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Blutgesicht

Blutgesicht

Titel: Blutgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten es für Künstler geschaffen, die dort ausstellen wollten. Da war ein moderner Bau auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik hochgezogen worden. Er galt jetzt als eine Heimat für Maler, und Bildhauer – auch Nathan Lassalle hatte dort ausgestellt. Er war im Moment der einzige Künstler, dessen Werke besichtigt werden konnten. In einem anderen Teil des Gebäudes sollte eine zweite Ausstellung eröffnet werden, allerdings erst in der nächsten Woche. Man hatte nur schon mit den Vorbereitungen begonnen.
    Jane war in Richtung Soho gefahren, parallel zur New Bond Street. Sie mußte die Oxford Street noch überqueren. Nahe der BBC-Gebäude lag dann ihr Ziel.
    Sie fuhr ruhig, nicht zu schnell und auch nicht zu langsam. Sehr auf den Verkehr konzentriert. Der Blick war nach vorn gerichtet. Sie beobachtete den Verkehr, aber zugleich schaute sie auch in die Zukunft und in die Vergangenheit, denn sie dachte daran, daß sie das Blutgesicht gesehen hatte und es bald wieder sehen würde. Es war immer bei ihr. Es hatte sich in ihre Gedanken hineingedrängt. Es saß dort wie festgeklebt. Ampeln, Kreisverkehr, das alles ließ sie hinter sich. Das Gebläse arbeitete auf hohen Touren und hielt dank seiner Wärme die Scheiben eisfrei.
    Uber der Straße tanzten die hellen Abgaswolken der Fahrzeuge. Die Luft war hell, aber die Sonne besaß kaum Kraft, auch wenn der erste Monat des Jahres beinahe vorbei war.
    Hinweisschilder dienten als Orientierung. Künstler-Kolonie nannte sich das neue Gebiet. Es war nicht nur der neue, helle Bau entstanden, man hatte auch Parkraum geschaffen. An diesem Vormittag konnte sich Jane die Parktaschen aussuchen, denn es gab so gut wie keine Besucher.
    Auch außerhalb wurde auf das Thema hingewiesen, denn die Kunstwerke standen im Freien. Gestiftet von Sponsoren, deren Namen natürlich nicht fehlten. Jane Collins konnte mit diesen Werken nicht viel anfangen. Für sie waren es oft nur Metallstücke, die in bestimmten Winkeln aneinandergeschweißt waren. Was sie darstellen sollten, das war ihr und den meisten Menschen unklar.
    Sie schloß den Wagen ab und schaute sich kurz um. Das Licht der Sonne fing sich auf den breiten Fenstern des Hauses. Es hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem Museum. Hier wirkte alles licht und durchscheinend. In einem derartigen Gebäude war ein Künstler wie Lassalle fast schon fehl am Platze.
    Sie ging auf den Eingang zu. Plakate wiesen Besucher auf die Ausstellung hin und auch noch auf folgende, die in den nächsten Wochen stattfinden würden. Die Ständer der Plakate rahmten die Treppe mit den breiten Stufen ein, die Jane Collins hochschreiten mußte, um zu einer zweiflügeligen Glastür zu gelangen.
    Dort traf sie die erste Überraschung.
    Lassalles Ausstellung war geschlossen. Sie wurde erst wieder am Montag für das Publikum geöffnet.
    Jane war zuerst enttäuscht. Sie fühlte sich hereingelegt. Beim ersten Besuch hatte sie den Bau völlig normal betreten können. Jetzt stand sie vor der Tür wie bestellt und nicht abgeholt.
    Bis sie den Knopf der Klingel an der rechten Seite entdeckte. Es war nur ein Hinweis, nicht mehr, aber Jane schaltete sofort und schellte.
    Es tat sich zunächst nichts. Sie hatte auch das Echo des Tons nicht gehört. Auf der anderen Seite wollte Jane nicht glauben, daß man sie einfach nur so herbestellt hatte. Das gab es nicht. Sie traute diesem Lassalle einfach keine Lüge zu und preßte ihre Hände zu Fäusten zusammen.
    Dann hörte sie das Summen.
    Obwohl sie darauf gewartet hatte, war sie schon überrascht und zögerte noch mit Öffnen der Tür. Schließlich schaffte sie es im letzten Augenblick. Mit der Schulter drückte sie die Tür nach innen und betrat den Bau.
    Ein breiter Flur. Ein großzügig gestaltetes Entree mit großen Fenstern, einem graublauen Teppichboden, mit ausgestellten Skulpturen, mit kleinen Sitzecken und mit viel Sonne, denn sie schien am Morgen durch die Scheiben und verfing sich auch glitzernd auf einem mit Prospekten gefüllten Ständer.
    Jane Collins kannte zwar den Weg zu Lassalles Ausstellungsraum, sie ging ihn trotzdem nicht und wartete zunächst ab. Sie hatte einfach das Gefühl, warten zu müssen, und sie glaubte zudem fest daran, daß er es gewesen war, der ihr geöffnet hatte.
    Es war so still. Und auch warm. Jane trug eine Wildlederjacke, die innen gefüttert war. Sie knöpfte das Oberteil auf und zog den weißen Pullover glatt. Er reichte ihr fast bis zu den Hüften und fiel dabei so locker, daß er die

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