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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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er mich erstaunt angestarrt, als ich ihm erklärt hatte, dass sie nicht durch Magie funktionierten, sondern durch dieselbe Kraft, die auch die Lichter antrieb. Aber das war nichts im Vergleich zu dem Moment, als er eine Verkäuferin im kurzen Rock entdeckt hatte. Er war tiefrot angelaufen, hatte sich umgedreht und den Laden verlassen, bevor er verschwörerisch mit Robbie den Kopf zusammensteckte, um sich gedämpft mit ihm zu unterhalten. Ich hörte nur ein leises »nackte Glieder?«, aber Robbie sorgte dafür, dass wir an Valerias Crypt vorbeigingen, damit er das ganze noch mal in Spitze bewundern konnte. Männer.
    Pierce’ Schweigen hielt an, nachdem er festgestellt hatte, dass es ein ganzes Gebäude gab, das nur dem Gesetzesvollzug für Inderlander gewidmet war, aber selbst ich war beeindruckt vom I.S. – Hochhaus. Das Foyer war unglaubliche drei Stockwerke hoch und wirkte mehr wie die Lobby eines Fünf-Sterne-Hotels als wie ein Polizeirevier. Pierce und ich konnten von unserem Sitzplatz aus prima die unteren Stockwerke beobachten. Es war offensichtlich, dass die Architekten sich etwas vom Kathedralenbau abgeschaut hatten, um dem Betrachter Ehrfurcht und das Gefühl von unwichtiger Winzigkeit zu vermitteln.
    Gedämpfte Lichter im Erdgeschoss erzeugten dunkle Schatten, die jedes helle Licht noch aufsehenerregender machten. Akustisch war der Raum wie tot, sodass noch das lauteste Gespräch zu einem gedämpften Murmeln wurde. In der Luft lag ein unterschwelliger Geruch nach Vampir und ich rümpfte die Nase, während ich mich fragte, ob es das war, was Pierce Sorgen bereitete, oder ob es daran lag, dass wir im zweiten Stock saßen.
    Ein kleiner Aufruhr ließ uns zum Erdgeschoss-Eingang schauen, wo gerade zwei Leute, wahrscheinlich Hexen, einen Dritten reinbrachten. Der Mann kämpfte immer noch gegen sie an, obwohl seine Hände mit einem Zip-Strip aus verzaubertem Silber sicher auf den Rücken gefesselt waren. Es sah barbarisch aus, aber eine gewalttätige Kraftlinienhexe zu verhaften war quasi unmöglich, wenn sie nicht angemessen gezügelt wurde. Sicher, es gab Wege, wie man verhindern konnte, dass in einem Gebäude Magie aktiviert wurde, aber dann wäre auch die Hälfte der Beamten hilflos.
    Pierce beobachtete das Spektakel, bis die Hexe in einen Aufzug geschoben wurde, dann wandte er sich an mich. Er kniff seine ausdrucksstarken Augen zusammen, als er mich fragte: »Wie lange wissen die Menschen schon von uns und wie haben wir es überlebt, ihnen dieses Wissen preiszugeben?«
    Ich nickte und erinnerte mich an Pierce’ Entsetzen, als im Einkaufszentrum zwei Hexen angefangen hatten zu flirten, indem sie sich kleine Zauber an den Kopf warfen. »Wir haben uns vor ungefähr vierzig Jahren geoutet.«
    »Geoutet …«
    Ich musste grinsen. »Tut mir leid. Wir haben ausgepackt
… ähm … wir haben ihnen gesagt, dass wir existieren, nachdem ein Virus, das in Tomaten versteckt war – eine Art von Pest – anfing, Menschen zu töten. Ihre Zahl wurde um ungefähr ein Viertel reduziert. Sie hätten sowieso von uns erfahren, weil wir nicht gestorben sind.«
    Pierce starrte auf meinen wippenden Fuß und lächelte ein wenig. »Ich war schon immer geneigt zu sagen, dass Tomaten die Frucht des Teufels sind«, meinte er. Dann sah er mich an und wedelte mit der Hand, um das Gebäude zu umfassen. »Das ist in vier Jahrzehnten geschehen?«
    Ich zuckte mit den Schultern und rammte meine Stiefelspitze in den engmaschigen Teppich. »Ich habe nicht behauptet, es wäre einfach gewesen.«
    Er verschränkte die Beine und rieb sich den Bart, als wäre ihm in diesem Moment aufgefallen, dass nicht viele Männer einen trugen. Er war seit unserem Einkaufstrip sehr still gewesen, aber offensichtlich hatte er alles aufgenommen und verarbeitet. Selbst seine Worte, so wenige es auch gewesen waren, klangen schon … weniger seltsam.
    »Euer Bruder«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf Robbie, »sagte, Ihr wollt Euer Leben dem hier widmen?«
    Ich lächelte ein wenig verlegen. »Der I. S., ja.« Plötzlich runzelte ich besorgt die Stirn. »Warum? Findest du, ich sollte es nicht tun?«
    »Nein«, beeilte er sich zu sagen. »Der Wunsch einer Tochter, einem Elternteil in seinem Beruf zu folgen, ist rechtmäßig.«
    Es überraschte mich, dass er wusste, dass mein Dad für die I. S. gearbeitet hatte, bis ich mich an unser Gespräch im Bus erinnerte. »Oh. Das hast du gehört.«
    Er zog ein wenig den Kopf ein. »Ja, Mistress Hexe. Und
wer bin ich,

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