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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Augen funkelten. «Sam! Wovon redest du?»
    «Beruhige dich. Gehen wir einen Kaffee trinken. Mir brummt der Schädel.»
    «Nein. Lass uns lieber hierbleiben. Es ist sicherer. Was hat dein Vater gesagt, Sam?»
    «Er hat mir die ganze Geschichte erzählt. Wie er sich mit dem Herrscher und Hammud eingelassen hatte und wie das alles Teil einer großangelegten Operation war und warum sie’s getan haben und so weiter. Es klang sogar einleuchtend, auf eine merkwürdige Art und Weise.»
    «Was für eine großangelegte Operation?»
    «Du weißt schon, diese ganzen CIA -Geschichten.»
    «Sam!» Sie schüttelte ihn. «Hör endlich auf damit.»
    «Womit? Ich will dir doch nur helfen. Vor ein paar Minuten warst du noch eine Gefangene in der Bank, und jetzt bist du frei, dank meinem Vater. Reg dich endlich ab, um Gottes willen.»
    «O Sam! Rede nicht so. Das bist nicht du. Würdest du mir jetzt bitte erklären, was du mit deinem Vater für eine Abmachung getroffen hast, um mich aus Merciers Bank rauszukriegen?»
    «Klar.» Er küsste sie mit seinen säuerlich riechenden Lippen. «Die Abmachung ist, dass wir aufhören, Hammud zu nerven. Wir lassen ihn mit dem Geld des Herrschers machen, was er will. Und dafür lässt er dich in Ruhe. Das ist die Abmachung. Okay?»
    «Aber Hammud gehört das Geld nicht, genauso wenig wie dem Herrscher. Es wurde dem irakischen Volk gestohlen.»
    «Möglich. Aber er hat es jetzt. Soll er es doch behalten. Und keinen Scheiß mehr. In Ordnung?»
    «So einfach ist das alles nicht, Sam. Woher willst du wissen, dass sie mich nicht umbringen werden, wenn ich erst mal wieder in London bin?»
    «Weil sie’s nicht tun werden. Mein Vater hat versprochen, dass er mit ihnen redet. Und er hat dir einen neuen Job verschafft. Es ist alles geregelt.»
    «Wo werde ich in die Lehre genommen? Oder darf ich nicht fragen?»
    «Bei der Bank Arabia. Sie gehört einem Palästinenser namens Asad Barakat. Er hilft Mercier beim Umschichten des Geldes. Sie wollen es offenbar auf andere Banken transferieren, es waschen oder so. Ich weiß nicht. Das ist auch nicht so wichtig.»
    «Er arbeitet also auch für Hammud. Mein Gott! Dann lehne ich ab. Keine Abmachung.»
    «Komm, Lina, mach mal halblang. Sei nicht so verdammt fanatisch.»
    Sie sah in sein Gesicht, das betrunken und unsicher war. Ihm eine Ohrfeige zu geben würde nichts bewirken. Er war schon zu sehr hinüber. Stattdessen nahm sie seine Hände in ihre. «Sieh mich an», sagte sie. «Hast du vergessen, mit wem wir es zu tun haben? Das sind Irakis.»
    «Ich weiß, dass es Irakis sind, Lina.»
    «Die bringen mich um. Bei der nächsten Gelegenheit, die sich ihnen bietet. So gehen die vor.»
    «Nein, das werden sie nicht. Jetzt nicht mehr. Mein Vater hat diese Typen an der Leine. Er führt Hammud seit fast zehn Jahren.»
    «Die pfeifen auf deinen Vater, Sam. Wenn’s um einen anderen Iraki geht, verfahren die nach ihren eigenen Spielregeln. Wach doch endlich auf!»
    «Süße, hören wir auf zu streiten, okay? Davon kriege ich Kopfschmerzen. Gehen wir ins Hotel zurück und legen uns aufs Ohr. Du bist gestern Nacht nicht viel zum Schlafen gekommen, weißt du noch?»
    Diese Anspielung sollte sie an die vergangene Liebesnacht erinnern, aber ihre Miene blieb versteinert. Sie sah in seine glasigen Augen und erkannte, dass sie allein war. Es war nicht Sams Schuld. Es ging eigentlich nicht um ihn. Es ging um sie. Während sie sein hübsches, schläfriges Gesicht betrachtete, fühlte sie eine Welle der Traurigkeit in sich. Sie war eine Frau, die sich ihr ganzes Leben lang ein glückliches Ende gewünscht hatte. Aber diesmal würde es keins geben.
    «Ich kann es nicht tun», sagte sie leise. «Ich habe ein Versprechen abgegeben.»
    «Wie war das?»
    «Nichts.» Sie streckte die Hand aus und berührte Sams gerötete Wange. Er sah jetzt nur noch müde aus. «Geh du jetzt schlafen, mein Lieber», sagte sie. «Du kannst es gebrauchen. Wir sehen uns später im Hotel. Ich muss zuerst noch zu meinem alten Quartier, um meine Sachen abzuholen. Dann komme ich.»
    «Versprochen?»
    «Natürlich. Sei vorsichtig auf dem Rückweg. Lass dich nicht vom
selouwa
erwischen.»
    «Was zum Teufel ist ein
selouwa

    «Der lebt im Fluss Tigris und erschreckt Kinder, und er ist nicht so nett wie der
wawi
. Er wird sehr böse, wenn Leute ungezogene Sachen machen, wie zum Beispiel zu viel trinken.»
    Sams Verlegenheit zeigte sich schließlich in seinem Blick. «Es tut mir leid, dass ich mich betrunken habe.

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