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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Mann in dem blauen Lieferwagen. «Sie haben recht», sagte er. «Was werden Sie jetzt tun?»
    «Ich tauche unter. So sagt ihr Spione doch dazu, oder?»
    «Ich bin kein Spion, verdammt nochmal. Ich kann Spione nicht ausstehen. Ich bin schon mein ganzes Leben damit beschäftigt, Spionen aus dem Weg zu gehen.»
    «Auf Wiedersehen, Sam. Ich melde mich sobald wie möglich wieder, von irgendwo.»
    «Moment mal. Können wir nicht ein Treffen arrangieren, in einem Park oder irgendwo? Ich kann meinen Beschatter abhängen.»
    «Sehen Sie? Sie sind
doch
ein Spion.»
    «Nein, bin ich nicht. Ich bin Ihr Freund. Sie bedeuten mir sehr viel. Und Sie sind meine Klientin.»
    Das Piepzeichen ertönte, signalisierte, dass es Zeit war, weitere Münzen einzuwerfen. «Das ist nett von Ihnen», sagte Lina. «Aber ich muss jetzt weiter. Ich hab kein Geld mehr.»
    Hoffman begann wieder zu reden, sie anzuflehen, aber die Leitung war plötzlich tot.
    Lina kannte ihr nächstes Ziel. Sie winkte einem der Taxis, die Richtung Embankment fuhren. «Fahren Sie mich nach Blackheath», wies sie den Fahrer an. «Irgendwo in die Nähe von Greenwich Park.»
    «Das ist aber ein weiter Weg, Miss», sagte der Taxifahrer zweifelnd. Eine zwanzig Pfund teure Taxifahrt zu keiner bestimmten Adresse. Lina schloss die Augen und lehnte sich in dem tiefen Ledersitz zurück. Als sie eine halbe Stunde später Blackheath erreichten, bezahlte sie und ging dann zu Fuß ein paar hundert Meter weiter zu einem kleinen Reihenhaus in der Westgrove Lane. Sie blieb unterwegs stehen, überquerte die Straße und ging noch einmal zurück, um sich zu vergewissern, dass sie nicht verfolgt wurde. Nach einem letzten verstohlenen Blick drückte sie die Klingel.

25
    «Du siehst ja ziemlich beschissen aus!», sagte Helen Copaken, als sie die Tür aufmachte. «Was ist mit dir passiert?» Sie hatte schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt an, ohne BH , und ihre langen gelockten Haare waren mit einer hölzernen Haarspange auf dem Kopf hochgetürmt. Helen lebte in einer Nische irgendwo zwischen spätem Bohemien und frühem Punk. Ihr Aussehen und ihre Kleidung gehörten zu dem Schutzmantel einer Frau, die immer klüger gewesen war als alle um sie herum, einschließlich jener Männer, die das Feld beherrschten. Sie scheute sich einfach nur, ihre Schönheit zu zeigen, und das schien ihr so zu gefallen. Als sie noch zusammen an der Universität gewesen waren, hatte sie sich von Lina wie von einer Art Blindenhund in die reale Welt führen lassen.
    «Hallo», sagte Lina schwach. «Darf ich reinkommen?» Helen zog sie herein und gab ihr einen Kuss auf die Wange und trat dann zurück. «Im Ernst, Lina. Du siehst wie das reinste Nervenbündel aus. Was hast du bloß angestellt? Ist alles in Ordnung?»
    «Nein, nichts ist in Ordnung. Ich hab Ärger.»
    Helen warf einen genaueren Blick auf Linas Gesicht. «Was ist mit deiner Stirn passiert? Und deiner Nase? Hat dich jemand zusammengeschlagen?»
    Lina nickte. Sie war plötzlich kurz davor loszuweinen, nachdem sie so viele Stunden hatte tapfer sein müssen. «Leute aus meinem Büro haben versucht, mich umzubringen», sagte sie.
    Helen verstand sie nicht richtig. Sie dachte, Lina mache einen Witz. «Das wundert mich nicht, nach diesem Coup mit den Bändern. Leute aus meinem Büro wollen mich übrigens auch umbringen. Der Abteilungsleiter war gar nicht erfreut.»
    «Hast du eine Kopie gemacht?»
    «Ja! Hab sie hier. Willst du mir mal sagen, worum es hier eigentlich geht?»
    «Nicht jetzt. Vielleicht später. Aber das hab ich ernst gemeint, Helen. Leute aus meinem Büro wollen mich umbringen.»
    «Wollen sie dich umbringen oder bloß verstümmeln?»
    «Das ist kein Witz, verdammt nochmal. Heute Nachmittag haben mich zwei Typen vom Büro gekidnappt, als ich von der Uni wiederkam. Sie wollten mich nach Bagdad bringen, aber ich bin ihnen entkommen. Und dann haben sie einen Postboten angeschossen. Wahrscheinlich steht das alles morgen in der Zeitung.» Tränen begannen ihr aus den Augen zu kullern.
    «Lina!», sagte Helen und legte die Arme um sie, als sie endlich begriff, dass ihre Freundin genau das meinte, was sie gesagt hatte. Sie ließ Lina eine Weile weinen, kam dann mit einer heißen Tasse Tee wieder, einem Verbandskasten, um ihre Wunden zu verbinden, und einem Teller mit Keksen und einer Schale Eiskrem. Erst als sie ihre Freundin versorgt hatte, stellte Helen die Frage.
    «Warum sollte dich jemand umbringen wollen?»
    Lina zögerte einen Moment, bevor sie

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