Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
Vom Netzwerk:
außer einem unordentlichen Bett und überall verstreut herumliegenden Klamotten nichts ausmachen. Es sah so aus, als sei jemand völlig durchgedreht und habe jede Schublade und den gesamten Schrank entleert. Er schlich an die Vorderseite des Mobilheims und achtete darauf, auf dem mit Frost überzogenen Kiesweg besonders leise zu sein. Und dann sah er sie. Sally saß auf einem der Zementblöcke, die als Stufen zur Vordertür dienten. Die Knie hatte sie an den Oberkörper gezogen und die Arme um den schmalen Körper geschlungen. Sie trug ein pinkfarbenes Nachthemd, einen pinkfarbenen Fleecebademantel und pinkfarbene flauschige Pantoffeln aus Kunstfell.
    »Sally«, sagte Adam.
    Im ersten Moment antwortete sie nicht. Mit weit geöffneten Augen blickte sie ins Leere. Er rüttelte sie sacht. Sie war kurz vorm Erfrieren. Ihr Gesicht war weiß, ihre Lippen dunkel angelaufen und ihre Zähne klapperten. Adam setzte sich neben sie. Die Kälte des Zementblocks schoss sofort durch seine dünnen Jeans. Er zog seine Jacke und sein Sweatshirt aus, wickelte Sally darin ein und hob sie auf seinen Schoß. Eine dreckige Stoffkatze, die irgendwann einmal weiß gewesen sein musste, fiel ihr aus dem Arm. Sie hatte sie eng umschlungen gehabt, als sei es wichtiger, die Katze warm zu halten als sich selbst. Draußen in der eisigen Nacht, das kalte Bündel Mensch auf seinem Schoß, begann auch Adam vor Kälte zu zittern. Er versuchte, Sally so wenig wie möglich zu stören, während er sich nach dem Türknopf hinter ihm streckte und an ihm drehte. Die Tür war verschlossen.
    »Was treibst du so spät hier draußen?«
    Sie zeigte auf die Stoffkatze auf der Erde. Ihre kleinen Hände verloren sich in den weiten Ärmeln des Sweatshirts. Adam hob die Katze auf. Eines der Glasaugen fehlte. An seiner Stelle war mit Filzstift ein blauer Punkt aufgemalt worden, passend zu dem anderen Auge. Er gab Sally das Stofftier.
    »Ich bin aufgewacht«, sagte sie. Dabei sah sie nicht ihn an, sondern blickte unverwandt auf die Katze. »Miss Priss war verschwunden, also habe ich sie gesucht. Sie hatte sich in Moms Auto versteckt.«
    Mit dem Kopf deutete sie auf einen Chevrolet Impala, der neben einem schwarzen Ford F-150 parkte. Der Pick-up glänzte im Mondlicht. Chromverzierungen, eine ziemlich aufgemotzte Karre. Der Chevy hingegen neigte sich etwas zur Seite, denn einer der Vorderreifen war platt, und die ganze Karosserie hatte weniger Farbe als Grundlackierung.
    »Und dabei hast du dich ausgesperrt?«
    Sie nickte. Es konnte noch nicht sehr lange her sein, ansonsten wäre sie in der dünnen Kleidung schon längst erfroren.
    »Hast du nicht geklopft?«
    »Keiner hat aufgemacht. Ich habe geklopft, so laut ich konnte, und auch geklingelt. Aber Mommy und Bert schlafen. Sie sind nicht aufgewacht.«
    Sie sah zu ihm hoch. Ihre Augen hätten für den Mond Platz gehabt, der sich in ihnen spiegelte, so weit waren sie geöffnet. »Glaubst du, es geht ihnen gut?«
    Etwas piekste auf Adams Wange. Er hob eine Hand und merkte, dass es eine Träne war. Nur die Kälte, sagte er sich. Er stand auf und trug Sally und Miss Priss zu dem Pick-up hinüber. Die Türen waren nicht verschlossen. Er setzte Sally sachte auf den Beifahrersitz. Dort war es etwas wärmer und windgeschützt. In wenigen Sekunden hatte er den Motor kurzgeschaltet und warme Luft blies aus der Lüftung.
    »Würde es dir und Miss Priss gefallen, mit zu mir nach Hause zu kommen?«, fragte er und kitzelte die Katze unter dem Kinn. Sally kicherte. Allmählich kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück.
    »Ich heiße Adam. Ich bin so etwas wie dein großer Bruder.«
    Sie gähnte und legte sich zu spät die Hand vor den Mund. Dann rollte sie sich ein und schmiegte ihren Kopf gegen die Rückenlehne.
    »Was wird aus Mommy?«
    »Ich schreibe ihr einen Zettel, damit sie sich keine Sorgen macht.«
    »Nein. Ich meine, wer kümmert sich dann um sie?«
    »Lass das meine Sorge sein. Ich komme zurück und sehe nach ihr. Das ist viel zu viel Arbeit für ein kleines Mädchen wie dich. Überlass das nur mir.«
    Sie gähnte erneut. Dieses Mal machte sie sich gar nicht mehr die Mühe, sich die Hand vorzuhalten. Stattdessen fielen ihre Augen langsam zu.
    »Bleib hier im Wagen. Ich bin gleich wieder da.«
    Sally war halb eingeschlafen und Adam ging zurück zur Hintertür des Mobilheims. Ein weiteres Schnappschloss, billiger und noch einfacher aufzukriegen als das an Darrins Haus. Drinnen war der Gestank nach Ammoniak noch viel schlimmer. Die

Weitere Kostenlose Bücher