Blutgeld
es zuerst begierig, dann zornig. Es war noch unberührt in seiner Zellophanverpackung. Er schleuderte es gegen die Wand, zertrümmerte das Band in seiner Verpackung.
«Nicht dieses Band, du Schlampe!» Er packte sie im Nacken und knallte ihren Kopf auf die Tischplatte. «Das ist das falsche.» Er zog sie hoch und rammte ihren Kopf wieder gegen den Tisch. «Wo ist dieses verfluchte Band?»
Lina rang nach Atem. Beim letzten Schlag war ihre Stirn aufgeplatzt, sodass ihr Blut ins Auge lief. Sie hörte dumpf die Stimme des palästinensischen Sicherheitsbeamten, der über ihr stand und dieselbe Frage wiederholte. «Wo ist das Band?» Der Schmerz in ihrem Kopf war so heftig, dass Denken unmöglich war. Wenn sie nicht antwortete, würde er sie wieder schlagen. Sie wusste, sie würde irgendwann gestehen, um die Schmerzen zu vermeiden, und er würde die Computerausdrucke in ihrer Tasche finden, und er würde sie vernichten.
«Wo ist das Band?», schrie er wieder.
«Ich weiß es nicht», rief sie. Aber sie wusste, dass die Zeit knapp wurde. Seine Finger klammerten sich so fest um ihren Hals, dass sie das Gefühl hatte, ihr würden gleich die Knochen brechen.
«Wo hast du es hingetan, du Schlampe?» Er glühte vor Zorn und griff mit jedem Wort fester zu. «Du hast es deiner Freundin Randa gegeben, stimmt’s?»
«Was?», keuchte Lina. Sie hörte die Worte, aber sie konnte nicht nachdenken.
«Das Band ist bei Randa, stimmt’s?», brüllte er wieder.
«Ja», hörte sie sich antworten. Es war egal, was sie sagte. Früher oder später würden sie merken, dass sie gelogen hatte. Aber wenigstens könnte sie damit etwas Zeit gewinnen.
«Es ist bei Randa. Ich habe das Band bei Randa versteckt.»
Hassan riss ihren Kopf an ihren kurzen schwarzen Haaren vom Tisch hoch und schleuderte sie wieder gegen die Wand. Er legte ihr seine Hand über den Mund und drückte so fest zu, dass sie meinte, ihre Wangenknochen würden zerbrechen. «Wenn du lügst, wirst du sterben», sagte er. «So, wo wohnt Randa?»
Er führte Lina über die Hintertreppe hinaus. In der Gasse, neben dem Müllcontainer, wartete eine Jaguar-Limousine mit einem Fahrer. Zu Hassan war ein zweiter palästinensischer Sicherheitsmann gestoßen, den er Abu Raad nannte. Sie hielten Lina an den Ellbogen und stießen sie zum Auto. «Keinen Ton», fauchte Hassan. Er hatte ein Klappmesser aus der Tasche gezogen und richtete die lange schmale Klinge auf ihren Rücken. Sie stießen sie auf den Rücksitz, nahmen sie in die Mitte und machten die Türen des großen Wagens zu. Hassan zerrte an ihrem Rock und zog ihn ihr bis zur Hüfte hoch. Dann presste er mit der anderen Hand ihre Knie auseinander und drückte die Klinge des Messers gegen ihre Scham, sodass sie sich nicht bewegen konnte, ohne sich zu verletzen.
«Unternimm irgendwas wegen ihrer Stirn», sagte er. «Sieht übel aus. Könnte jemandem auffallen.»
Der Fahrer reichte eine Kleenex-Box nach hinten, und Abu Raad tupfte grob das Blut weg, das sich über ihrem Auge und unter ihrer Nase bereits verkrustet hatte.
«Okay. Sag ihm, wie man zu Randa kommt, und mach keinen Scheiß.» Er verstärkte den Druck der Klinge, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Lina nannte ihm eine Adresse in der Beltran Road in Chelsea, wo Randa wirklich wohnte. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun würde, wenn sie zu der Wohnung kamen, aber sie wusste, dass sie dort eine größere Chance hätte als im Büro. Sie fuhren in südlicher Richtung die Sloane Street hinunter, kamen unterwegs an einem Polizisten vorbei. Lina war kurz davor zu schreien, aber das Messer drückte fester gegen das Fleisch. «Keine Tricks», sagte Hassan. Sie fuhren langsam an Hans Place, Cadogan Square, Eaton Place vorbei – einige der teuersten Immobilien in der westlichen Welt, die Früchte von Weinbergen, die Tausende von Meilen entfernt in den Außenposten des Empires gehegt worden waren und jetzt Saudis, Libanesen und Kanadiern gehörten. Der Wagen bog nach Westen in die King’s Road ein und fuhr jetzt in Richtung Chelsea.
«Du bist ein sehr ungezogenes Mädchen», sagte Hassan und lockerte den Druck des Messers ein wenig. Er hatte etwas von seiner kalifornischen Jovialität wiedergefunden. «Weißt du, ich glaube, so wütend hab ich Mr. Hammud noch nie erlebt wie heute Nachmittag, als ich ihm gesagt habe, dass das Band fehlt. Er hat richtig
getobt
. Wie bist du bloß darauf gekommen, dass du damit durchkommst? Hast du nicht gewusst, dass wir dich
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