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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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über die zersprungenen Überreste der Tür hinweg und auf den gestreuten Bürgersteig.
    »Einen Moment«, sagte Pierce und drehte sich um. Ich fühlte einen weiteren tiefen Zug in mir, als er zwei Finger über das Fensterbrett und die Türschwelle der breiten Türen zog. Eine grüne Wand aus Jenseits erhob sich auf dem schneematschbedeckten Gehweg und schloss alle drinnen ein. »Nun können wir aufbrechen«, sagte er ausgelassen. Im Licht des I.S.-Gebäudes konnte ich erkennen, wie gut gelaunt er war. »Vielleicht wäre eine Kutsche angebracht«, sagte er und pfiff, als wäre er in Cincy aufgewachsen. Aber er hatte Robbie vorher dabei beobachtet. »Ich fürchte, wir sollten unangenehme Eile an den Tag legen. Die Schutzwand wird nicht lange von Bestand sein. Und wir müssen uns bis dahin weiterhin an den Händen halten.«
    Ich grinste. Wenn er aufgeregt war, wog er seine Worte nicht sorgfältig ab und klang charmant elegant. »Vielleicht sollten wir ein paar Blocks weit laufen, damit sie nicht sehen, welches Taxi wir nehmen?«, schlug ich vor. »Sonst geben sie es nur per Funk durch.«
    Pierce runzelte die Stirn, dann winkte er das Taxi weiter, das am Randstein gehalten hatte. »Wie die Musik aus den Kisten?«, fragte er, und ich nickte. Es war nah genug dran.
    »Dann werden wir laufen«, erklärte er. Nach einem letzten Winken zu den wütenden I.S.-Officers hinter der
grünen Jenseitswand packte er meine Finger fester und wir gingen den Gehweg entlang.
    Mein Puls raste, und ich war außer Atem. Ich hatte noch nie so etwas getan und fühlte mich total lebendig. Zum ersten Mal in meinem verdammten Leben fühlte ich mich lebendig. Das Adrenalin sorgte dafür, dass ich mich leicht fühlte und meine Schritte sicher waren. Schneeflocken rieselten friedlich auf uns herab, und ich wünschte mir, ich könnte das für immer tun – mit einem Mann Händchen halten, während ich mich innerlich warm und glücklich fühlte. Er war nicht viel größer als ich, und unsere Schrittlängen passten gut zusammen.
    Ich warf einen Blick zurück auf das kleiner werdende I.S.-Hochhaus, dann auf Pierce, aber er musterte die Gebäude und die Schaufenster. Also sah auch ich mir die bunten Lichter an und die glücklichen Leute, die mit Last – Minute – Sonnwendgeschenken oder perfekten Weihnachtsgeschenken aus den Läden kamen.
    »Keine Bettler«, flüsterte er. »Na ja, ein paar schon«, sagte ich und sah die Straße plötzlich mit vollkommen anderen Augen. »Aber sie sind wahrscheinlich auf dem Platz und machen Party.«
    Pierce hob unsere verschlungenen Finger hoch. Meine waren vor Kälte fast blau. »Ich kann nicht weiterhin durch Euch mit einer Linie kommuni … ähm, durch Euch eine Linie anzapfen«, sagte er leise. »Ich lasse mich nicht leicht ins Bockshorn jagen, doch dieses Kind nur mit meinen Fäusten retten zu wollen, ist vermutlich eine Narretei. Kennt Ihr …« Er zögerte, und sein Blick huschte kurz zu einem vorbeifahrenden Lastwagen, dann wieder zu mir.
»Kennt Ihr eine Hexenfrau oder einen Hexenmann, von dem ich Kraftlinienzauber erwerben könnte?«
    »Oh!«, sagte ich fröhlich, entschlossen, mit ihm Schritt zu halten, obwohl meine Brust anfing zu schmerzen. Natürlich würde er etwas brauchen, nachdem er selbst keine Linie anzapfen konnte. »Der Buchladen der Universität hat ein ganzes Stockwerk voller Kraftlinienzeugs. Ich bin mir sicher, dass sie etwas haben.«
    »Magische Studien? In der Universität?«, fragte er. Ich nickte und schwang meinen freien Arm. Aber dann runzelte er die Stirn, beugte sich zu mir und flüsterte: »Mir wäre ein kleinerer Laden lieber, wenn Ihr einen wüsstest. Ich habe nicht mal einen Heller in der Tasche oder eine Karte für Kredit«, fügte er zögernd hinzu, als wäre ihm klar, dass er nicht ganz das richtige Wort gefunden hatte.
    Ich riss die Augen auf. »Ich habe auch nicht viel Geld. Es reicht gerade mal fürs Taxi.«
    Pierce atmete einmal tief durch. »Es ist gleich. Ich werde den Besitzer von meiner verzweifelten Bedürftigkeit überzeugen.« Er hob das Kinn und in seine Augen trat ein kämpferisches Funkeln, als wir weitergingen. »Ich werde betteln. Wenn sie ehrenhaft sind, werden sie helfen.«
    Betteln, hm? , dachte ich. Ich glaubte ihm vollkommen, dass er vor dem Manager der Universitätsbuchhandlung auf die Knie fallen würde. Nur dass der ihn in hohem Bogen rauswerfen würde, weil er sowieso schon gereizt war, zur Sonnenwende arbeiten zu müssen. »Ich habe eine bessere

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