Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
meint ihr, Jungs?«
Darrin blickte hoffnungsvoll zu Adam hoch. Niemand hatte Adam jemals so angesehen. Als sei er ein Held. Aber Adam konzentrierte sich jetzt nicht auf Darrin oder Marty. Stattdessen nahm er den Anführer ins Visier. Gleich würde er ihn und seine Kumpanen davonjagen. Wie die streunenden Hunde, die in Cleveland versucht hatten, Essen aus seinem Müllcontainer zu klauen. Adam rang sich ein Lächeln ab. Es fühlte sich falsch an, als seien die Muskeln vor lauter Furcht zu angespannt, um seine Lippen in die richtige Position zu bringen. Egal wie es aussehen mochte, es erstaunte den Anführer.
»Hau ab. Das geht dich nichts an«, sagte er feindselig.
Jetzt befand sich auch Adam außerhalb der Überwachungskameras. Er holte sein Messer hervor und ließ es mit nur einer Hand aufspringen.
»Da irrst du dich. Und jetzt hör mir gut zu, weil du dir nämlich merken musst, was ich dir sagen werde. Mich geht alles an, was mit diesen beiden Jungen zu tun hat. Wenn du sie anfasst, wenn du gemein zu ihnen bist, verflucht noch mal, wenn du dich auch nur in ihre Richtung schnäuzt, werde ich mich einschalten.«
Er täuschte einen Angriff mit dem Messer vor und schlug dann eine harte Linke in die Lenden des Anführers, der stöhnend zu Boden ging. Ein nasser Fleck breitete sich auf seiner Hose aus. Adam drehte sich zu den anderen dreien, die stocksteif danebengestanden und den tiefen Fall ihres Anführers mitangesehen hatten.
»Lasst sie los.« Sie ließen Darrin und Marty frei. »Nehmt ihn mit und verpisst euch.« Sie beeilten sich, Adams Anweisung zu befolgen, und hasteten mit ihrem Anführer davon, zurück auf den sicheren Schulhof. Adam klappte sein Messer zusammen und steckte es wieder ein. Dann ging er in die Hocke, um auf Augenhöhe mit den beiden Jungen sprechen zu können.
»Seid ihr okay?«
Marty blickte ihn misstrauisch an, aber Darrin machte einen Satz nach vorn und umarmte Adam so stürmisch, dass sie beinahe umgekippt wären.
»Dich gibt es wirklich! Dich gibt es wirklich!«
»Na klar. Ich hab dir doch gesagt, dass ich auf dich aufpassen werde. Er befreite sich aus Darrins Umklammerung und streckte Marty die Hand hin. »Ich bin Adam.«
Marty sah erst Adam an, dann Darrin. Er gab ihm nicht die Hand.
»Er ist in Ordnung«, verbürgte sich Darrin für Adam. »Er ist mein großer Bruder. Aber keiner darf wissen, dass er hier ist, deshalb musst du das für dich behalten, okay?«
Marty starrte Adam immer noch an, nickte aber schließlich.
»Okay.«
Adam zeigte auf Martys Uhr. Sie war viel zu groß für sein schmales Handgelenk und ganz offensichtlich für einen Erwachsenen gedacht.
»Schicke Uhr.«
»Mein Dad hat sie mir gegeben, bevor er weggegangen ist.« Martys Stimme zitterte und er blinzelte hektisch. »Äh, und danke, dass die Typen sie mir nicht abnehmen konnten.«
»Kein Thema. Dafür bin ich hier.«
Aus den Augenwinkeln heraus registrierte er Bewegungen. Mrs Chesshir. Er stand auf und winkte ihr zu. »Morgen, Mrs Chesshir.«
»Adam.« Sie blieb vor den drei Jungen stehen und war offensichtlich ganz durcheinander. »Du weißt, dass du dich hier nicht herumtreiben sollst.«
»Ich bin nur gekommen, um mich zu verabschieden«, improvisierte Adam und war verwundert, wie einfach ihm die Lügen von den Lippen flossen. Vielleicht, weil sie der Wahrheit so nahe kamen?
»Ich habe gesehen, wie vier große Kinder die beiden hier bedrängt haben, und dachte, jemand sollte sie davor bewahren, verprügelt zu werden.«
»Ach du meine Güte.« Sie ging in die Hocke und klopfte Martys und Darrins Arme sanft ab, als wollte sie Verletzungen aufspüren.
»Alles in Ordnung mit euch?«
Die beiden nickten wortlos.
»Wer war das?«
Die Jungs antworteten nicht. Sie waren erst sechs, aber sie wussten, dass sie die älteren Kinder besser nicht verpetzten. Mrs Chesshirs Mund zuckte, während sie nachdachte. »Ihr zwei geht rein. Sagt Mr Mason, dass ich das angeordnet habe.«
»Jawohl, Mrs Chesshir«, antworteten beide im Chor und rannten davon. Darrin drehte sich im Laufen um, winkte Adam zu und wäre dabei fast gestolpert. Marty zog ihn zurück auf Kurs, und dann waren beide hinter der Ecke verschwunden.
»Hast du gesehen, wer das war?«, fragte Mrs Chesshir. Es war merkwürdig, denn auf einmal fühlte es sich so an, als sei Adam ihr ebenbürtig.
»Die vier da drüben.« Adam zeigte auf die Schlägerbande, die am hinteren Ende des Hofes die Köpfe zusammensteckte, als heckte sie neue Schandtaten
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