Blutflüstern: Novelle (German Edition)
während Mom mit den Händen wedelte, sich über den Gestank beschwerte und doch im Stillen stolz auf ihn war.
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und erinnerte mich, wie sie sich durch die Macht seiner Magie verknoteten, während er mir neben der Arbeit ein paar Sachen erklärte und seine Augen leuchteten, weil er wollte, dass ich es wirklich verstand.
Als Pierce seine Tasse neben dem Karton abstellte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und konzentrierte mich wieder. »Ist da irgendwas drin, was du brauchen kannst?«, fragte ich und schob die Kiste näher zu ihm hin. »Ich bin eher eine Erdhexe. Oder werde es sein, wenn ich meine Lizenz habe.«
»Miss Rachel«, sagte er, während er sich auf den Inhalt der Kiste konzentrierte und verschiedene Sachen in die Hand nahm, »nur eine Hexe von einigem Ansehen kann diejenigen beschwören, die nicht in Frieden ruhen, und nur diejenigen mit unübertrefflichen Fähigkeiten können ihnen einen Körper verleihen.« Ein Lächeln trat in seine Augen. »Selbst einen, der so vergänglich ist wie dieser.«
Verlegen zog ich eine Schulter hoch. »Ich war es nicht allein. Der Großteil der Energie kam von den gesammelten Gefühlen aller Leute auf dem Platz.«
»Und wessen Idee war es, den Zauber auf dem Platz zu wirken?«, fragte er, während er eine Handvoll Metallscheiben
und Nadeln hervorzog und in einem unordentlichen Haufen beiseitelegte.
Ich dachte nach. Ich hatte zum Konzert gehen und die Gefühle dort verwenden wollen, um den Zauber zu stärken, aber Robbie hatte stattdessen den Fountain Square vorgeschlagen. »Robbies, glaube ich.«
Pierce hielt einen Zauber ans Licht. »Ah.« In seiner Stimme klang Befriedigung mit. »Den kann ich brauchen.«
Ich betrachtete die dicke Silberscheibe mit der Nadel darin. Abgesehen von einer vagen Beschriftung am Rand sah sie genauso aus wie die, die er beiseitegelegt hatte. »Was ist es?«
Das Lächeln des Mannes wurde teuflisch. »Dieses angenehme Stück Magie ist ein lautstarker Schlossknacker«, sagte er, dann legte er die Scheibe neben seine Kaffeetasse.
»Lautstark?«
Pierce wühlte weiter in der Kiste herum. »Er erzeugt eine Macht, stark genug, um die Tür aus den Angeln reißen zu können«, erklärte er leichthin.
»Oh.« Ich spähte mit mehr Interesse in die Kiste und hielt die Klappen offen. Es war ein bisschen wie eine Pralinenschachtel – man wusste nicht, was gut war, bevor man nicht davon probiert hatte.
Pierce gab ein erfreutes Geräusch von sich, bevor er einen weiteren Zauber hochhielt und seine Finger leicht über die eingeritzten Symbole gleiten ließ. »Dieser hier strahlt das Gefühl mächtiger Magie aus. Vielleicht ist er noch funktionstüchtig?«
Langsam zog er die Nadel heraus. Die leere Mitte des Zaubers, der einer Unterlegscheibe ähnelte, glühte plötzlich
in einem kräftigen Rot. Pierce schien überrascht, dann lachte er. »Gute Güte, ich bin ein Narr. Nehmt Ihr ihn«, sagte er und drückte ihn mir in die Hand.
Ich nahm den Zauber und hielt ihn verwirrt fest, während Pierce fast bis in den Flur zurückwich.
Ein leichter Krampf ließ meine Finger zucken, dann verblasste das Rot zu einem dämmrigen Pink. Ich warf einen Blick auf die Kiste mit dem Kraftlinienzeug. Pierce schüttelte den Kopf, kam zurück und nahm mir die Scheibe wieder ab. Wieder glühte sie heftig.
»Er funktioniert wunderbar«, erklärte er, als er die Nadel in den Zauber zurückschob und die Scheibe verblasste. »Ich möchte nicht wissen, wie effektiv er ist, wenn er schon bei mir so glüht.« Damit legte er ihn sanft auf dem Tisch ab.
Ich öffnete den Mund und sah erst ihn an, dann die Zauber auf dem Tisch. »Du löst ihn aus? Ich dachte, es wären die Zauber.«
Pierce lachte, aber es war ein nettes Lachen. »Ich bin ein Geist und wandle auf Erden in einem Körper, der annähernd real ist. Ich bin gesonnen zu sagen, dass das als starke Magie gewertet werden kann.«
Verlegen zuckte ich die Achseln, und er wandte sich wieder der Kiste zu.
»Der hier dient dazu, Vertraute zu rufen«, sagte er und ließ ihn auf den Haufen mit unnützen Zaubern fallen. »Mit dem hier meidet man Leute, die nach einem suchen. Oh, das ist seltsam«, sagte er und hielt eine weitere Scheibe in die Höhe. »Ein Zauber, um einem Körper mit einem Buckel zu versehen? Da muss jemandem ein Fehler unterlaufen sein.«
Ich nahm ihm den Zauber ab und sorgte dabei dafür, dass unsere Finger sich kurz berührten. Ja, er war tot, aber ich war es
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