelte. »Kein anderer versteht das.«
    »Was genau sind denn nun >Sandhogs    Mike antwortete: »Die Gewerkschaft der Tunnelarbeiter. Insgesamt rund fünfzehnhundert Leute.«
    Teddy gab eine ausführlichere Antwort.
    »Ortsgruppe 147, Druckluft- und Luftschacht-, Tunnel-, Fundament-, Caisson-, U-Bahn-, Kastendamm-, Abwasserkanal-Arbeiter von New York, New Jersey und Umgebung.«
    »Also spart ihr Zeit, indem ihr euch nur >Sandhogs< nennt - aber woher genau kommt dieser Name?«
    Teddy antwortete mit einer Gegenfrage. »Sie kennen doch die Brooklyn Bridge?«
    Man wäre kein echter New Yorker, wenn man nicht in das achte Weltwunder verliebt wäre, dieses grandiose Bauwerk, das 1867 aus John Roeblings Idee hervorgegangen war, über den East River die längste Hängebrücke der Welt zu bauen, um damit die bis dato separaten Städte New York und Brooklyn zu verbinden.
    »Natürlich, ich kann sie von meinem Büro aus sehen.«
    Die Brücke, die so imposant unten am Hafen stand, war eine der Lebensadern der Stadt, und mit ihren gewaltigen Steintürmen und der erhöhten Promenade bot sie nach wie vor die schönste Aussicht auf die sich ständig verändernde Skyline von Manhattan.
    »Wissen Sie, was ein Caisson ist?«, fragte Teddy.
    »Eigentlich nicht.«
    »Roebling hatte eine sehr riskante Idee, Alex. Das Gelingen seines Plans hing einzig und allein von der Stärke der Brückenpfeiler ab, und um sie zu bauen musste man riesige Holzkästen - 27 500 Tonnen schwere Caissons, jeder ein halber Häuserblock lang - ins Flussbett versenken.«
    »Wie hat man das

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