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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Weihnachtsbaumschmuck über dem Park erhob. Er tat so, als würde er Zeitung lesen, aber es war offensichtlich, dass er auf jemanden wartete. Der Park war zu dieser Zeit fast leer. Ganz Bagdad schien nach dem Rausch der vergangenen Nacht auszuschlafen.
    Nach etwa zehn Minuten näherte sich ein grauhaariger Mann der Bank. Er trug eine lederne Aktentasche. Von weitem sah dieser Mann wie ein europäischer Geschäftsmann aus. Seine Kleidung war einwandfrei gebügelt, und seine Schuhe glänzten, selbst in den staubigen Straßen Bagdads. Wenn man näher hinsah, fiel auf, dass dieser zweite Mann die stechenden Augen und dunklen Züge eines Irakers hatte. Sein perfekter Anzug wurde durch einen frischen um seine Hand gebundenen Verband gestört. Als er zu der Bank kam, umarmte er den ersten Mann nicht, schüttelte ihm nicht einmal die Hand. Er setzte sich einfach neben ihn und stellte die Aktentasche zwischen sich und seinen Nachbarn. Sie unterhielten sich auf Arabisch, so wie zwei Fremde:
As-salaam alaykum – Alaykum assalaam
 – der Austausch der Friedensformel. Zuerst hätte man denken können, sie kannten sich nicht, aber die Unterhaltung wurde bald lebhafter. Sie unterhielten sich in einer Art Jargon, als würden sie über ein Bauprojekt sprechen.
    «A!-masbrooa al-musbtarak kbalas»
, sagte der grauhaarige Geschäftsmann.
Das Joint Venture ist beendet.
    «Al-hamdu lillah»
, sagte Osman Bazzaz.
Gott sei Dank.
    «Und Sie sind in Sicherheit?», fragte der Geschäftsmann. Er hielt die bandagierte Hand, als wäre seine Wunde frisch und schmerzte noch.
    «Al-hamdu lillah»
, wiederholte Osman. Und was, fragte er, habe man von
dem Kunden
gehört?
    «Nichts», sagte der Geschäftsmann. Er werde später mit
al-shirkah, der Firma
, reden. Es würde alles so ablaufen wie versprochen.
    Osman blickte auf die Ledertasche zwischen ihnen. War es vielleicht ein Geschenk?
«Al-hadeeyah?»
    «Ya akhee!» Ja, mein Bruder.
Der Geschäftsmann mit den glänzenden Schuhen klopfte auf seine Aktentasche.
    Und was war mit dem restlichen Geld? Das fragte sich Osman Bazzaz. Was würde damit geschehen?
    «Moo mushkila!» Kein Problem.
Die Details würden in London ausgearbeitet. Die Frage könne später in Genf diskutiert werden,
ala in firaad
.
Privat.
    «Ya habibi.» Ja, mein Lieber.
Jetzt küssten sie sich auf beide Wangen. Der Geschäftsmann erhob sich von der Bank, strich seine Hose glatt, sodass die Bügelfalte wieder erschien, und ging. Der Cousin des toten Herrschers blieb auf der Bank sitzen, die Arme um die Aktentasche gelegt, die sein Geschenk enthielt. Einige Augenblicke später erhob auch er sich von der alten Bank im Zawra-Park und verschwand wieder im Beton und Staub der Stadt.

18
    Bald nachdem Lina mit Sam gesprochen hatte, kamen die ersten Freunde zu ihrer Wohnung in Notting Hill. Randa Aziz war schon da und half ihr, alle Leute anzurufen. Dann kam Farida Hamdoon, die die London Filmschool besuchte, und dann Keite Tuaima, Geschäftsführerin einer Boutique in Camden Town, mit ihrem reichen saudischen Freund. Und dann kamen sie alle auf einmal: Burham Saadi und seine Frau Maid, Nadhmi Makloul und seine Cousine Antissar, Nemir und Inam und Wahdat und Saad. Jemand machte irakischen Tee, jemand anders holte einen Mandelkuchen von der libanesischen Bäckerei in der Brompton Road, und ein weiterer brachte eine Kiste Champagner, die aus Marwan Darwishs Vorräten stammte; seine tollen Freunde konnten ihm jetzt nicht mehr helfen. Niemand wollte in dieser Nacht schlafen gehen. Lina saß mit ihnen zusammen auf dem Boden, wählte die Nummern ihrer Freunde und schrie die Neuigkeit ins Telefon.
    Sie umkreisten den Globus mit Telefonanrufen. Farida rief im Studentenwohnheim der Universität von Indiana an, wo zwei ihrer irakischen Freundinnen Medizin studierten. Lina rief bei einer Handelsbank in New York an, wo einer ihrer Verflossenen in der Kreditabteilung arbeitete. Kenize rief ihre Schwester an, die in einer Boutique im Rodeo Drive arbeitete. Und als es noch später wurde, riefen sie auf der anderen Seite des Globus an: bei Linas Cousine in Hongkong und beim Bruder von Faridas Freund in Tokio und bei Randas Onkel in Bangkok. Es war ein Familienfest per Telefon, und jedes Gespräch verlief gleich:
Habt ihr die Meldung gehört? Ist das nicht wunderbar? Ist das nicht unglaublich? Fawg al nakhal.
Sie waren alle überglücklich.
    Sam Hoffman traf kurz nach eins ein und mischte sich unter die Irakis, die auf dem Wohnzimmerboden saßen. Er trug

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