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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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hing ich an ihm, die Arme um seinen Hals und die Beine um seine Taille geschlungen. Jacks übermenschliche Kraft, seine Beweglichkeit und Ausdauer kamen uns jetzt zugute. Er rannte mit mir den Weg zurück, als ob ich nichts wiegen würde. Jack war so schnell! Unangenehm wurde ich durchgeschüttelt, sodass ich beinahe meinen Sonnenhut verlor. Ich stopfte ihn durch den Kragen unter mein Oberteil. Wir durften keine Spuren hinterlassen.
    Jack rannte am steilen Abhang entlang, sodass ich mich vor Angst in sein Shirt sowie den Rucksack krallte und die Augen schloss.
    Drohnen waren keine Seltenheit. Sie überflogen ständig die Städte, um nach gesuchten Mutanten oder entflohenen Sträflingen Ausschau zu halten oder andere Vorfälle zu melden. Sie sahen aus, wie man sich UFOs vorstellt: im Durchschnitt etwas über ein Meter große, fliegende Untertassen, die in der Mitte ein Loch hatten. Ein dicker Ring, mit Kameras und Scannern an der Unterseite.
    »Meinst du, dass MUTAHELP wirklich herausgefunden hat, wem die Hütte gehörte?«, fragte ich.
    »Muss nicht sein. Sie überwachen einfach jeden Fleck Land«, antwortete Jack leicht außer Atem.
    Mittlerweile hatten wir wieder die Baumzone erreicht und ich fühlte mich sicherer. Aber eine Drohne würde uns auch im Wald mit Leichtigkeit aufspüren. Sie besaßen empfindlichste Sensoren, die jede Bewegung registrierten und Körperwärme erkannten.
    »Vielleicht ist die Drohne auch meinetwegen hier.« Elegant sprang Jack über einen größeren Stein. »Ron hat mir schon bei unserer Ankunft erzählt, dass unzählige Fluggeräte wie ein Schwarm Stechmücken über die Gegend schwirren, seit wir aus Otumi geflohen sind.«
    Das musste Ron ihm mitgeteilt haben, als ich mich erleichtert hatte.
    Ja, Jack und ich wurden gesucht. Plötzlich wurde ich mir der Gefahr richtig bewusst. Bisher war das Leben in den Bergen idyllisch und relativ unbeschwert gewesen. Aber wenn »sie« dich suchten, fanden sie dich auch – was sie längst hätten, wenn Ron uns keine neuen ID-Chips implantiert hätte.
    »Schaffen wir es rechtzeitig zum Auto?«, fragte ich.
    Jack sah auf das MP. »Nein.«
    Nein … Wir waren verloren.
    Als nach einer Ewigkeit, wie es mir vorgekommen war, unsere Hütte in Sicht kam, setzte Jack mich ab. »Kannst du gehen?«
    Ich nickte mechanisch.
    »Lauf ins Wasser!«, befahl er mir und verschwand im Haus.
    Ich tat, was er sagte, ohne über das Warum nachzudenken. Das kühle Nass versetzte mir einen leichten Schock, doch ich war zu aufgeregt und zu erhitzt, um zu frieren.
    Als ich bis zum Bauch im See stand, kam Jack aus der Hütte. Den Rucksack hatte er nicht dabei, dafür hielt er etwas in der Hand, was ich erst erkannte, als er neben mir im Wasser stand: Es waren zwei Senso-Pens, nein, eigentlich nur die Hüllen davon. Zwei kurze Röhrchen – und ich verstand.
    »Wir müssen ins Schilf«, sagte Jack.
    Hastig wateten wir das Ufer entlang, bis die Gräser anfingen. Die Drohne würde unsere Körperwärme auch in der geschlossenen Hütte registrieren können, jedoch nicht durch das Wasser hindurch.
    Der See war zu klar; wenn wir uns einfach hineinlegten, würden die optischen Geräte die Konturen unserer Gestalten erfassen. Das Schilf verbarg uns.
    Wir setzten uns auf den Grund des Gewässers, sodass nur unsere Köpfe herausschauten. Ich ekelte mich vor dem schlammigen Boden, den wir zwischen den Halmen aufwühlten. Ich wollte gar nicht wissen, worauf ich genau hockte und ob es lediglich Stängel waren, die meine nackten Beine pieksten.
    Jack hielt immer noch das MP in der Hand. »Die Drohne ist nah, ich muss das Gerät jetzt ausschalten.« Die Strahlung könnte ebenfalls gemessen werden.
    Er steckte das Telefon, das zum Glück wasserfest war, in seine Hosentasche und gab mir ein Röhrchen. »Versuch langsam und tief zu atmen. Es geht nicht viel Luft hindurch.«
    Das waren ja beruhigende Aussichten.
    Dann reichte er mir außerdem etwas anderes. Es war … »Eine Wäscheklammer?« So ein altmodisches Ding besaß ich nicht einmal, aber in den Hütte gab es keinen Cleaner, der die Kleidung trocken und faltenfrei wieder ausspuckte.
    »Kommt auf die Nase.« Jack setzte seine auf. Es sah lustig aus, doch ich bewunderte nur Jacks sachlichen Verstand. Er hatte an alles gedacht.
    Er war mein Held.
    Plötzlich vernahm ich ein leise surrendes Geräusch. Durch die Blätter und Stängel erspähte ich die Drohne. Das Fluggerät kam vom anderen Ufer des Sees auf die Hütte zu und befand sich etwa zwei

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