Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
habe ihn gerettet. Ich habe sie alle gerettet.« Adam beugte sich nach vorn. Er wartete, dass Dad ihn anlächeln würde. Aber er wartete umsonst.
»Soweit habe ich mir das schon denken können. Aber jetzt bin ich dran, diesem arroganten Scheißkerl Harding ein für alle Mal seine Lektion zu erteilen. Er besitzt nichts, das ich ihm nicht wegnehmen kann.«
»Er hat Darrin wehgetan.«
»Keine Sorge. Er wird dafür bezahlen. Und zwar ordentlich.«
Warum erkundigte Dad sich nicht nach Darrin? Oder nach den anderen?
»Ich habe auch Marty und Sally gerettet.«
Dad ruckte mit dem Kopf, aber nur, um den Seitenspiegel zu kontrollieren. »Tatsächlich, hast du das? Gut gemacht.«
Seine Stimme schien weit entfernt und er blickte nicht nach hinten zu Adam. Stattdessen streckte er sich zur Seite und öffnete die Beifahrertür.
Morgan hüpfte in den Wagen. Sie war atemlos, ihre Wangen waren vor Kälte gerötet. »Alles erledigt?«
Sie nickte.
»Na klar. War kinderleicht. Ich habe es auf die großen Fensterscheiben hinten in der Küche geschrieben. Sie können es unmöglich übersehen.«
»Braves Mädchen.« Dad fuhr wieder den Hang hinunter. Sobald sie die holprigen Kurven hinter sich hatten und in die Hauptstraße einmündeten, drehte er sich zu Morgan und wuschelte ihr mit den Fingern durchs Haar.
»Ich bin so stolz auf dich.«
Und dann lächelte er. Das Lächeln, von dem Adam fast ein Jahr lang geträumt hatte. Dads Lächeln. Aber es galt Morgan.
Kapitel 27
Nachdem sie vor den zuständigen Beamten ihre vorläufige Aussage gemacht hatten, standen Lucy und Jenna den Ermittlungen am Tatort mehr im Wege, als dass sie hätten helfen können, weswegen sie sich entschlossen, zur Hauptwache des Sheriffs in Huntingdon zu fahren. Jenna schwieg während der gesamten Fahrt auf die andere Seite des Berges. Sobald sie ihr Ziel erreicht hatten, suchte sie sich einen abgelegenen Schreibtisch und ließ sich auf den dazugehörigen Stuhl fallen. Sheriff Zeller war noch damit beschäftigt, den Tatort zu inspizieren und Meldung zu machen, und um die Zeit des Wartens zu nutzen, rief Lucy Nick an. Wie immer hörte er geduldig zu und machte ihr keine Vorwürfe, dass sie den Beginn von Megans Fußballturnier verpasste.
»Aber dir ist schon klar, dass du dafür bezahlen wirst«, warnte er sie.
Lucy seufzte. In letzter Zeit gab es immer einen Preis zu zahlen, wenn es um Megan ging.
»Und der wäre?«
»Die Party heute Abend.«
»Nick …«
»Lass mich ausreden. Ich habe die übrigen Eltern angerufen, und einige von uns werden auch dort sein. Wir bezeichnen uns nicht unbedingt als Anstandswauwaus, vor allem nicht vor Megan. Aber wir werden anwesend sein. Und ich habe mit Danny gesprochen. Ich glaube nicht, dass du dir irgendwelche Sorgen zu machen brauchst. Er hat einen Lebensgefährten. Er heißt John.«
Die Privatverhältnisse des Trainers interessierten Lucy nicht. Es änderte nichts daran, dass Megan erst dreizehn war und die Jüngste auf der Party sein würde.
»Und du wirst dort sein? Die ganze Zeit?«
»Ich verspreche es dir.«
»Okay. In Ordnung.«
»Wunderbar, ich werde es Megan ausrichten. Soll sie dich mal zwischen den Spielen anrufen?«
Sollte Megans Mannschaft gewinnen – und das würde sie – hätten sie ein weiteres Spiel zu absolvieren, um sich für das Viertelfinale zu qualifizieren.
»Ja. Aber warne sie … Wenn ich nicht abnehme …«
»Dann liegt es nicht daran, dass du sie nicht sprechen willst. Ich liebe dich.«
Er legte auf. Lucy nahm sich vor, sich nun darauf zu konzentrieren, Clinton Caine zu finden. Vielleicht würde der Vater ihnen helfen können zu verstehen, was zum Teufel mit Adam los war. Als Zeller endlich das Büro betrat, blickten ihn die wenigen verbliebenen Mitglieder seiner Stammbelegschaft hoffnungsvoll an, als erwarteten sie, dass er verkündete, Bob sei wie durch ein Wunder von den Toten auferstanden. Zeller erwiderte die Blicke seiner Kollegen und schüttelte den Kopf. Dann schlurfte er in sein Büro. Es sah aus, als schleppe er ein Gewicht, das für einen Mann seines Alters viel zu schwer war. Lucy wartete, bis er an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, und folgte ihm dann.
»Sheriff, es tut mir so leid wegen Bob.« Sie hielt inne, suchte nach den richtigen Worten. Es gab keine. Versuchen musste sie es dennoch.
Zeller antwortete nicht, wies aber mit einem Nicken auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Aus einer Schreibtischschublade holte er eine Flasche Macallan Single Malt
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