Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
nicht. »Nein, das stimmt schon so«, sagte ich. »Er gehört zu einem Kostüm. Mein Dad hat sich an Halloween immer verkleidet.«
    »Halloween?«, fragte Pierce, und ich nickte gedankenverloren.
    »Für ›Süßes oder Saures‹. Ich war der verrückte Wissenschaftler und er mein Assistent. Wir sind die Gänge des Krankenhauses auf und ab gewandert …« Eine Gefühlswelle überschwemmte mich, und ich schluckte schwer. »Erst ging es zum Schreibtisch der Krankenschwestern im Kindertrakt, dann in die Zimmer der alten Leute.«
    Ich wollte nicht darüber reden. Ich legte das Amulett ab und schob es traurig beiseite. Pierce schien zu verstehen, denn er schwieg für einen Moment, bevor er sagte: »Ihr seht blendend aus, Miss Rachel. Eine schöne, feurige junge Frau.«
    Ich verzog das Gesicht und nahm den Zauber wieder an mich. »Na ja, versuch mal, das meinem Bruder zu erzählen.«
    Wieder schwieg er. Ich fragte mich, was seine Neunzehntes-Jahrhundert-Moral wohl von mir und meiner sturen Entschlossenheit hielt. Er hatte gesagt, ich sei feurig, aber das war damals nicht unbedingt etwas Gutes gewesen.
    »Diesen hier nähme ich gerne, wenn ich darf«, sagte Pierce und hielt ein fast handtellergroßes Amulett hoch. »Es entdeckt Personen in kleinen Räumen.«
    »Cool«, sagte ich, nahm es ihm ab und zog an der Nadel. »Funktioniert es noch?«
    Wieder spürte ich das leichte Kribbeln und Krampfen in meiner Hand. Die gesamte Mitte des Amuletts wurde durchsichtig und zwei Punkte erschienen. Anscheinend waren wir das. »Funktioniert noch«, sagte ich, steckte die Nadel zurück und gab es ihm. »Du kannst es ruhig nehmen. Ich habe keine Verwendung dafür.«
    »Danke«, sagte er und steckte es zu dem lautstarken Dietrich in seine Tasche. »Und dieses hier? Es schafft eine Ablenkung.«
    Ich grinste. »Noch ein Kawummzauber?«
    »Kawumm?« Dann nickte er, als er verstand. »Ja, ein Kawummzauber. Sie sind mächtig effektiv. Ich habe das Wissen, um so einen Zauber auch ohne Hilfe zu wirken, aber dafür müsste ich mit einer Kraftlinie kommunizieren. Dieser Zauber wird ausreichen.«
    Ich hatte das Gefühl, dass die meisten Zauber, die er einsteckte, Zauber waren, die er auch selbst hätte wirken können. Ich meine, er hatte die Türen des I.S.-Hochhauses gesprengt und dann eine Schutzwand davor errichtet. Mich hatte es nicht gestört, dass er die Kraftlinienenergie durch mich gezogen hatte. Und das machte es so einfach, mit ihm gehen zu wollen. Ich meine, ich konnte ihm wirklich helfen, nicht nur seine Führerin sein.
    »Pierce«, sagte ich und befingerte das Buckel-Amulett.
    Der Mann war vollkommen auf die Kiste konzentriert, aber er schien zu wissen, in welche Richtung meine Gedanken liefen, denn er sagte: »Es gibt keinen Grund für Euch, mich zu begleiten, Miss Rachel. Es hat nichts mit Eurer Gesundheit zu tun, sondern nur damit, dass ich entschlossen bin, das allein zu lösen.« Er zog einen weiteren Zauber hervor. »Das hier ist auch hilfreich.«
    Ich lehnte mich vor, bis unsere Schultern sich berührten, und war für einen Moment abgelenkt. »Was ist das?«
    Pierce trat einen kleinen Schritt beiseite, um sich von mir zu lösen. »Es erlaubt einer Person, ein Gespräch in einem anderen Raum zu belauschen.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Also daher wussten sie immer, was ich ausgeheckt hatte.«
    Er lachte und das maskuline Geräusch schien sich bis in den letzten Winkel der Küche zu verbreiten wie Wasser in einem ausgetrockneten Flussbett. Das Haus war ohne ein männliches Lachen so leer gewesen und es wieder zu hören tat weh, da es unseren Verlust noch deutlicher machte.
    »Euer Vater war ein Halunke«, sagte Pierce, ohne sich bewusst zu sein, dass ich bis ins Mark getroffen war und gerade mit den Tränen kämpfte.
    »Bei dir klingt es, als wäre das etwas Schlimmes«, witzelte ich. Warum trifft mich das so hart? , dachte ich und schob es auf meine enttäuschte Hoffnung, noch einmal mit Dad sprechen zu können.
    »Oh, schau«, sagte ich und schob meine Hand in die Kiste, um einen vertrauten Zauber hervorzuziehen. »Was macht das hier? Das gehört meiner Mom.«
    Pierce nahm ihn mir ab. Unsere Finger berührten sich ein wenig zu lang, aber er sah mich nicht einmal an. »Es ist ein Kraftlinienzauber, um einen Schutzkreis zu errichten, aber anders als bei dem außerordentlich seltenen Erdmagie-Äquivalent muss man sich mit einer Kraftlinie verbinden, um ihn zu nutzen.«
    »Meine Mutter ist furchtbar in Kraftlinienmagie«,

Weitere Kostenlose Bücher