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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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ist dort im Gefängnis. Sie wurde gestern dorthin gebracht, aus Genf. Kannst du sie rausholen?»
    «Schwierig, aber nicht unmöglich. Geld funktioniert überall, mein Lieber. Sogar in Bagdad. Das ist das eiserne Gesetz der Welt. Und der Zufall will es, dass der Botschafter dort ein Freund von mir ist. Ich kann nichts versprechen, aber ich hätte es so gern, dass du in meiner Schuld stehst, also werde ich mir die größte Mühe geben.»
    «Danke», sagte Hoffman. Er berührte sein Herz, wie es ein Araber tun würde, um seine Dankbarkeit zu zeigen. Aber der Prinz lachte. Dies war etwas Geschäftliches.
    «Und jetzt müssen wir über deine Seite des Deals sprechen, mein lieber Sam. Weil ich etwas Besonderes für dich tue, muss ich dich bitten, etwas Besonderes für mich zu tun. Das ist doch fair, oder nicht?»
    «Ja, das ist fair. Sag mir, was du von mir willst, und ich mach’s.»
    Der Prinz hielt kurz inne und strich sich mit dem Zeigefinger über die feinen gekämmten Haare seines Bartes. «Ich habe in der Türkei einen Freund», sagte er schließlich. «Er hat mir im Verlauf der Jahre sehr viel geholfen. Ein Bankier übrigens. Und jetzt hat er Ärger mit der Justiz. In der Türkei, in Amerika, überall. Er hat immer noch irgendwo Geld – ich glaube, auf den Cayman-Inseln – aus der Zeit vor dem Zusammenbruch seiner Bank. Aber er hat zu viel Angst, irgendwas damit zu machen, weil er befürchtet, dass die Behörden in den USA oder Großbritannien dahinterkommen und ihm das Leben noch schwerer machen. Du siehst also, er braucht Hilfe. Und du bist genau der Bursche, der ihm helfen kann. Mit einem sehr guten Ruf. Mit guten Beziehungen. Genau der Richtige.»
    «Was soll ich für ihn tun?»
    «Ihm eine Bank in Amerika kaufen. Aus irgendeinem Grund ist er überzeugt, dass das der einzige sichere Weg ist, sein Geld zu behalten. Bedauerlicherweise ist es illegal für ihn, eine Bank in Amerika zu besitzen. Vor allem mit all diesem Geld, das er gestohlen haben soll, wie die Leute behaupten. Du musst also offiziell der Eigentümer sein. Aber um all das kümmern wir uns schon. Das klingt doch nicht schwierig, oder?»
    Sam schüttelte teilnahmslos den Kopf. Den Handel hatte er schon in Gedanken abgeschlossen, bevor er an der Tür des Prinzen geklingelt hatte.
    «Wunderbar! Ich werde die nötigen Dokumente von meinem Anwalt in Washington aufsetzen lassen. Du wirst vielleicht in die Staaten reisen müssen, wenn sie die richtige Bank gefunden haben – die Dokumente unterzeichnen und solche Sachen. Lästig, aber nicht zu ändern.»
    Sam nickte. Er spürte, wie sein Selbstverständnis, an dem er in den letzten fünf Jahren gearbeitet hatte, zerbröckelte. Wie sich herausstellte, konnte jemand wie er nicht verhindern, sich die Hände schmutzig zu machen. Er konnte nur so lange unabhängig sein, wie er nicht darauf angewiesen war, jemanden um einen Gefallen zu bitten; wenn er es aber tun musste, dann musste auch er in die Scheiße hineinwaten, genau wie alle anderen. Ihm war schwer ums Herz. Er wollte Jalals Haus verlassen, aber der Prinz hatte ein triumphierendes Lächeln auf dem Gesicht, als hätte er in einem Streitgespräch recht behalten.
    «Lass uns feiern, mein lieber Sam, jetzt, wo wir wieder Freunde sind. Vielleicht ist Kinozeit? Ich habe einen neuen Film, den ich gestern von einem kuwaitischen Freund bekommen habe. Er heißt ‹Philippinische Krankenschwestern›. Er hat Teile davon selbst gefilmt, bei sich zu Hause. Er versicherte mir, dass alles authentisch ist.»
    «Nein», sagte Hoffman. «Keine Filme.» Hoffman fiel das Gesicht von Ramón Pintas Frau ein, auf dem Polizeifoto, das der philippinische Koch ihm an jenem Tag in seinem Büro gezeigt hatte, an jenem Tag, der ihm jetzt wie eine Ewigkeit her schien.
    «Einen Drink vielleicht? Die Pfeife? Etwas Gesellschaft?»
    Sam erhob sich von der Couch. «Ich muss gehen», sagte er.
    «Natürlich. Das verstehe ich. Du bist nervös wegen deiner kleinen Freundin. Wie heißt sie nochmal? Lina Alwan. Ich kümmere mich umgehend darum. Sobald ich meinen Freund in der Türkei angerufen habe, um ihm die gute Neuigkeit zu erzählen.»
     
    Robert Hatton gab an diesem Nachmittag eine Luncheon Party im privaten Speisesaal der Anwaltsfirma Hatton, Marola & Dubin in Washington. Er hatte darum gebeten, nicht gestört zu werden, und so behelligte man ihn nicht mit dem Anruf von dem Londoner Klienten. Das Luncheon war ein wichtiges Ereignis für Hatton. Es war das Jahrestreffen einer

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