Blutgeld
wie sie von einem Telex verwendet wurde, anstatt der 1200, 2400 oder 9800 Baud, die für moderne Datenkommunikation benutzt wurden. Nach Grizzardis Plan musste Linas Computer zu einem Telex werden, und sich selbst musste sie in einen imaginären Techniker in einem imaginären Telekommunikationsraum verwandeln. Nachdem sie das Modem justiert hatte, tippte Lina sorgfältig acht verschiedene Telex-Mitteilungen, die an die acht Banken gerichtet werden sollten, die Hammud in seiner Datei aufgelistet hatte. Sie nahm an, dass dies Hammuds Fluchtluken waren.
Das erste Telex, das sie aufsetzte, war an die Tariqbank in Bahrain adressiert. Lina kombinierte Informationen von Hammuds privaten Dateien mit anderen Details, die sie sich aus Crédit Merciers Jahresbericht und dem internen Telefonverzeichnis herausgepickt hatte. Die Mitteilung hatte folgenden Wortlaut:
Telex No. 9191. Answerback: Tariq BN
To: Tariqbank
48, King Faisal Road, Manama, Bahrain
z.Hd.: M. Abdullah Mahdi, Geschäftsführer
Betr.: Transfer von Crédit Mercier Kto.Nr. # Z 068621
Whl. Z 0686 21 zu Tariqbank Kto.Nr. # TL 8078 Whl. TL 8078 über Crédit Mercier tlex # 90951 Mercier Ch.
Bitte transferieren von Tariqbank Kto.Nr. TL 8078 Whl. TL 8078 zu Union Banques Suisses Kto.Nr. # OL 717.045 Whl. OL 717.045 in Genf, BLZ 100.93.112.72 Whl. 100.93.112.72.
Dieser Transfer durch Kontoführungsberechtigte veranlasst, N. A. Hammud, Whl. N. A. Hammud.
Für Bestätigung bitte Unterzeichner anrufen, Bevollmächtigter des Kontoinhabers, unter 41-22-333-4788.
Gez. Frank Hoffman.
Lina bereitete sieben ähnliche Mitteilungen vor, änderte nur jeweils die Namen, Kontonummern und andere Details der Empfängerbanken. Als Bestätigungsnummer gab sie immer Madame Jaccards Nummer von der Pension an. Als sie die Mitteilungen fertig hatte, schickte sie eine nach der anderen per ITT ab. Dann lehnte sie sich zurück, um auf die Antworten zu warten, reichlich zufrieden mit sich selbst. Das Täuschungsmanöver musste nicht bei allen Banken funktionieren. Wenn es nur bei einer funktionierte, würde Lina schon auf einem Vermögen sitzen.
Lina hatte noch zwei kurze Anrufe zu erledigen. Sie wählte noch einmal Fred Behrs Nummer bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen und schnurrte sich durch eine letzte Bitte durch. Innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden, sagte sie zu Fred Behr, würde er einen Anruf aus London bekommen, von jemandem, der seinen Namen mit Helen angeben würde. Und ja, so heiße diese Person wirklich. Die richtige Helen würde ihm die Nummer eines neueröffneten Bankkontos bei irgendeiner Bank geben. Wäre Fred ein Schatz und würde alles, was sich auf dem Konto bei der UBS befände – egal wie viel es sei –, auf das Nummernkonto überweisen, das Helen ihm nannte? Fred, der inzwischen so verzaubert von Linas Durchtriebenheit war, dass er wie ein Jojo an der Strippe hing, versprach, es zu tun – sofort –, wie viel auch immer es sein mochte.
Dann rief Lina Helen ein letztes Mal an und fragte sie, ob sie bereit sei, ihr erstes Spiel von Maid Marians Rache zu spielen. Sie erklärte, Helen solle sofort ein Nummernkonto eröffnen, und zwar bei einer Bank, die Edgbank hieß und ihren Sitz auf der Kanalinsel Jersey hatte – ein Name, den sie von der Liste auf der letzten Seite von Merciers Jahresbericht ausgewählt hatte. Die Telefonnummer sei 0534-36-143. Helen solle diese Nummer anrufen und ein Konto eröffnen, sowie das Gespräch mit Lina beendet war. Wenn sie dafür nach Jersey musste, dann solle sie das tun.
Wenn das Konto eröffnet sei, so wies Lina Helen an, solle sie zu einer Telefonzelle gehen und einen Mr. Behr in Genf anrufen, ihm ihren Vornamen nennen und ihm die Nummer des Kontos bei der Edgbank durchgeben. Er würde Geld überweisen. Möglicherweise sehr viel Geld. Lina würde Helen später benachrichtigen, was damit geschehen solle.
«Das ist kein Spiel?», fragte Helen.
«Nein», sagte Lina. Es war kein Spiel.
Lina hatte neunzig Minuten gewartet, als die erste Bank die Bestätigungsnummer anrief, um wegen des Telex nachzufragen. Es war ein Mann mit einem spanischen Akzent, der sich als Stellvertretender Geschäftsführer der Bancobraga in Panama vorstellte.
«Ist Señor Hoffman zu sprechen?», fragte er.
«Nein, er ist in der Mittagspause. Ich bin seine Assistentin. Kann ich Ihnen helfen?»
«Ich rufe wegen einer telegraphischen Überweisung an.»
«Ja. Mr. Hoffman hat mir entsprechende Anweisungen gegeben,
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