Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
gestürzt.«
Er richtete einen sorgenschweren Blick auf Lucy.
»Ihnen ist klar, dass Sie als Nächste dran sind, oder? Wenn Adam Caine Bob umgebracht hat, weil er ihn für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht, dann sind Sie sein nächstes Ziel.«
Lucy richtete sich halb aus ihrem Stuhl auf und versteifte sich. Sie war kurz davor, Adam zu verteidigen. Aber dann rief sie sich zur Ruhe und zwang sich, die Fassade der Professionalität zu wahren.
»Adam hatte genug Gelegenheit, mich zu töten, und bislang hat er es nicht einmal versucht.«
Zeller hob wütend seine Schultern. »Warum zum Teufel weigern Sie sich, die Wahrheit anzuerkennen, Lucy? Ich musste gerade anständigen Leuten mitteilen, dass ihr Sohn ums Leben gekommen ist. Ich will nicht auch noch Ihren Ehemann oder Ihre Tochter anrufen und ihnen das Gleiche sagen müssen. Vielleicht sollten Sie gehen. Fahren Sie nach Hause. Bringen Sie sich in Sicherheit. Überlassen Sie Adam Caine mir. Wir werden ihn finden und mit ihm fertig werden, wie auch immer.«
»Ich weiß Ihre Beunruhigung zu schätzen, Sheriff. Wirklich. Und glauben Sie mir, das Wohl meiner Familie ist meine oberste Priorität – aus diesem Grund bin ich ja überhaupt nur nach New Hope gekommen. Aber ehrlich gesagt kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass Adam das Monster ist, für das Sie ihn halten. Wir übersehen da etwas. Wie beim letzten Mal.«
Sie atmete tief ein. Ihr war klar, dass sie alle Brücken zwischen Zeller und sich abbrach, wenn sie ihre Trumpfkarte ausspielte.
»Erinnern Sie sich daran, was damals passiert ist. Als Ihr Vorgänger sich geweigert hat, auf mich zu hören, und mich aus der Stadt jagen wollte.«
Das Gespenst der Vergangenheit hing in der Luft. Zeller schob seinen Stuhl vom Schreibtisch weg und vergrößerte so die Distanz zwischen ihnen. Dann wanderte sein Blick zur Whiskeyflasche. Er griff danach, verstaute sie wütend in der Schublade und sah Lucy dann wieder an.
»In Ordnung. Bleiben Sie. Aber Gott stehe uns bei, wenn Sie sich irren.«
Lucy nickte dankend und erhob sich.
»Er war ein guter Mann und ein guter Beamter.«
Zeller seufzte.
»Ich weiß.«
»Wir werden die Wahrheit finden. Für Bob.«
»Machen Sie keine Versprechen, die Sie nicht halten können.«
»Mache ich nicht.«
Lucys Mobiltelefon klingelte. In Anbetracht der gerade stattgefundenen Unterhaltung klang der Klingelton viel zu fröhlich.
»Guardino.«
»Ich bin es, Olivia. Darrins Schwester.« Die Stimme des Teenagers klang atemlos und gedämpft. » Sie müssen schnell herkommen.«
Lucy stellte das Telefon auf Lautsprecher, damit Zeller mithören konnte.
»Was ist passiert, Olivia? Geht es um deine Mutter? Bist du in Gefahr?«
»Ich nicht, aber Darrin. Als ich heute früh aufgewacht bin, habe ich etwas entdeckt – warten Sie, ich habe ein Foto gemacht, ich schicke es Ihnen gleich. Aber Dad will die Schrift entfernen. Sie sagen, dass sie Darrin töten werden, aber Dad ist das egal. Er wird zulassen, dass sie ihn töten. Bitte, Sie müssen helfen. Kommen Sie sofort, bevor er es wegmacht.«
»Einen Moment, junges Fräulein«, schaltete sich Zeller ein. »Ich bin der Sheriff. Beruhige dich und erkläre uns, was vor sich geht.«
Lucys Telefon piepste. Die Bildnachricht war eingetroffen. Sie rief sie auf und sah das Foto, das Olivia geschickt hatte: Auf den Fensterscheiben der Küche stand in roter Schrift: Eine Million. Sonst ist es beim nächsten Mal sein Blut.
»Sie wollen eine Million für Darrin, aber mein Dad will das nicht bezahlen. Er erlaubt meiner Mutter nicht, Sie anzurufen, also habe ich Sie heimlich angerufen.«
»Wir sind schon unterwegs, Olivia. Verhalte dich ruhig und warte auf uns«, sagte der Sheriff und griff, schon im Gehen, nach Jacke und Hut.
»Befinden sich Einsatzkräfte in der Nähe, die vor uns dort sein könnten? Vielleicht durch die Suchaktion?«, wollte Lucy wissen.
»Nein. Wir sind am schnellsten dort.«
»Olivia, hast du irgendwo einen Zettel gefunden? Mit Anweisungen?«
»Ja, auf einem Blatt Papier, das unter der Tür durchgeschoben war. Er hat noch nicht gemerkt, dass ich es habe, aber wenn e… Scheiße, da kommt er.«
Durch das Telefon hörte man lautes Klopfen und anschließendes Gebrüll. Dann den Schrei eines Mädchens. Danach war es still. Lucy und Zeller eilten aus der Wache.
Kapitel 28
Für die Nachbearbeitung der nächtlichen Suchaktion musste Jenna eine lange Liste abhaken. Eine der Aufgaben bestand darin, die kriminelle
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