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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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ich Süßigkeiten von einem Fremden bekommen hatte und jetzt todkrank war, musste das ja stimmen.
    Schließlich begann ich wieder zu weinen.
    »Jetzt schau doch!«, rief meine Mutter und zeigte auf mich. Da hatte mein Vater aber längst schon wieder den Raum verlassen.
    Mutter packte mich mit ihren riesigen Händen, die wirklich wie diese Abschleppwagen waren, die zu jeder Tages- und Nachtzeit die kaputten Autos aufsammelten. Mit einem Arm hielt sie mich fest, während sie mich mit dem anderen in eine hellrote Daunenjacke manövrierte, mir eine hellrote Mütze aufsetzte und mir Handschuhe in einer anderen roten Farbe überstreifte. Ich wog schon als Kind nicht viel, schließlich war ich ständig krank und musste mich zudem an eine ganz bestimmte Allergiediät halten, nur eben nicht an diesem Abend. Schließlich war Weihnachten. Wir fuhren direkt zu Dr. Erics’ Privathaus, das etwas außerhalb von Rexville am Hang lag, eine dünn besiedelte Gegend, wo nur wenige Häuser wie einsame Weihnachtsbäume ins Tal hinunter leuchteten. Meine Mutter parkte unser großes, rostiges Familienmobil, das einmal ein Ford Escort gewesen war. Ich saß auf dem Rücksitz und weinte.
    »Na, ihr wieder«, begrüßte uns Dr. Erics freundlich. Wir kannten ihn richtig gut, weil ich so oft krank war. Er wuschelte mir durch die Haare, als meine Mutter mich in den Flur trug, und war nicht die Spur sauer darüber, an Heiligabend gestört zu werden. Er sah meine Mutter immer mit auffällig fröhlichen Augen an. Du bist so schön , sagten seine Augen, und er schien dabei kaum zu bemerken, dass seine eigene Frau mit einem Tablett an ihm vorbeiging.
    »Ja, also, ich weiß mir mit ihr wirklich nicht mehr zu helfen.« Meine Mutter legte mir die Hand auf den Kopf. »Das ist doch wirklich verrückt, nicht wahr, Schatz?«
    Ich nickte schniefend. Dr. Erics schob seinen großen Kopf vor meinen und lächelte mich an. Seine Zähne hatten die gleiche Farbe wie die vergilbten Tasten des Klaviers, das in einer der dunklen Ecken unseres Hauses stand und auf dem keiner spielen konnte. Sogar im Gesicht hatte er einige dieser braunen Flecken.
    »Was ist denn wieder mit dir los, Kleine?«
    »Mir ist total heiß«, weinte ich und spürte die zähen Speichelfädenzwischen meinen Lippen, als ich den Mund öffnete. Er legte mir seine rauhe Hand auf die Stirn und sagte, dass ich auf jeden Fall kein Fieber hätte.
    »Seltsam, dann muss das Fieber sehr schnell gesunken sein«, sagte meine Mutter erzürnt, »eben hatte sie noch 39,7. Das ist weniger als eine Stunde her. Und sie hatte wahnsinnige Kopfschmerzen.« Ich sah ängstlich zu meiner Mutter, denn ich konnte mich an kein Fiebermessen erinnern. Das musste ich dann wohl vergessen haben. Mutter betonte ohnehin stets, dass ich vergesslich sei, weil ich so oft Kopfschmerzen hatte. Irgendetwas sei da vollkommen verkehrt mit meinem Kopf, pflegte sie zu sagen. Mein Blick flackerte von ihr zu Dr. Erics und wieder zurück, während ich mich fragte, was genau Kopfschmerzen eigentlich waren.
    »Am schlimmsten sind wohl die Bauchschmerzen. Ich weiß echt nicht, was in meiner Tochter vor sich geht«, sagte meine Mutter und begann in der Küche des Arztes auf und ab zu laufen. »Sie hat irgendwelche Süßigkeiten gegessen, die sie von einem Unbekannten bekommen hat, und wir wissen ja alle, wie so was ausgehen kann – was war denn das, Schatz?«
    Ich schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. Irgendetwas musste sie da missverstanden haben, denn da war kein Mann gewesen. Zum Glück war ich jedoch klug genug, ihr das nicht zu sagen.
    »Und dann hat sie diese Wahnsinnsbauchschmerzen bekommen. Sie wissen schon, so Stiche.« Sie kniff die Augen zusammen und sah den Arzt verschworen an. »Können diese Süßigkeiten vergiftet gewesen sein? Man weiß ja nie.«
    »Was genau hat dir der Mann denn gegeben, Schatz?«
    Ich blickte zu Boden und spürte die Tränen kommen. »Ich weiß es nicht«, flüsterte ich und spürte wieder diesen zähen Speichel zwischen meinen Lippen. Wie immer, wenn ich weinte.
    »Schatz, jetzt hör aber auf!« Mutter packte mich fest am Arm.»Erzähl Dr. Erics, was du gegessen hast. Du darfst seine Zeit nicht vergeuden. Mir hast du doch irgendetwas von einem roten Lutscher erzählt, oder nicht?«
    Ich nickte und blickte auf meine verschwitzten Finger, die gefaltet in meinem Schoß lagen.
    »Wie genau fühlt sich das in deinem Bauch an?«, fragte Dr. Erics. Ich versuchte, mich zu erinnern, wie es sich anfühlte,

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