Blutgeld
hier eher um einen Akt der Barmherzigkeit geht als um Geschäftliches, will ich Ihnen ein paar Dinge sagen, die ich gehört habe. Aber es sind nur Gerüchte, verstanden?»
«Klar. Schießen Sie los.»
«Coyote ist in sehr privater Hand, sodass die Besitzverhältnisse unklar sind. Aber es herrscht die verbreitete Meinung, dass Hammud selbst nur einen relativ kleinen Anteil besitzt. Vielleicht zehn Prozent.»
«Und wem gehört dann der Rest?»
«Genau. Würden wir das nicht alle gerne wissen?»
«Na kommen Sie, Asad. Wem gehört es?»
«Mein Verdacht?»
«Ja, um Himmels willen.»
«Dem Herrscher in Bagdad.»
«Wirklich?»
«Ja, mein Lieber. Wie ich höre, befindet sich der allergrößte Anteil von Coyotes Aktien im Besitz von irgendwelchen Firmen in Steueroasen, die alle der Familie des Herrschers gehören. Nicht, dass man ihnen das jemals nachweisen könnte. Aber einige Leute glauben, dass dies der Notgroschen des Herrschers ist.»
«Wie viel ist er wert?»
«Mindestens fünf Milliarden Dollar. Vielleicht doppelt so viel. Vielleicht fünfmal so viel. Wer weiß das schon genau? Ganz gleich wie hoch das Gesamtvermögen ist, es wird in die erstklassigsten Anlagen in Europa und Amerika investiert. Und wirft dabei genug Cash ab, um den alten Knaben in Bagdad auf unbestimmte Zeit über Wasser zu halten, trotz der allergrößten Anstrengungen der restlichen Welt, ihn in die Frührente zu schicken.»
«Der Gewinn geht an den Herrscher?»
«Vermutlich. Wenn meine Informationen stimmen, dann wird der Gewinn in vier Teile aufgeteilt, wobei Hammud seine zehn Prozent bekommt oder wie viel es sind, und der Rest wird unter den Strohfirmen des Herrschers verteilt.»
«Und wo wären die zu finden?»
«Das weiß ich nicht. Vielleicht in Liechtenstein. Vielleicht in Luxemburg. Vielleicht in Panama. Wahrscheinlich in Genf. Die in der Schweiz sind genauso geheimnistuerisch wie die in Panama, aber weniger schwierig im Umgang. Und außerdem wird in Genf Französisch gesprochen und nicht dieses absurde Spanisch.»
Hoffman versuchte, sich einen Reim auf das zu machen, was Barakat ihm berichtet hatte. «Coyote ist also mehr oder weniger die Privatbank des Herrschers, und Hammud ist sein Bankier. Und alles läuft wie am Schnürchen.»
«Ja. Es sei denn, jemand wird gierig.»
«Was wollen Sie damit sagen?»
«Wissen Sie, mein Lieber, bei Arabern kursieren immer Gerüchte darüber, dass irgendjemand gierig geworden ist.»
«Tut mir leid, Asad, aber ich kann Ihnen nicht folgen.»
«Damit meine ich, wenn ich zehn Prozent von etwas habe, dann ist es ein Naturgesetz, dass ich irgendwann der Meinung bin, dass mir zwanzig Prozent zustehen. Oder noch besser fünfzig. Und wenn ich denke, dass gerade niemand guckt, werde ich versucht sein, schnell in die Keksdose zu greifen.»
«Ist jemand gierig geworden?»
«Woher soll ich das wissen? Wirklich, Sam. Seien Sie nicht albern. Wir sprechen hier vom Irak. Niemand weiß irgendwas über irgendwas.» Barakat blickte wieder auf seine Uhr. Ein Zeichen, dass die Unterredung beendet war.
«Und angenommen, einer von Hammuds Angestellten findet heraus, dass er die Hand in der Keksdose gehabt hat. Was würde mit dieser Person geschehen?»
«Haram»
, sagte Barakat. Es war ein arabischer Ausdruck, der so viel wie «zu schade» bedeutet.
Hoffman war sich nicht sicher, was er damit sagen wollte. «Wie war das?»
«Diese Person, fürchte ich, wäre tot.»
«Tot?»
«Ja.
Malheureusement.
Pech.
Haram.
»
Hoffman war erschüttert, dass Barakat so nüchtern das Todesurteil über jeden verhängte, der die Geschäfte von Coyote Investment ausspionierte. Er dachte an Samstagabend, an Lina und an die Folter mit der brennenden Zigarette. Barakat sah wieder auf seine Uhr.
«Bitte, Asad-bey. Eine Sache muss ich noch wissen. Wo ist dieses viele Geld überhaupt hergekommen? Hier geht’s um Milliarden von Dollar. Wie konnte der Herrscher einen solchen Betrag unbemerkt außer Landes bringen?»
«Letzte Frage, mein Lieber.» Barakat drohte mit dem Finger, um Hoffman zu verstehen zu geben, dass es ungezogen von ihm war, seine Gastfreundschaft so zu strapazieren. «Es gibt eine Theorie, die von vielen vertreten wird: Das Geld komme von den Provisionen, die der Herrscher für irakisches Öl bekommen hat. Fünf Prozent aller Einkünfte wurden irgendwo auf ein Geheimkonto überwiesen. Und da kommt das Geld her. Das meinen zumindest viele Leute. Aber ich bin mir nicht so sicher.»
«Wieso nicht?»
«Weil zu
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