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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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die zum festen Inventar der arabischen Kolonie in London gehörten, früher einmal im Sold der CIA gestanden hatte. Er war Sam Hoffmans wertvollster Informant geworden und auch sein teuerster.
    Hoffman wusste, wenn er aus Barakat irgendetwas herausholen wollte, würde er ihm ein bescheidenes Geschenk anbieten müssen. Das war genauso ein Brauch wie das Ritual arabischer Gastfreundschaft, Blumen oder eine Flasche Scotch mitzubringen, wenn man bei jemandem zum Abendessen eingeladen war. Man ging nie mit leeren Händen zu einer Einladung. Hoffman überlegte kurz, was sich als eine geeignete Gabe anbieten würde, und dann fiel ihm ein Memo ein, das er in der Woche zuvor an einen Klienten in Texas geschickt hatte. Der Texaner wollte eine Raffinerie verkaufen, die er in Galveston besaß, und er hatte Hoffman gebeten, ihm eine Beurteilung der beiden Kaufinteressenten zu liefern. Das höhere Angebot kam von einem pakistanischen Investor, aber Hoffman hatte einige Nachforschungen angestellt und entdeckt, dass ebendieser Pakistani eine Bank in Karatschi besessen hatte, die etwa vor zehn Jahren Konkurs anmelden musste. Schlechtes Zeichen. Und so hatte Hoffman dem Texaner den Rat gegeben, das niedrigere Angebot anzunehmen, das von einem Konsortium saudischer Investoren kam, das sich Goldener Sand nannte. Hoffman las den trockenen, juristischen Text seines Memos noch einmal durch, in dem die magischen Worte «mit gebührender Sorgfalt» viermal wiederholt wurden. Aber die Botschaft war eindeutig: Der Pakistani war ein Verlierer, und es wäre dumm von dem Texaner, sein Angebot anzunehmen. Hoffman hatte jetzt seinen Köder. Er nahm den Hörer ab und wählte Barakats Nummer.
    «Hallo,
ustaaz
Asad», sagte Hoffman ins Telefon, womit er den Bankier so anredete, wie ein Student seinen Professor anreden würde. «Was machen Sie heute?»
    «Fernsehen», sagte Barakat. «Und mit Genf reden.»
    «Was sagen die in Genf zum Dollar?»
    «
Ya habibi
, woher soll ich das wissen? Sie sind alle sehr nervös. Sie sagen nicht viel.»
    «Deswegen sind sie so reich.»
    Barakat lachte leise, nur einmal. Ha! Seine Sprache war eine Mischung aus süßen arabischen Höflichkeiten und der knackigen Sprechweise eines im Westen ausgebildeten Bankers. Es war eine angenehme Kombination, wie Honig, der auf ein warmes Teegebäck geträufelt wird.
    «Wie geht’s Ihrem Vater?», fragte Barakat. Es war ein Fehler, bei ihm mit der Tür ins Haus fallen zu wollen.
    «Wie immer. Ich glaube allerdings, ihm fehlt die Action.»
    «Kann schon sein. Aber unterschätzen Sie ihn nicht. Ihr Vater weiß mehr, als er zugibt.»
    «Ja.» Hoffman reichte es allmählich, sich über seinen Vater zu unterhalten. «Hören Sie», sagte er. «Es tut mir leid, wenn ich Sie störe, aber haben Sie einen Moment Zeit?»
    «Aber natürlich. Was kann ich für Sie tun?»
    «Eigentlich nur eine Kleinigkeit. Ich rufe hauptsächlich an, um etwas weiterzugeben.»
    «Und das wäre?»
    «Ich habe ein Gerücht aufgeschnappt, das den Raffinerieverkauf in Galveston betrifft. Ich glaube nicht, dass der Pakistani es schaffen wird.»
    «Nein?»
    «Nein. Ich habe das Gefühl, die Saudis kriegen den Zuschlag. Sie haben ein gesundes Geschäft, und sie bieten einen attraktiven Preis.»
    «Die Saudis haben ein sehr gesundes Geschäft. Mein Schwager arbeitet dort. Er hat mich gebeten, ein paar Aktien zu kaufen.»
    «Tatsächlich?» Hoffman versuchte, überrascht zu klingen. «Das wäre jetzt vielleicht ein günstiger Zeitpunkt für den Kauf.»
    «Vielleicht», sagte Barakat. Es trat eine Pause ein, in der beide Männer die Transaktion zur Kenntnis nahmen.
    «Und da wäre noch eine andere Sache», sagte Hoffman.
    «Ach ja?» Jetzt war es an Barakat, Überraschung vorzutäuschen.
    «Ich habe mich gefragt, wie viel Sie über Nassir Hammud wissen.»
    «Eine ganze Menge von dem, was man wissen kann. Den Rest weiß niemand. Er ist ein Mann mit vielen Geheimnissen.»
    «Können Sie mir etwas über ihn erzählen?»
    «Einiges. Aber nicht am Telefon.»
    «Kann ich zu Ihnen kommen?»
    «Natürlich. Ich habe allerdings viel zu tun. Wann möchten Sie denn kommen?»
    «Jetzt. In etwa zwanzig Minuten.»
    «Jetzt sofort?» Barakat wäre ein anderer Zeitpunkt offensichtlich lieber gewesen, aber er stand, zumindest im Augenblick, in Hoffmans Schuld. «Sagen wir in einer halben Stunde», sagte er.
     
    Barakats Bank, die er Bank Arabia nannte, hatte ihren Hauptsitz in einer Seitenstraße der Park Lane, nur ein paar Schritte von

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