Blutflüstern: Novelle (German Edition)
schossen zu Robbie. »Oh, wow«, hauchte ich, als seine Stimme so klar erklang, als hörte ich ihn am Telefon.
»Wow. Ja«, wiederholte Pierce und lächelte hinter seinem Bart. Dann drehten wir uns beide um, um zu lauschen.
»Aber ich weiß, dass er sie entführt hat«, sagte Robbie eindringlich. In der Ferne bewegten sich seine Lippen gleichzeitig zu den Worten. »Können Sie nicht einfach einen Wagen hinschicken oder irgendwas?«
Der I.S. – Officer, mit dem er gerade sprach, hatte uns den Rücken zugewandt, aber ich konnte sehen, dass er etwas tippte. »Mr. Morgan, ich versichere Ihnen, wir widmen der Sache unsere gesamte Aufmerksamkeit.«
»Wirklich?«, fragte mein Bruder. »Sie wird bei Sonnenaufgang tot sein, wenn Sie nichts unternehmen. Er hat das schon früher gemacht. Dieses Mal hat er nur den Fehler begangen, jemanden zu entführen, der vermisst wird.«
Der Mann im verknitterten Anzug schloss ein Fenster auf seinem Bildschirm. Mit einer Hand auf der Maus schenkte er meinem Bruder einen langen Blick. »Und woher wissen Sie das?«
Robbie antwortete nicht, und ich schaute in den Eingangsbereich hinunter, als der Beamte sich zu Pierce und mir umdrehte.
»Mr. Morgan«, sagte er dann, und in seiner Stimme lag Ablehnung. »Ich habe in den letzten drei Stunden zwölf Zeugenaussagen wie Ihre aufgenommen. Wir bearbeiten sie nacheinander, aber Sie können vielleicht verstehen, dass wir nicht unsere gesamten Ressourcen für ein vermisstes Kind aufwenden können, das wütend war, dass es nicht das Gewünschte zu Weihnachten bekommt, und jetzt zu seinem Daddy gerannt ist.«
»Ich bin kein Spinner«, erklärte Robbie angespannt. »Mein Vater hat früher in der Abteilung Arkanes gearbeitet, und ich erkenne den Unterschied zwischen echt und falsch. Das hier ist kein Witz.«
Ich atmete erleichtert auf, als der Mann sich wieder meinem Bruder zuwandte. »Monty Morgan?«, fragte er, und ich nickte im selben Moment wie Robbie.
Pierce’ Hand umklammerte meine fester, als der Beamte aufstand. Die Sorge im Gesicht des Geistes überraschte mich.
»Warten Sie hier«, sagte der Beamte. »Ich bin gleich zurück.«
Angetan lächelte ich Pierce an. »Siehst du?«, sagte ich und hatte das Gefühl, dass wir endlich etwas erreichten.
Aber Pierce runzelte sorgenvoll die Stirn. »Brut«, murmelte er, und während ich weiterhin sein Handgelenk umklammerte,
vollführte er mit der freien Hand eine kleine Geste. Ich unterdrückte ein Zucken, als sich die Energie veränderte, die er durch mich aus der Linie zog. Mit zusammengekniffenen Lippen deutete er auf den I.S.-Officer, der sich gerade vorbeugte, um mit einem anderen, offensichtlich höherrangigen Beamten zu reden.
»Sir, hätten Sie eine Minute Zeit?«, fragte Robbies Gesprächspartner mit klarer Stimme.
Ich konnte das Gesicht des zweiten Mannes nicht sehen, aber als er von seinen Papieren aufsah, klang er genervt. »Was?«
»Es geht um das verschwundene Mädchen«, erklärte der erste Officer und bewegte nervös die Finger hinter dem Rücken.
Ich erhaschte einen kurzen Blick auf das Gesicht des Vorgesetzten, als er sich zu Robbie umdrehte. Es war glatt und trotz der Verärgerung darin nicht unsympathisch. Jung. »Und?«, fragte er.
Der ältere Mann beugte sich näher zu ihm. »Er weiß Dinge, die nicht an die Presse gegeben wurden.«
Der Vampir wandte sich wieder seinem Papierkram zu, und sein Stift glitt in einer Geschwindigkeit über das Blatt, die für einen Menschen zu hoch war. »Und?«, fragte er wieder.
»Und er ist eines von Morgans Kindern.«
Ich fühlte eine gewisse Befriedigung in mir aufsteigen, als der Vorgesetzte seinen Stift hinlegte. »Von wem?«
»Der Hexe in Arkanes«, half Robbies Gesprächspartner weiter. »Vor ungefähr fünf Jahren gestorben.«
Dann verwandelte sich mein Stolz in Angst, als der Vampir Robbie ansah und seine Pupillen sich zu vollem
Schwarz erweiterten. Dreck, ich konnte es sogar von hier aus sehen. Er wurde vampirisch. Aber warum?
»Morgans Junge?«, murmelte er interessiert, und mein Puls beschleunigte sich. Etwas lief falsch. Ich konnte es fast schmecken. »Ich dachte, er hätte den Staat verlassen?«
Pierce löste meine Finger von seinem Handgelenk, und ich zuckte zusammen, als die Verbindung zwischen uns in sich zusammenfiel. Mein Qi war plötzlich bis zum Rand gefüllt, und ich zwang einen Großteil der Energie zurück in die Kraftlinie. Aber ich ließ die Linie nicht ganz los, um auf alles vorbereitet zu sein.
»Ich
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