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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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gesprochen hatte. «Ich bin gekommen, um mich über die Konten meines Onkels zu erkundigen. Gott schenke seiner Seele Frieden.»
    Die Miene des Bankiers war teilnahmsvoll und leer. «Eine große Tragödie, Miss Bazzaz. Mein Beileid. Aber darf ich fragen, wieso Sie zu mir kommen?»
    «Weil mein Onkel ein Kunde Ihrer Bank war.»
    Der Bankier legte die Hände auf seinem Schoß zusammen. Er schloss die Augen, sodass er ein Porträt Grau in Grau war: grauer Anzug, graue Haare, graue Art. «Ich muss Sie um Verzeihung bitten, Miss Bazzaz», sagte er. «Ich möchte nicht unhöflich sein, aber es ist ein Prinzip dieser Bank, dass wir über unsere Geschäftsbeziehungen mit niemandem sprechen außer mit dem Kunden persönlich.»
    «Aber der Kunde ist verstorben, Monsieur. Und das Geld gehört seiner Familie. Und ich habe von ihr den Auftrag bekommen, Erkundigungen einzuholen.»
    «Ich verstehe, Miss Bazzaz. Aber das ändert leider nichts am Prinzip unserer Bank.»
    Lina schniefte empört. Sie hatte sich darauf vorbereitet. «Wenn Sie nicht mit mir reden wollen, dann gehe ich zu den Vereinten Nationen. Oder zu CNN . Mein Onkel hatte gute Kontakte zu CNN . Ich werde ihnen von dem Schweizer Bankier erzählen, der das Geld meines Onkels gestohlen hat.»
    «Aha», sagte der Bankier. Er veränderte ganz geringfügig die Stellung auf dem Stuhl, während er über die Vorstellung von Fernsehkameras in der Rue des Banques nachdachte. «Sagen Sie, Miss Bazzaz, können Sie sich vielleicht irgendwie ausweisen?» Er fragte das so sanft, so höflich, dass es fast wie eine Entschuldigung klang. Aber Lina war vorbereitet. Sie hatte absichtlich ihre sämtlichen Ausweise in ihrem Zimmer gelassen, für den Fall, dass er irgendwas sehen wollte.
    «Mein Pass liegt im Hotel», sagte sie. «Aber ich habe einen anderen Ausweis. Er ist besser für Sie, glaube ich.»
    «Nun, dann könnten Sie ihn mir vielleicht zeigen.»
    «Ich habe die Nummern der Konten meines Onkels in Genf. Meine Familie hat gesagt, ich soll sie Ihnen geben.»
    «Ja, wirklich. Das wäre sehr hilfreich.»
    Lina griff in ihre Handtasche nach dem Blatt mit der Überschrift «Konten», lüftete ihren Schleier und las die Zahlen auf dem ersten Blatt vor. «Zuerst bei der Organisation de Banques Suisses. Mein Onkel hatte dort fünf Konten, auf die er die Gewinne seiner Londoner Holdinggesellschaft überweisen ließ. Die Nummern sind N4 808.537-0, N4 808.537-1, B2 218.411-0, B2 218.411-1 und B2 218.411-2. Soll ich sie noch einmal vorlesen?»
    «Nein danke», sagte Mercier. Er hatte aus der Innentasche seines Jacketts einen Handcomputer geholt und die Zahlen eingetippt, während Lina sie vorlas. Jetzt betrachtete er die Anzeige. «Aha», sagte er.
    «Aber als ich gestern bei der Organisation de Banques Suisses angefragt habe, um mich nach diesen Konten zu erkundigen, wurde mir gesagt, dass sie leer sind. Das ganze Geld wurde woandershin transferiert. Ich frage mich, wer das getan hat, wenn mein Onkel tot ist.»
    «Da kann ich Ihnen leider nicht helfen.» Mercier saß steif auf seinem Stuhl, aber sein Blick flitzte hin und her wie ein blaues Leuchtfeuer.
    «Deswegen dachte ich, dass das Geld vielleicht hierher transferiert worden ist. Weil mein Onkel sein Konto hier bei Ihnen hatte und es ein ganz spezielles Konto ist, das nur im Notfall benutzt werden soll. Können wir jetzt darüber reden?»
    «Es tut mir aufrichtig leid, Miss Bazzaz. Aber wie ich Ihnen schon sagte, haben wir unsere Vorschriften. Und ich kann mich leider nicht über die Angelegenheiten eines verstorbenen Kunden äußern, außer unter sehr ungewöhnlichen Bedingungen.»
    Sie blickte ihn kokett an, jetzt bereit, ihre letzte Überraschung loszulassen. «Würde es helfen, wenn ich Ihnen die Kontonummer meines Onkels bei Ihnen gebe?»
    «Ja, schon», sagte Mercier und zog seine Krawatte zurecht. «Das würde etwas helfen, im Sinne unserer Vorschriften. Wenn Sie die Nummer haben, geben Sie sie mir doch.» Er nahm wieder den Computer in die Hand.
    Lina suchte in ihrer Handtasche nach der ‹Notfall-Akte› und hielt sie sich dicht vors Gesicht. «Die Nummer ist Z 068621.»
    Mercier tippte die Zahlen ein, wartete einen Moment und nickte dann sanft. «Nun», sagte er. «Das ist aber höchst interessant.» Die blauen Augen glitzerten vor Überraschung. Die Nummer stimmte genau.
    «Was ist interessant, Monsieur?»
    «Dass Sie über diese spezielle Nummer verfügen, Miss Bazzaz.»
    «Wieso nicht? Dies ist das Konto meines Onkels»,

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