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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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– ohne Erfolg. Und der Gang vor uns war noch endlos lang. Wie sollten wir ihn jemals rechtzeitig finden?
    »Bitte, Jack, gib mir doch ein Zeichen!«, rief ich durch den unendlichen Korridor.
    Abermals fielen Lichter aus. Auf der Tür vor uns war ein Tigerkopf gemalt. Ich hätte schwören können, dass gerade noch ein anderes Symbol darauf gewesen war, aber wahrscheinlich litt ich schon unter Halluzinationen. Wer sich selbst eine Illusion von seinem Kind erschuf, war ohnehin nicht mehr ganz bei Verstand.
    »Reiner Selbstschutz«, murmelte ich und schaute nach oben. Die Lampe über uns flackerte und erlosch schließlich. Wir standen im Dunkeln. Weit vorn im Flur brannten noch einige Lichter, doch bald würden auch sie ausgehen.
    »Probier diese Tür. Schnell!«, rief mein Kind, aber sie bewegte sich nicht. Da erkannte ich an der Wand einen Scanner, dessen Umriss in der Dunkelheit schwach leuchtete, und legte meinen Finger darauf. Die Tür blieb weiterhin zu. Wer oder was immer in diesem Raum war, wollte nicht gefunden werden.
    »Was sollen wir jetzt machen?« Mein Herz krampfte sich vor Verzweiflung zusammen. Die Zeit lief uns davon!
    »Heb mich hoch!« Mein Sohn zog ungeduldig an meiner Hose. Ich nahm ihn auf die Arme und er drückte seinen winzigen Daumen auf die Glasplatte. Die Tür glitt zur Seite.
    Ja natürlich, schließlich hatte er auch Jacks Gene! Auf diesem Weg hatte ich die Gedankenblockade aufgebrochen. »Wir sind ein Superteam«, sagte ich zu dem Kleinen und setzte ihn ab. Danach betraten wir den Raum. Er unterschied sich nicht von den anderen, bloß dass die Lampe darin nur schwach leuchtete. In einer der düsteren Ecken des Zimmers saß mein Tiger, nackt und zusammengekauert wie ein Häuflein Elend auf dem Boden. Sein Kopf ruhte auf den Knien und die Arme hatte er um seine Beine geschlungen. Erleichtert, dass wir ihn endlich gefunden hatten, rannte ich zu ihm hin. »Jack! Was tust du hier?«
    Er rührte sich nicht. Als würde er mich gar nicht wahrnehmen.
    Ich zog an seinem Arm. Er war ganz kalt. »Jack, bitte komm mit mir. Wir müssen uns beeilen!«
    Keine Regung. Als wäre er aus Stein.
    »Ich liebe dich!«, rief ich, wobei mein Puls wild flatterte. »Ich kann ohne dich nicht leben!«
    Ohne aufzublicken, sagte er mit schwacher Stimme: »Ich liebe dich auch, Kate, mehr als du denkst. Doch ich kann nicht mehr. Ich sterbe.«
    »Noch bist du nicht tot!« Weinend zerrte ich an seinem Arm, aber er bewegte sich nicht einen Millimeter. »Wir haben es geschafft, MALVE hat die Informationen. Wir müssen gehen.«
    Jack schüttelte den Kopf.
    »Bitte steh auf!«, flehte ich ihn an.
    Er blieb, wo er war.
    Schluchzend kniete ich mich neben ihn auf den Boden und legte meine Arme um Jack. Sollte doch das letzte Licht erlöschen. Wenn er nicht mit mir käme, würden wir zusammen sterben.
    »Ich bin schwanger, Jack. Wir bekommen ein Baby.« Ich weinte in sein Ohr.
    Da hob Jack den Kopf und blickte mich an. In seinen wundervollen grauen Augen sah ich den Tod. Sie waren blutunterlaufen.
    Die Lampe über uns flackerte bedrohlich.
    »Ein Baby?«, flüsterte er.
    »Ja, einen Sohn. Sieh nur, er ist auch hier.« Beide blickten wir zu unserem Kind, das noch immer in der offenen Tür stand.
    »Bitte, Vater, du musst mit uns kommen! Mutter wird sonst hier bleiben und mit dir sterben und ich werde nie das Licht der Welt erblicken.« Jetzt weinte unser Sohn ebenfalls. Dicke Tränen kullerten über seine Pausbacken und eine tiefe Traurigkeit überkam mich. Zum Glück musste unser Kind das nicht wirklich miterleben.
    »Stimmt das?«, fragte mich Jack. »Ich werde Vater?«
    Ich nickte und sagte entschlossen: »Entweder, wir gehen alle, oder wir sterben gemeinsam.« Dabei blickte ich ihm tief in die Augen.
    Jack sah mich an und schenkte mir ein erschöpftes Lächeln. »Das ist meine Kate. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, zieht sie es auch durch.«
    »Du kennst mich doch.« Sanft fuhr ich ihm durch sein zerzaustes Haar. Alles fühlte sich sehr echt an, obwohl ich lediglich in seinem Kopf war.
    »Ja, ich kenne dich«, erwiderte er und wandte sich an unser Kind. »Deine Illusion ist dir wirklich gut gelungen.«
    »Ja, das ist eine Illusion, aber er ist tatsächlich da. Hier drin.« Kurz legte ich eine Hand auf meinen Bauch.
    Jack lächelte erschöpft. »Und ich werde nicht zulassen, dass unser Kind nie in den Armen seiner schönen Mutter liegen wird.«
    Grenzenlose Erleichterung durchströmte mich. Ich hätte lachen und weinen und

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