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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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die acht Banken überwiesen wird, woandershin umleiten.»
    «Wohin, hypothetisch?»
    «Auf ein anderes Nummernkonto irgendwo. Meine Frage ist also, wie würdest du das machen?»
    «Ohne mich erwischen zu lassen?»
    «Genau. Ohne dich erwischen zu lassen.»
    Es wurde still in der Leitung, während Helen sich das Problem durch den Kopf gehen ließ. «Es gibt nur eine Möglichkeit, wie du das schaffen könntest», sagte sie nach zwanzig Sekunden. «Rein hypothetisch.»
    «Und die wäre?»
    «Die Banken so zu linken, dass sie das Geld freiwillig ausspucken.»
    «Gut, aber wie würdest du das machen?»
    «Das ist das Problem. Das weiß ich nicht.»
    Lina machte ein langes Gesicht. «O Helen! Ich hab fest mit dir gerechnet.»
    «Aber ich kenne jemand, der es wissen könnte. Er heißt Leo Grizzardi. Er lehrt in Purdue. Wenn es irgendjemand gibt, der rauskriegen kann, wie man so einen Coup abzieht, dann Grizzardi.»
    «Wie kann ich ihn erreichen?»
    «Versuch’s erst gar nicht. Er ist extrem seltsam. Er schreit die Leute an und spricht in Initialen und verhält sich jedem gegenüber wie ein Ungeheuer, aber mit mir redet er.»
    «Wieso redet er mit dir?»
    «Weil er in mich verliebt ist! Wieso macht man überhaupt etwas für jemand andern? Gib mir deine Nummer. Ich ruf dich in ein paar Minuten zurück, wenn ich mit Grizzardi gesprochen habe.»
     
     
    Als Lina mit Helen fertig war, wandte sie sich ihrer nächsten Aufgabe zu. Sie wühlte in ihrer Handtasche nach der Visitenkarte von Frederick Behr, dem amerikanischen Wirtschaftsprüfer, der sie am Abend ihrer Ankunft in Genf in der Bar des Beau Rivage angesprochen hatte. Sie wählte die Nummer von seinem Büro und gab sich diskret als «eine Bekannte von Mr. Behr» aus. Die Sekretärin stellte sie sofort durch.
    «Hallo, Fred», sagte sie. «Hier ist Helen. Erinnern Sie sich an mich?»
    «Natürlich. Mein Gott, wie könnte ich Sie vergessen? Die unglaublich schöne Helen, die Frau meiner Träume.»
    «Tut mir leid, dass ich neulich so plötzlich verschwinden musste. Wie ging es mit diesem schrecklichen Mann weiter, der mich verfolgt hat?»
    «Passabel», sagte Fred. «Ein unangenehmer Bursche. Palästinenser, wie er behauptet hat. Ich kam mir lächerlich vor, als ich ihm meine Geschichte erzählt habe.»
    «Was war denn Ihre Geschichte?»
    «Dass ich Sie in einer Bar kennengelernt und mit Ihnen meinen Club besucht habe. Dass ich Sie zuerst für eine Edelnutte gehalten hätte, aber später, als Sie nicht mit mir schlafen wollten, zu dem Schluss gekommen sei, dass sie bestimmt ein Cop sind. Er war offenbar der Meinung, dass Sie so was wie eine israelische Spionin seien, aber ich habe ihm gesagt, das sei lächerlich. Und ich habe ihm auch gesagt, Sie würden Helen heißen. Tut mir leid, aber das musste ich.»
    «Das ist okay. Ich heiße nicht wirklich Helen.»
    «Das habe ich schon irgendwie geahnt. Das ist mit ein Grund, warum ich Sie mag. Sie sind so eine entzückende Lügnerin. Wann kann ich Sie wiedersehen?»
    «War es das, was Sie sich unter einem Rendezvous mit viel Spaß vorgestellt haben?»
    «Absolut. So viel Spaß hatte ich seit Jahren nicht mehr. Meine Lieblingsstelle war, als ich Ihren Fuß halten und Sie über die Mauer heben durfte. Ich habe davon geträumt.»
    «Wie schön. Wie haben Sie eigentlich erklärt, dass ich über den Zaun gesprungen bin?»
    «Ich habe gesagt, Sie würden jemanden verfolgen. Deshalb hat er gemeint, Sie wären Spionin. Sind Sie denn eine?»
    «Nein.»
    «Schade. Sie würden eine sehr gute abgeben. Haben Sie bei Ihrer Geldsuche Glück gehabt?»
    «Noch nicht. Aber ich bin schon näher dran. Deswegen rufe ich übrigens an. Ich brauche etwas finanzielle Hilfe.»
    «Ich bedaure, das zu hören. Geld ist so langweilig. In der Schweiz schwimmt sowieso schon zu viel davon rum. Ich dachte, Sie rufen an, weil Sie mich wiedersehen wollen.»
    «Wir werden uns wiedersehen, Fred, Liebster, wenn Sie mir helfen.»
    «Dann stehe ich zu Ihren Diensten. Was möchten Sie von mir?»
    «Ich möchte von Ihnen, dass Sie für mich ein Nummernkonto eröffnen. Sofort, heute.»
    «Ich fürchte, das läuft nicht, mein wilder, schurkischer Liebling. Normalerweise braucht man mindestens einen Tag, um ein Nummernkonto zu eröffnen. Die Schweizer sind angehalten, ‹gebotene Vorsicht› walten zu lassen, was immer das heißen mag. Können Sie bis morgen warten?»
    «Nein. Ich weiß, es klingt absurd, aber ich brauche es heute. Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Dinge

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