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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Dr. Rosenbauer«,
entschied der Kriminalhauptkommissar. Er schaute in seine Notizen.
»Lorbersgasse 8, wo zum Geier ist das denn?« Hilfesuchend wandte er sich an
Lagerfeld, der in Bamberg aufgewachsen war.
    »Die Firma Bartosch, Lorbersgasse? Das ist unterhalb von der Villa
Remeis, über die Straße rüber, am Kindergarten vorbei und dann links runter.«
    Haderlein überlegte kurz. »In der Nähe von St. Getreu, oder?«
    »Genau, nur auf der anderen Seite vom Hügel, am Jakobsberg«,
pflichtete ihm Lagerfeld bei. »In einem alten Ziegelbau aus der
Jahrhundertwende.«
    »Gut«, beschloss Haderlein. »Dann fahren wir da mal hin. Gib mir die
Autoschlüssel, Bernd.« Ungeduldig streckte er die Hand aus, während Lagerfelds
Hände auf Wanderschaft in seinen Hosentaschen gingen. Den Autoschlüssel fand er
zuerst nicht, dafür erspürte er etwas Metallenes mit seinen Fingern. Mühsam
fingerte er das Teil aus der engen, geflickten Jeans. Es war tatsächlich ein
Schlüssel, sogar mit blauem Anhänger, auf dem »Dixi« eingraviert stand.
Lagerfeld glotzte ihn an, wusste aber nichts mit dem Fund anzufangen.
    »Mensch, Bernd, das ist doch nicht mein Autoschlüssel! Jetzt such
schon weiter, wir haben noch viel vor heute.« Haderlein wurde ungeduldig, als
Bernd Schmitt Lagerfeld eine furchtbare Erkenntnis traf.
    »Scheiße!«, entfuhr es ihm, und er kramte wie wild in seiner Jacke
nach dem Handy. Kollege Franz stand der Aktion nur ratlos vis-à-vis gegenüber.
Was war denn jetzt schon wieder los?
    Doch Lagerfeld hatte schon hektisch zu telefonieren begonnen.
»Polizei Coburg? Ja, hier Kollege Schmitt aus der Direktion Bamberg …
Lagerfeld, genau … Hören Sie, da muss noch auf dem Marktplatz ein
abgeschlossenes Dixi-Klo stehen, mit einem alten Dreigangrad angelehnt. Drinnen
ist jemand eingeschlossen, den solltet ihr dringend rauslassen. Aber ihr müsst
das Klo aufbrechen, ich hab den Schlüssel aus Versehen mitgenommen. … Okay,
vielen Dank, auf Wiederhören.« Obwohl Lagerfeld erleichtert das Handy
zuklappte, war er noch so nervös, dass seine Hände instinktiv und vergeblich
nach Zigaretten suchten.
    »Na, hoffentlich ist der Typ noch nicht verdampft, mein lieber
junger Kollege«, meinte Haderlein sarkastisch. »Immerhin ist der fast zwei
komplette Tage in einem Chemieklo in der Sonne gestanden.«
    Lagerfeld blickte jetzt echt besorgt drein, aber Haderlein hatte es
eilig. »Schluss jetzt, weg hier, die werden dir schon noch Bescheid stoßen.«
Mit diesen Worten schob er Lagerfeld in den Landrover. Sie hatten zu tun.
    Als die Coburger Streifenbeamten am Marktplatz ausstiegen, bot sich
ihnen ein seltsames Bild. Der gesamte Platz war von den Pionieren der
Bundeswehr und dem THW geräumt
worden, sämtlicher Bauschutt abtransportiert. Der Platz war frisch gereinigt,
abgesperrt und vollkommen leer, bis auf ein blaues Dixi-Klosett, welches einsam
in der Mitte der Fläche thronte. Als die Beamten näher kamen, sahen sie, dass
tatsächlich ein altes Fahrrad an der Seitenwand lehnte.
    »Das is doch der Drahtesel vom Sänger, oder etwa nicht? Und der ist
jetzt schon zwei Tage bei der Hitze da drin eingesperrt?«, wunderte sich der
eine Polizist, als er mit dem schweren Brecheisen gegen die Tür klopfte.
»Hallo, haaallooo? Ist jemand da drin?«
    Das Aluminium des Toilettenhäuschens fühlte sich sehr warm an, aber
von drinnen war kein Laut zu hören. »Da is nie und nimmer der Sänger drin«,
zweifelte der erste Polizist wieder. »Des tät mer doch hören.«
    Der Kollege schaute ihn an, dann das Dixi-Klo, dann wieder ihn.
»Wenn mir da jetzt aufmachen und der lebt noch, is des vielleicht gar net so
gut, so für die Allgemeinheit«, überlegte er laut. »Mir ham jetzt Juli.
Vielleicht sollten wir den da drinlassen … Bis Weihnachten oder so?«
    Sein Kollege grinste. »Mensch, des kannste doch dem Klo net antun,
Kurt. Hopp, mach auf.« Er schüttelte ungeduldig den Kopf, nahm ihm das
Brecheisen aus der Hand, setzte es gekonnt in der Türfuge an und knickte mit
einem kräftigen Zug die Toilettentür auf, die ächzend nach außen wegklappte.
    Den Beamten bot sich ein unwirkliches Bild. Der Sänger wirkte wie
tot. Er sah aus wie ein lebloses, getrocknetes Insekt. Allerdings waren seine
Augen offen und bewegten sich leicht. Trotzdem rührte er sich nicht, und es war
auch kein Laut von ihm zu hören. Ein sehr verdächtiger Umstand. Stattdessen
hatte er seinen Blick auf die Unendlichkeit des Marktplatzes gerichtet und sich
den Ghettoblaster

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