Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
Arbeit gefahren war. Einer Spur achtlos hingeworfener Kleidungsstücke und Fußballsachen folgend ging sie in Richtung Küche. Aber Megan hatte auf halbem Weg dem Drang nachgeben müssen, sich auf den Boden fallen zu lassen und mit Zeke zu spielen, ihrem Australian-Shepherd-Welpen. Boots, die orange gemusterte Tigerkatze, die sie aus dem Tierheim hatten, schaute sich das Schauspiel voller Verachtung an.
»Ich verstehe noch immer nicht, warum ich nicht mit den anderen mitfahren durfte. Darf ich jetzt bloß, weil ich die Jüngste bin, nicht mit meinen Mannschaftskameraden abhängen oder was«, quengelte Megan, als sie Zekes Fell genug gezaust hatte.
»Kannst du bitte dein Chaos hier aufräumen.« Lucy wollte eine neue Diskussion vermeiden. Sie stellte die Pizzakartons auf die Arbeitsplatte und legte ihre Waffen ab. Früher hatte sie die Glocks immer sofort in den Safe gelegt, aber seit September hatte sie es sich angewöhnt, eine davon auf dem Kühlschrank und die andere in ihrer Tasche zu deponieren. Eine dritte Waffe verwahrte sie in ihrem Nachttisch. Nick konnte es überhaupt nicht ausstehen, geladene Waffen im Haus zu haben, aber Megan war eine bessere Schützin als er und verantwortungsbewusst. Nick weigerte sich grundsätzlich, mehr über Pistolen wissen zu wollen, als wie man sie sicher handhabte.
»Eine Minute noch.« Megans Stimme war wegen des Geschlabbers des Welpen schwer zu verstehen.
»Sofort, bitte. Dein Vater kommt gleich nach Hause und er bringt Besuch mit.«
»Besuch? Wen?«
»Walden.«
»Cool. Seine Geschichten sind toll.«
Alle Arbeitskollegen von Lucy faszinierten Megan, obwohl sie tödlich gelangweilt tat, wenn Lucy es sich erlaubte, von sich aus ihre Arbeit zu erwähnen. Den Welpen im Arm, kam Megan in die Küche.
»Ihm fehlt seine Frau sehr, oder?«
»Ja, sie starb über Thanksgiving, deshalb ist diese Zeit des Jahres besonders schwer für ihn.«
»Dann sollte er öfter zum Abendessen kommen. Er hat mir versprochen, dass er mir beibringt, wie man Süßkartoffel-Pastete macht.«
Sie griff nach dem obersten Pizzakarton, aber Lucy scheuchte sie davon.
»Gib den Tieren Futter, sammle deine Klamotten ein und wasch dich.«
Jetzt kam es doch, das unvermeidliche Augenverdrehen. »Ja, ja, ja.«
»Hausaufgaben?«
»Schon gemacht.«
Megan füllte die Futter- und Wasserschälchen für die Tiere und klaubte dann ihre verstreuten Sachen auf. Als sie an Lucy vorbeiging, ließ sie die Schultern fallen, als würden die dreckigen Schienbeinschoner und das Sweatshirt mehr wiegen als der Fels des Sisyphos. Lucy konnte nicht widerstehen. Sie hielt Megan zurück und drückte ihr einen dicken Schmatzer auf den Kopf, bevor Megan sich losmachen konnte.
»Ich hab dich lieb, Zuckerstück.«
»Mom«, Megan wand sich aus dem Griff der Mutter. »Ich bin kein Kleinkind mehr.«
»Ich weiß«, flüsterte Lucy, während Megan die Treppen hochstapfte und Lucy allein in der Küche zurückließ, wo das Hundebaby sein Futter verschlang und die Katze die Pizza beäugte.
»Also, wie ernst müssen wir das wirklich nehmen?« Nick unterstrich seine Frage, indem er mit einem mit Peperoniwurst und Zwiebeln belegten Stück Pizza in der Luft herumwedelte. »Das ganze Theater ist reine Routine, mit den üblichen Vorsichtsmaßnahmen, ja?«
Lucy sah Walden an, der sich einen großen Bissen Pizza in den Mund schob und es damit ihr überließ, die schlechte Nachricht zu verkünden. Wahrscheinlich war es so ohnehin besser.
»Nick, Megan«, setzte sie an. Megan blickte auf. Sie schmollte noch immer, weil Lucy ihr nicht erlaubt hatte, sich nach dem Training mit ihren Fußballkameraden zu treffen. »Ich will euch keine Angst einjagen, aber wir müssen das tatsächlich ernst nehmen.«
»Aber ihr werdet doch andauernd bedroht«, protestierte Megan. »Du selbst sagst doch immer, die Welt ist voller Verrückter.« Sie ertappte sich selbst bei ihrem Ausrutscher. »Tut mir leid, Dad. Du weißt, wie ich das meine.«
»Der hier ist anders. Wir sollten vielleicht eine Zeit lang wegfahren …«
Megan sprang so hastig vom Tisch auf, dass sie beinahe ihren Teller zu Boden gerissen hätte. »Nein! Mom, ich lasse Fußball auf keinen Fall ausfallen! Das ist nicht fair! Du kannst mich nicht zwingen.«
»Megan Constance Callahan«, rügte ihr Vater sie in einem Tonfall, den er nur selten anschlug. »Setz dich hin und hör deiner Mutter zu. Sie weiß, wie wichtig dir das Fußballspielen ist, aber deine Sicherheit steht an erster
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