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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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an und stellte sich vor, zwischen ihnen in einer Maschine der Iraqi Airways zu sitzen.
    «Bitte, Professor Sarkis. Ich war immer eine vertrauenswürdige Mitarbeiterin. Sie haben keinen Grund, sich jetzt meinetwegen Sorgen zu machen.»
    Der Armenier ignorierte, was sie gesagt hatte. «Wir können jetzt mit den Spielchen aufhören. Wissen Sie, wer diese beiden Männer hier sind? Hier auf meiner rechten Seite ist Mr. Hammadi und links von mir Mr. Alani. Sie gehören der Amn Al Khass an, der Sondersicherheitseinheit in Bagdad. Wissen Sie, was das ist?»
    «Nein, Sir.»
    «Der Herrscher hat die Amn Al Khass als eine Sonderabteilung der Geheimpolizei gegründet, um sich und seine Familie zu schützen. Ich war bei diesen Herren zu Gast, als ich in Bagdad war.» Seine Stimme flatterte kurz, als er das Wort Gast aussprach. Diese euphemistische Umschreibung war offenbar selbst für einen so vollendeten Lügner wie Professor Sarkis zu viel.
    «Sie haben sich nämlich Sorgen gemacht, wegen der Sicherheit hier in der Firma. Als ich in Bagdad war, haben diese Herren mir deshalb viele Fragen gestellt, die ich alle versucht habe, ehrlich zu beantworten. Sie haben mich gefragt, wie wir Geschäfte machen und wo unser Geld hingeht. Sie haben mich gefragt, warum einiges davon zu fehlen scheint. Sie haben mich sogar über Mr. Hammud ausgefragt. Und ich habe ihnen geantwortet. Man könnte sagen, ich war auf schmerzhafte Weise ehrlich.» Er beugte sich zu Lina vor. «Bei einigen der Fragen, die sie mir gestellt haben, ging es um Sie.»
    Lina sah zu den beiden Geheimpolizisten und dann wieder zu Professor Sarkis. «Was wollten sie denn wissen?»
    «Ob Sie die Geheimnisse unseres Geschäfts kennen.»
    Sie schluckte. Ihr zog sich wieder der Magen zusammen. «Was haben Sie ihnen gesagt?»
    «Ich hab gesagt, diese Lina Alwan, die weiß wahrscheinlich mehr über Coyote Investment als irgendjemand sonst in der Firma außer mir und Mr. Hammud. Sie haben gefragt, ob Sie über das
wirkliche
Geschäft der Firma Bescheid wissen – Sie wissen schon –, und ich habe gesagt, das weiß ich nicht. Sie haben gefragt, ob Sie Mr. Hammuds persönliche Dateien eingesehen haben, und ich habe gesagt, kann sein. Ja, wahrscheinlich schon. Sie haben gefragt, ob Sie loyal sind, und ich habe geantwortet, ich hätte da gewisse Zweifel. Aber, meine kleine
eshek
, jetzt wissen wir, dass der eigentliche Verräter Hammud war, ich bin also bereit, Ihnen zu vergeben. Aber diese Männer hier, sie müssen immer noch besorgt sein. Sie fragen sich, wie viel Sie wissen. Sie denken, es muss viel sein. Zu viel.»
    Sie vermied es, die beiden Geheimpolizisten anzusehen. «Das stimmt nicht, Professor Sarkis. Ich weiß nichts, was Sie mir nicht gesagt haben. Ich habe nie irgendwelche geheimen Dateien geöffnet. Ich weiß überhaupt nichts.» Sie blickte flehend zu den beiden Irakis, die immer noch wie entsicherte Pistolen dastanden. «Bitte glauben Sie mir.»
    «Glauben? Was ist Glauben? Diese Herren sind nicht daran interessiert, irgendwas zu glauben. Sie wollen wissen.»
    «Aber wie kann ich sie überzeugen?»
    «Indem Sie loyal sind. Nur indem Sie loyal sind.»
    «Ja, Sir. Ich war immer loyal zur Firma.»
    Professor Sarkis legte den Kopf schief. Seine Nasenflügel schienen sich zu blähen, wie bei einem Tier, kurz bevor es sich auf seine Beute stürzt. «Und warum haben Sie dann Nabil Jawad zu sich nach Hause eingeladen, vor zwei Nächten, wenn Sie so loyal sind?
Achpar!
Dieser Mann ist ein Feind des Irak.»
    Lina blinzelte. Woher wussten sie, dass Jawad sie besucht hatte? Hatten sie ihre Wohnung beobachtet? Hatten sie ihr Telefon angezapft? Oder hatte einer ihrer Freunde, einer der Leute, die mit ihr zusammen singend auf dem Boden gesessen hatten, sie verraten?
    Mr. Alani, einer der beiden Sicherheitsleute, die sich bedrohlich neben Sarkis aufgestellt hatten, hatte ein Messer aus seiner Tasche gezogen und reinigte sich damit die Fingernägel. Er hatte riesige Hände, und die Knöchel sahen aus wie die Knoten in der Rinde eines Baumstamms. Er sah, wie sie ihm voller Angst zusah, während er mit seinem Messer spielte. Er schenkte ihr den leisesten Hauch eines Lächelns, nicht mehr als ein Kräuseln um die Augen herum.
    «Also, wieso haben Sie Jawad eingeladen, wenn Sie eine loyale Mitarbeiterin sind?»
    «Ich wusste nicht, dass Jawad ein Feind des Irak ist», log sie. «Jemand anders hatte die Idee …»
    Professor Sarkis nahm wieder die dunkle Brille ab. Er zog ein

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