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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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furchtloser Führer hat kürzlich ein Ticket erworben, um zu einem exotischen Ort zu reisen.»
    «Mr. Hammud?»
    «Mhm. Und rat mal, wohin unser weiser und edler Herr hingefahren ist.»
    «Wer weiß? Vielleicht nach Paris?»
    «Sehr gut. Aber das war leicht. Wo ist er dann hingefahren?»
    «Keine Ahnung.»
    «Nach Tunis. Er ist nach Tunis geflogen. Und dann, wohin? Das ist der Knüller. Wo ist er heute, in dieser Minute?»
    «Sag’s mir. Ich komm nicht drauf.»
    «In Bagdad. Ist das zu glauben? Er ist nach Bagdad zurück. Was sagst du dazu? Er muss ganz schön in Schwierigkeiten sein.» Randa senkte die Stimme. «Geschieht ihm recht.» Sie gluckste fast vor Freude darüber, die Reisestationen ihres Chefs herausgefunden zu haben.
    «Bagdad?», flüsterte Lina. Sie fasste sich an die Stirn und rieb sich die Schläfe. Ihr Kopf hämmerte auf einmal. In gewisser Weise war sie erleichtert, dass Hammud fort war, weil sie dadurch mehr Zeit hatte, sich zu überlegen, wie sie in das Computersystem hineinkommen könnte. Aber sie war auch besorgt. Es ging alles zu schnell.
    «Ja. Ist das nicht toll? Und Yasmine sagt, er ist nicht der Einzige, der heimfliegt. In den letzten beiden Tagen haben alle möglichen Leute einen Flug nach Bagdad gebucht, und genauso viele versuchen, da wegzukommen. Die Maschinen sind voll, in beide Richtungen. Da ist irgendwas los, sage ich dir.»
    «Aber was in aller Welt?» Lina, der das Ganze immer noch rätselhaft war, versuchte, einen Zusammenhang zwischen diesen neuesten Entwicklungen und den Ereignissen der letzten paar Tage zu sehen. «Was meint denn dein Freund Tony Hashem?»
    «Er hat bloß gesagt, es ist ‹Boogie-Zeit›. Ich weiß nicht genau, was das heißen soll. Ich glaube, er weiß auch nichts Genaues. Er hat gesagt, er würde mit seinem Vater reden.»
    «Na ja, halt mich auf dem Laufenden», sagte Lina. «Auf dieser Seite der Firma bekomme ich nicht viel Klatsch zu hören.»
    «Ich arbeite dran. Aber auf meiner Seite scheint auch niemand was zu wissen. Es ist gruselig. Gespenstisch. Alle warten nur.»
    Und so warteten sie. Eine Stille schien sich über Coyote Investment zu legen, so wie Vögel und Insekten vor einem Gewitter verstummen. Die arabischen Mitarbeiter wussten anscheinend alle, dass sich etwas ereignete, aber was, wusste niemand. Das Arbeitstempo verlangsamte sich. Man saß neben dem Telefon, darauf wartend, dass es klingelte, und fragte sich gegenseitig mit gedämpfter Stimme, ob man etwas Neues erfahren habe. Niemand schien zur Mittagszeit das Büro verlassen zu wollen, und abends blieb man länger als üblich. Wie die Insassen eines Gefängnisses warteten sie auf die Rückkehr ihres Wärters.
     
    Hoffman war unruhig. Er hatte darauf gewartet, dass Lina ihn anrief und ihm sagte, ob sie die Sache wirklich vorantreiben wollte – und er wurde allmählich nervös, tigerte in seinem Büro auf und ab wie in einem Käfig. Er rief bei ihr zu Hause an, hinterließ eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter und begab sich dann zu seinem heruntergekommenen Lieblingsrestaurant in Soho. Als er um halb neun heimkam, rief er wieder bei Lina an, aber sie war immer noch nicht da. Diesmal hinterließ er keine Nachricht. Hoffman langweilte sich und fing an, sich zu bemitleiden. Was war das für eine Unruhe? Seine Freunde vom College hatten sich inzwischen alle in ihren Berufen etabliert, hatten geheiratet und die ersten Kinder bekommen. Aber Sam trieb immer noch ziellos im Strom des Lebens dahin und klammerte sich hier und dort am Treibholz fest.
    Zum Teufel mit Lina, beschloss er. Er rief Antonia an, eine arbeitslose Schauspielerin, die er vor längerer Zeit kennengelernt hatte, und fragte sie, ob sie Zeit habe. Sie schlug vor, in einem neuen Club tanzen zu gehen, der gerade in einem ehemaligen Lagerhaus in Lambeth, südlich der Themse, aufgemacht hatte. Hoffman war einverstanden. Er mochte Antonia. Die Zeit verging mit ihr wie im Flug.
    Antonia erwartete ihn kurz nach elf in ihrer Wohnung in Chelsea. Sie sah wie eine Karikatur aus einem Männermagazin aus: derart blonde Haare, dass die Farbe nur aus der Tube kommen konnte, und Brüste, die zu groß waren für den restlichen Körper. Sie trug hochhackige schwarze Schuhe, ein schwarzes Stretchkleid, und sie gab ein kleines tierisches Schnurren von sich, als sie ihm die Tür aufmachte. Hoffman fragte sich, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte. Während sie die Themse überquerten, dachte er plötzlich an Lina und wie ihre Hand beim

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