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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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wahrscheinlich inzwischen eine Menge Grundsteuer, war überlaufen und stand in der Mitte einer Trabantenstadt. »Ich habe zu Hause eine Karte«, sagte ich.
    Pierce lächelte, und sein gesamtes Gesicht leuchtete auf. Das Glitzern in seinen Augen war erwartungsvoll, und ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass ich ihm bis zum letzten Tag helfen wollte, wenn ich nur noch einmal diesen Dank in seinen Augen sehen könnte. Nie zuvor hatte jemand meine Hilfe gebraucht.
    Noch nie.
    »Hey, wartet mal«, sagte Robbie und wandte sich uns beiden zu. »Wenn du diesen Vampir kennst und zu wissen glaubst, wo er ist, dann prima. Aber wir sollten zur I. S. gehen und dafür sorgen, dass sie sich darum kümmern.«
    Aufgeregt holte ich Luft: »Ja! Die I. S.!«
    Pierce’ Begeisterung fiel in sich zusammen. »Die I. S.?«
    Robbie sah aus dem Fenster, wahrscheinlich, um einzuschätzen, wo wir gerade waren. »Inderland Security«, sagte er und drückte auf den Halteknopf. »Sie überwachen die Inderlander, nicht die Menschen. Hexen, Werwesen, Vampire und alles andere.« Er sah mich trocken an. »Meine Schwester möchte dort arbeiten, wenn sie mal groß ist.«
    Ich lief rot an, aber wenn ich es nicht mal vor einem Geist eingestehen konnte, sollte ich das Ganze vielleicht gar nicht erst versuchen.
    Pierce kratzte sich mit der freien Hand am Bart. Ich hoffte, dass es einfach nur ein alter Reflex war. »Dieser Art war auch meine mitternächtliche Tätigkeit«, sagte er, »aber es wurde nicht so genannt. Die I. S.«
    Der Bus schwankte und kam mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Pierce bewegte sich nicht und umklammerte die Stange, während Robbie und ich schon aufstanden, bevor der Wagen hielt. Ich wartete auf Pierce und ließ ihn vorgehen, als wir ausstiegen.
    Die Kälte traf mich wie ein Schlag, und ich blinzelte in die Winternacht, während der Bus davonfuhr. »Willst du auf den Bus warten, der in die Stadt zurückfährt?«, fragte ich, und Robbie schüttelte den Kopf, das Handy bereits am Ohr.
    »Ich rufe ein Taxi«, sagte er. Er wirkte, als wäre er steifgefroren.
    »Gute Idee«, erklärte ich, da mir sogar trotz Mantel, Handschuhen und Mütze kalt war.
    »Wir müssen noch ins Einkaufszentrum«, sagte Robbie, »und ich will keine Zeit verschwenden.«
    »Das Einkaufszentrum?«, fragte ich, als wir uns tiefer in
das Wartehäuschen zurückzogen. »Warum?« Dann verzog ich das Gesicht. »Du brauchst einen neuen Mantel.«
    Robbie nickte mit dem Telefon am Ohr. Sein Gesicht war rot vor Kälte. »Das, und es wird schon schwer genug, die I. S. davon zu überzeugen, dass wir nicht irre sind, ohne dass wir mit einem nackten Mann im Mantel bei ihnen auftauchen.«
    Pierce wirkte vollkommen verwirrt. »Einkaufszentrum?«
    Ich nickte, während ich mich fragte, ob ich wohl seine Kleidung aussuchen dürfte. »Das Einkaufszentrum.«

5

    Gelangweilt saß ich auf dem gemütlichen Stoffsessel neben Pierce und wippte mit den Knien. Das Einkaufszentrum war ein voller Erfolg gewesen, aber Robbie hatte uns unglaublich schnell von Laden zu Laden getrieben und so dafür gesorgt, dass wir schon zwei Stunden später bei der I. S. waren. Pierce trug nun ein respektables Outfit aus Jeans und einem dunkelgrünen Hemd, das fantastisch zu seinen dunklen Haaren und den blauen Augen passte. Außerdem hatte er noch Robbies Mantel und ich schwöre, er hätte fast angefangen zu weinen, als ihm klar wurde, dass er einfach eine halbe Schuhgröße mehr bekommen konnte, indem er ein anderes Paar aus dem Regal zog.
    Aber seit einer Stunde saßen wir hier im Empfangsbereich im dritten Stock und taten gar nichts. Na ja, Pierce und ich taten nichts. Zumindest Robbie wurde ernst genommen. Ich konnte ihn ein Stück weiter vor einem Schreibtisch sitzen sehen, hinter dem ein müde wirkender Beamter saß. Während ich ihn beobachtete, zog Robbie seine neue, teure Lederjacke aus und knüllte sie irritiert auf seinem Schoß zusammen.
    Pierce hatte im Einkaufszentrum nicht viel gesagt. Stattdessen hatte er am Anfang gute fünf Minuten damit
verbracht, nach der Quelle der Hintergrundmusik zu suchen, bis er endlich den Mut fand, danach zu fragen. Ich hatte darauf geachtet, dass wir auf unserem Weg zum Unterwäschekauf an einem Elektrogeschäft vorbeikamen. Die Fressmeile hatte ihn mehr beeindruckt als die elektrische Beleuchtung, aber trotzdem hatte er den blauen Milchshake nicht probiert, um den ich Robbie angebettelt hatte. Die Reitfiguren für Kinder hatten ihn amüsiert, aber dann hatte

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