Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
Vom Netzwerk:
zu beschleunigen?»
    «Ja, mein Liebling, wenn Sie es unbedingt haben müssen, ist es möglich. Frederick Behr kann alles.»
    «Wie, wenn man einen Tag braucht, um ein Konto zu eröffnen?»
    «Liebe verleiht einem Mann ungeahnte Kräfte.»
    «Kommen Sie, Fred. Wie schaffen Sie das?»
    «Ich gebe Ihnen einfach eins von meinen, so schaffe ich das. Ich habe mehrere Nummernkonten auf der hohen Kante für Klienten, die, sagen wir, eine dringende Angelegenheit haben. Das machen alle Wirtschaftsprüfer in Genf. Erzählen Sie es nicht weiter, aber es stimmt.»
    «Fred, Sie sind ein Schatz.»
    «Sagen Sie mir, dass Sie mich wie wahnsinnig lieben.»
    «Ich liebe Sie wie wahnsinnig. Wie lautet die Kontonummer?»
    «Moment, ich schau gerade nach. Wie wär’s mit einem bei der Union de Banques Suisses? Sehr groß, sehr ordentlich, sehr diskret. Die Nummer lautet, Moment, die Nummer ist OL 717.045. Also Omaha, Lima, sieben-eins-sieben-Punkt-null-vier-fünf. Haben Sie das?»
    «Ja. Ich hab’s. Ich brauche noch eine Sache. Wie lautet die Bankleitzahl für die UBS Genf?»
    «Ach, kommen Sie. Brauchen Sie die wirklich? Na ja, wahrscheinlich schon. Also, mal sehen. Hier ist sie, ja: 100.93.112.72. Haben Sie das?»
    «Ja. Sie sind ein Engel, Fred. Und die werden bei der UBS keine Fragen stellen? Weil im Laufe des nächsten Tages oder so möglicherweise ziemlich viel Geld auf dieses Konto kommen wird.»
    «Nein. Wenn’s um Geld geht, stellen die Schweizer nie Fragen. Das ist eines ihrer Betriebsgeheimnisse.»
    «Und was ist, wenn Ihnen jemand irgendwelche Fragen über mich stellt? Zum Beispiel die Schweizer Polizei. Was werden Sie denen sagen?»
    «Nichts. Außer dass Sie garantiert keine Prostituierte sind.»
    «Werden Sie denen sagen, dass ich heute angerufen und Sie um ein Nummernkonto gebeten habe?»
    «Auf keinen Fall. Das würde mich doch verdächtig erscheinen lassen, wie einen Mann, der sich hoffnungslos in eine gefährliche Frau verliebt hat.»
    «Dann sehen wir uns bald.»
    «Wann? Ich möchte Ihnen wieder unters Kleid gucken. So bald wie möglich.»
    «Das weiß ich nicht. Ich melde mich. Und jetzt hören Sie mal zu. Trinken Sie nicht zu viel. Das tut Ihnen nicht gut.»
    «Okay, mein Liebling. Was immer Sie sagen.»
    Sie schickte ihm eine Kusshand übers Telefon.
    Eine halbe Stunde später rief Helen an. Der große Grizzardi hatte tatsächlich einen Plan ausgeheckt. Diesmal machte Lina sich sorgfältige Notizen, und wenn sie nicht verstand, was Helen sagte, bat sie sie, es zu wiederholen. Es machte ihr nichts aus, wenn sie dumm wirkte. Als Helen damit fertig war, Lina Grizzardis Plan zu erläutern, las Lina noch einmal ihre Notizen vor, um sicherzugehen, dass sie alles verstanden hatte. Als sie fertig waren, verkündete Helen, sie sei gerade dabei, in ihrem Feminist Alien Invaders noch ein weiteres Element einzubauen. Es sei eine zusätzliche Spielebene, die Maid Marians Rache heiße und bei der die Feminist Alien Invaders versuchen würden, reichen Männern große Geldsummen zu stehlen, um sie armen Frauen zu geben. Oder einfach selbst zu behalten.
     
    Grizzardis Lösung war, auf ihre perverse Art, naheliegend. Es sei viel leichter, sich elektronisch als jemand anderer auszugeben als physisch, erklärte Helen. Man brauche sich nicht um solche komplizierten Probleme Gedanken zu machen wie Haarfarbe, Tonfall oder Fingerabdrücke. Man brauche nur die richtigen Nummern, die Lina offenbar hatte. Von Vorteil war auch, dass Linas Ziele kleine Banken waren. Große Banken hatten ausgeklügelte Systeme, um den nichtautorisierten Zugang zu Konten zu verhindern. Wenn ein Kunde eine größere Umschichtung von Geldern per Telex verlangte, bestand die Bank darauf, mit einem Prüf-Algorithmus die Authentizität des Transfers zu bestätigen. Bei den meisten großen Banken wurde auch verlangt, dass jeder größere Transfer von Geldsummen von zwei Personen abgezeichnet wurde.
    Aber bei kleinen Banken lief das Grizzardi zufolge anders. Die benutzten keine raffinierten Computersysteme mit Prüf-Algorithmen und verschlüsselten Daten. Die verfuhren mit telegraphischen Überweisungen auf die altmodische Art, mit schlichten, telegraphierten Anweisungen. Sie handelten auf Vertrauensbasis, was ihnen zum Verhängnis würde. Das hieß, Lina brauchte nur noch Glück.
    Lina stellte ihren Laptop auf und steckte das Modemkabel in die Telefonbuchse. Als Erstes veränderte sie die Baud-Rate des Modems, verlangsamte sie auf die Fünfzig-pro-Minute-Rate,

Weitere Kostenlose Bücher