Blutgeld
Gefallen dir die Informationen nicht? Die sind erstklassig. Niemand weiß davon, außer uns beiden.»
«Nein, die Informationen sind fabelhaft. Ich habe nur Angst davor, was diese Wahnsinnigen anstellen könnten.»
«Nicht Alis Problem. Tut mir leid. Ende der Story. Bis auf eine Sache, die du mich noch gefragt hat.»
«Die Telefonnummer.»
«Ja, stimmt. Aber es ist nicht sehr interessant. Vielleicht hast du dich mit der Nummer geirrt. Ich hab Ayad gefragt, der seinen Freund beim tunesischen
Moukhabarat
gefragt hat, der seinen Freund bei der tunesischen PTT gefragt hat. Aber ich glaube, es war vielleicht ein Irrtum. Ein großes Nichts.»
«Was war das für eine Nummer?»
«Irgendein Apparat in der US -Botschaft in Tunis. Einen, den sie nie viel benutzen. Nicht mehr in Betrieb. Tut mir leid. Gib mir eine andere Nummer, und ich kann es nochmal probieren.»
Die US -Botschaft. Hoffman rieb sich die Augen. Er war müde und hatte Mühe, das Puzzle, das sich vor ihm zusammengesetzt hatte, klar zu erkennen. «Nein, Ali. Das ist schon okay. Es muss eine falsche Nummer gewesen sein. Danke, dass du es probiert hast.»
«Und was soll ich jetzt tun, Sam?»
Hoffman dachte einen Augenblick darüber nach. Es war so, als hätte Lina sich in einem Spinnennetz verfangen, das immer größer wurde. Das Netz war überall, aber die Spinne blieb unsichtbar. Hoffman fiel nichts anderes ein, als dass man irgendwie versuchen müsste, sie zu verscheuchen. Er ging zum Büro-Safe, zählte ein dickes Bündel Scheine ab und ging dann wieder zu seinem Informanten.
«Hier sind zehntausend Dollar für die zwei Tage. Es ist mehr, als wir vereinbart hatten, aber die Informationen waren es wert. Ich gebe dir weitere zehntausend, wenn du noch etwas für mich tust.»
«Okay. Und was ist das? Keine Waffen. Ich arbeite ausschließlich mit Informationen.»
«Keine Waffen. Ich möchte, dass du wieder nach Tunis fliegst und deinem Freund Ayad eine Nachricht überbringst, die er an die Leute weitergeben soll, die in Bagdad den Betrieb führen.»
«Okay. Kein Problem. Wie lautet die Nachricht, bitte?»
«Sag ihnen, wenn sie dieser Irakerin irgendwas antun, dass sie dann großen Ärger mit der CIA kriegen werden. Klar? Sie sollen die Finger von ihr lassen, sonst sitzen sie tief in der Scheiße.»
«Dann arbeitet sie also für die Agency, diese Irakerin? Gar nicht für die Israelis?»
«Sie ist bloß ein absoluter Niemand. Es ist egal, für wen sie arbeitet. Und sie weiß nichts über das Geld.»
«Und von wem, soll ich sagen, kommt die Nachricht?»
«Sag einfach Hoffman. Nenn nicht meinen Vornamen.»
«So! Dein Vater gibt dir diese Nachricht?
W’Allah!
Sonderbar! Aber okay. Die kennen alle deinen Vater. Er hat versucht, die Hälfte von ihnen in Beirut zu rekrutieren.»
«Tu einfach, was ich dir sage, Ali. Okay? Sag deinen Freunden, dass niemand irgendwelchen Scheiß mit diesem Mädchen machen soll. Weder die Irakis noch die Palästinenser noch die Saudis noch sonst irgendjemand. Wenn die ihr was antun, dann blüht ihnen mehr Ärger, als sie sich vorstellen können. Sag ihnen, dass das Hoffman sagt. Kapiert?»
«Hader ya rayees!»
Er salutierte schnittig. «Wann soll ich fliegen? Vielleicht morgen?»
«Heute Abend. Es gibt spätabends eine Maschine. Du schaffst es gerade so, wenn du gleich gehst.»
«Heute Abend ist nicht sehr günstig,
habibi
. Ich hatte an ein großes Rendezvous mit einer alten Freundin gedacht, wenn ich nur die Nummer vom Hostessenservice wiederfinde. Heute Abend ist nicht so gut.»
«Es muss heute Abend sein.» Hoffman ging zum Safe und kam mit weiteren tausend Dollar wieder. «Das ist für deine Extraausgaben», sagte er. «In Tunis gibt’s eine Menge nette Mädchen.»
31
Die Rue des Banques lag wie ein schwerer Goldbarren im alten Geschäftsviertel von Genf. Die altehrwürdigen Bankhäuser des Kantons säumten beide Seiten der Straße; sie waren in dunklen Gebäuden untergebracht, die Genfer Diskretion und Anständigkeit verkörperten. Es gab keine Neonreklamen oder überhaupt irgendwelche Firmenschilder, die herausragten, um Kunden anzulocken; es gab keinerlei Werbung, denn die Banken dieses Bezirks zogen es vor, keine Geschäfte mit der Öffentlichkeit zu machen. Die meisten waren
banques privées
. An ihren Türen waren schlichte Messingschilder mit dem Namen der Bank: Hentsch, Lombard-Odier. Die großen Namen der Schweizer Bankenwelt. Einigen der Privatbanken war selbst das eine zu öffentliche Form der Werbung.
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