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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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Meter über dem Wasserspiegel.
    »Jack, dort drüben ist sie«, wisperte ich und zwickte mir die Klemme auf die Nase.
    »Untertauchen!« Er legte sich ins Wasser, bis nur das Röhrchen des Stiftes herausschaute. Ich tat es ihm nach.
    Das Wort »untertauchen« passte jetzt in mehrfacher Hinsicht.
    Ein leichter Druck legte sich auf meine Ohren und das kühle Nass schluckte alle Geräusche. Ich kam mir vor wie in einer anderen Welt. Unsere Schuhe und Kleidung saugten sich mit Wasser voll und hielten uns unter der Oberfläche. Zusätzlich klammerte ich mich mit einer Hand an ein dickes Schilfrohr, das sich glitschig anfühlte. Ich achtete akribisch darauf, dass das Röhrchen aus dem Wasser ragte. Dazu musste ich meine Augen offenhalten, was mir wirklich schwerfiel. Daher schloss ich sie, als ich meine Position gefunden hatte. Ich hörte nur das rasende Hämmern meines Herzens und das Geräusch, das mein Atem verursachte, wenn er leise durch den Stift pfiff. Der kühle Druck von allen Seiten gab mir das Gefühl, in einem Grab zu liegen, was meine Panik verstärkte. Ich atmete hektischer und glaubte, kaum Luft zu bekommen, obwohl meine Nase nur Millimeter von der Oberfläche entfernt war.
    Da spürte ich plötzlich etwas an meinem Arm. Beinahe wäre ich vor Schreck aufgetaucht, doch es waren Jacks Finger, die sich um mein Handgelenk legten. Sofort wurde ich ruhiger. Jack war bei mir.
    Ich sah wieder durch seine Augen. Er hatte sie geöffnet und starrte auf die Wasseroberfläche. Dort erkannte ich nur ein blau-weißes Schimmern. Es war der Himmel.
    Plötzlich glitt ein Schatten in Jacks Gesichtsfeld.
Halte wenn möglich die Luft an
, sendete er mir, als die ringförmige Drohne über uns schwebte. Auf ihrer Unterseite blinkten Lichter auf und ich hörte das Surren. Der Antrieb des Fluggeräts wirbelte die Wasseroberfläche auf.
    Bitte schwebe weiter
, wünschte ich mir. Mein Puls raste. Ich konnte meine Luft nicht länger anhalten und inhalierte hektisch durch das enge Röhrchen.
    Die Drohne war immer noch da.
    Jack, ich ersticke!
Ich müsste nur den Kopf heben, die Oberfläche war so nah. Mein Schädel pochte.
    Bleib ruhig, Kate!
Ich spürte seine Angst zusätzlich zu meiner, und als er mich plötzlich tiefer drückte, riss ich die Augen auf. Jack legte sich auf mich und zog das Röhrchen aus meinem Mund. Er presste seine Lippen auf meine. Ich wusste sofort, was er vorhatte. Seine Luft strömte in meine Lungen. Mein Körper glaubte nach wie vor, zu wenig Sauerstoff zu bekommen. Sein Kuss war wie ein Anker. Er gab mir Sicherheit, bot mir Schutz.
    Jack hielt mich fest, doch schlagartig war da wieder die Panik, zu ersticken. Jack lag auf mir und hinderte mich am Auftauchen. Ich begann zu strampeln und gegen ihn zu kämpfen.
Luft!
, schrie jede meiner Zellen.
Geh von mir runter!
    Halte noch ein wenig durch, Kate!
    Auf einmal spürte ich die Kälte des Wassers nicht mehr, meine Muskeln brannten wie Feuer. Jack hingegen war wie ein Felsen.
    Bitte, Kate, ein paar Sekunden!
    Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. War die Drohne noch über uns? Ich nahm nichts mehr wahr außer meiner und Jacks rasenden Angst.
    Jack! Bitte! Kann nicht mehr!
    Und auf einmal ließ er mich los. Ich tauchte auf und atmete gierig ein, schnappte so heftig nach Luft, dass mir schwindlig wurde. Dabei strampelte ich mit Händen und Füßen. Jack hielt mich, während er sich hektisch umblickte.
    »Nicht so laut«, ermahnte er mich flüsternd. »Sie ist noch immer da.«
    Als ich das Wasser aus meinen Augen gezwinkert hatte, bemerkte ich die Drohne. Sie war nicht mehr in unmittelbarer Nähe, sondern schwebte über unserer Hütte, wo sie einen Augenblick verweilte, bevor sie höher in den Himmel stieg und über den Baumkronen verschwand. Sofort schaltete Jack das MP wieder an. »Sie entfernt sich.«
    »Ob sie uns bemerkt hat?« Mein Atem hatte sich immer noch nicht beruhigt, aber ich war froh, nicht mehr auf dem Grund des Sees zu liegen.
    »Ich weiß es nicht, doch es ist wohl besser, wenn wir von hier verschwinden.« Jack wählte Ron an, der sich kurz darauf erleichtert meldete und derselben Meinung war.
    »Xara wartet auf euch. Sie wird euch wegbringen. Wohin, weiß ich noch nicht, aber bis ihr beim Auto seid, habe ich das geklärt«, schloss Ron das Gespräch.
    Jack und ich wateten zurück zur Hütte, wobei er nie das Handy aus den Augen ließ.
    Die letzten Meter trug er mich. Erst auf der Veranda, auf der sich gleich eine Pfütze ausbreitete, setzte er

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