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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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sein und riskieren, Euch zu beleidigen und den Handschuh hingeworfen zu bekommen.«
    »Das hast du nicht«, sagte ich, ohne zu wissen, was meine Handschuhe damit zu tun haben sollten. Die Anspannung sorgte dafür, dass mein gesamter Körper steif war, aber in mir kribbelte etwas voller Vorfreude. »Ich würde alles dafür geben, dass du mich küsst«, sagte ich. »Ich meine«,
fügte ich hinzu, als er den Kopf schräg legte und entsetzt die Augen aufriss. »Ich habe schon Männer geküsst. Heutzutage ist es wie ein Händeschütteln«, log ich, weil ich einfach wissen wollte, wie sich seine Lippen auf meinen anfühlen würden. »Fast schon ein Muss, wenn du gehst.«
    Er zögerte. Meine Schultern sackten nach unten, als er seine Hände langsam sinken ließ.
    »Ach, zum Teufel damit«, sagte er plötzlich und trat zurück. Bevor ich wusste, wie mir geschah, schlang er einen Arm um mich und stemmte seine freie Hand an den Türrahmen neben meinem Kopf. Er lehnte sich vor und dann fanden seine Lippen die meinen.
    Mir entkam ein leises Geräusch, und ich riss die Augen auf. Hier stand ich auf meiner Veranda, in der Kälte und dem Licht, und ließ mich von ihm küssen. Ich war zu überrascht, um etwas anderes zu tun. Seine Lippen waren kühl, aber sie erwärmten sich an meinen. Sein Bart war weich. Der Arm an meinem Rücken hielt mich an ihn gedrückt, gleichzeitig schützend und fordernd. Ein Stich durchfuhr mich und wärmte mein Innerstes.
    »Pierce!«, murmelte ich, von der plötzlichen Leidenschaft fast um den Verstand gebracht, aber als er Anstalten machte, sich zurückzuziehen, schlang ich ihm zögerlich die Arme um die Hüfte. Zur Hölle, ich war schon geküsst worden, aber das waren schlechte Küsser gewesen, nur grapschende Hände und nasse Zungen. Das hier war … exquisit, und es berührte eine Saite in mir, die noch nie angeschlagen worden war.
    Er spürte mein Verlangen, und mit einem leisen Geräusch, das gleichzeitig von seiner Sehnsucht und seiner
Zurückhaltung sprach, zog er sich zurück. Unsere Lippen lösten sich, und ich starrte ihn vollkommen erschüttert an. Verdammt, er küsste wirklich toll.
    »Ihr seid eine außergewöhnliche Frau«, sagte er. »Ich danke Euch demütig, dass Ihr mir die Chance schenkt, meine Sünden zu tilgen.«
    Sünden tilgen. Genau.
    Ich stand einfach nur da wie ein Idiot, während er mit entschlossenen Schritten die Stufen hinunterging, bis er auf dem geräumten Gehweg stand. Ohne zu zögern wandte er sich nach links und fing an zu laufen.
    Verdammt …
    Ich schluckte und versuchte, meine Erstarrung abzuschütteln. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper und schaute die ruhige, schneebedeckte Straße hinunter, um zu sehen, ob uns irgendjemand beobachtet hatte. Niemand war zu sehen, aber trotzdem stellte ich mir vor, wie Pierce ausgesehen hatte, als er mich so an die Tür gedrückt … und mich in den Wahnsinn geküsst hatte.
    »Verdammt«, flüsterte ich, dann atmete ich tief durch und spürte, wie die Kälte mich erfüllte. Auf jeden Fall wusste er genau, was er tat. Nicht nur, dass er mich dazu gebracht hatte zu bleiben, ich war auch nicht mehr im Geringsten wütend auf ihn. Musste ein Zauber sein.
    Zauber. Ja, allerdings hatte er mich verzaubert. Als würde das irgendwas ändern?
    Mit rasendem Puls ging ich wieder ins Haus. Ich machte die Kaffeemaschine aus, und als ich die Kiste sah, die wie ein Warnsignal mitten in der Küche stand, kritzelte ich eine kurze Nachricht für meine Mom, dass Robbie bei der I.S. war und ich mit jemandem abgehauen war,
den ich auf dem Fountain Square getroffen hatte und der wusste, wo Sarah war. Ich hatte das Auto und würde ihm helfen. Gegen Sonnenaufgang wäre ich wieder da.
    Ich schaute mir den Zettel an, dann schrieb ich noch drunter: IN LIEBE – RACHEL.
    Ich zitterte, als ich in den Mantel schlüpfte. Ich würde einem Geist dabei helfen, ein vermisstes Kind vor einem Vampir zu retten. Gott! Einem toten Vampir, wahrscheinlich.
    »Das ist das, womit du deinen Lebensunterhalt verdienen willst«, murmelte ich vor mich hin, als ich mir mit zitternden Fingern die Schlüssel schnappte. »Wenn du es jetzt nicht hinkriegst, kannst du genauso gut mit deinem Bruder an die Küste gehen.«
    Auf keinen Fall. Ich fühlte mich lebendig. Mein Herz raste, aber ich war gut gelaunt. Es war ein fantastisches Gefühl, und es begleitete mich in die Garage. Mit einer forschen Bewegung riss ich das Garagentor hoch, und überraschenderweise glitt es mühelos

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