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Blutgesicht

Blutgesicht

Titel: Blutgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geöffnet hielt, der Jane vorkam wie eine Höhle, in der eine dicke Zunge lag, ähnlich einem Fleischklumpen. Die Augen des Mannes schillerten, und in den Pupillen schienen dunkle Farben zu tanzen, die sich dann aber verloren.
    »Warum lachst du?«
    »Entschuldige«, antwortete er noch immer lachend. »Ich meine dich nicht damit. Ich lache dich beileibe nicht aus, aber ich mußte es einfach tun, verstellst du?«
    »Keine Ahnung.«
    »Doch, ich freue mich. Ich freue mich sehr darüber, daß du hier bei mir bist. Diese Ehre wird nicht jedem zuteil, deshalb schicke ich dir ein herzliches Willkommen.«
    Jane stand auf der Stelle und wunderte sich über sich selbst. Sie wollte den Kopf abwehrend schütteln, doch selbst das war ihr nicht möglich. Ihr Verstand sprach gegen diesen Besuch, aber ihr Gefühl stand auf der anderen Seite. Das konnte sie nicht unter Kontrolle halten. Es bewegte sich mehr auf den Maler zu, und das in einem gewissen positiven Sinne. Jane war dieser Person nicht geradezu in Liebe zugetan, sie fühlte sich jedoch auch nicht von ihm angewidert. Sie schwebte zwischen zwei Zuständen. Auf der einen Seite die Abwehr, auf der anderen die Sympathie.
    »Kommst du jetzt mit, Jane?«
    Sie hatte normal antworten wollen, was ihr leider nicht möglich war. So schaffte sie nur ein Nicken. Auch das reichte dem Maler als Zustimmung. Er hatte bisher vor ihr gestanden, was er nun veränderte. Er ging um sie herum und trat an ihre linke Seite. Gelassen hob er den rechten Arm an und legte ihn wie malerisch über ihre Schulter.
    »Laß uns gehen, Jane…«
    Sie gingen, wobei Lassalle Jane nicht losließ. Auf den ersten Blick hin wirkten sie wie ein Liebespaar, doch das stimmte nicht ganz. Der Maler hatte die Detektivin zu hart an seinen Körper gepreßt. Diese Haltung hatte etwas Besitzergreifendes an sich. Sie drückte aus, daß die Frau jetzt zu ihm gehörte und er sie für alles Geld der Welt nicht mehr loslassen würde.
    Jane Collins ging mit ihm. Sie paßte sich dabei sogar seiner Schrittfolge an. So blieben sie dicht nebeneinander und gingen dabei tiefer in das Haus hinein.
    Ein breiter Gang nahm sie auf. Er war fensterlos und trotzdem nicht dunkel. Es lag an den hellen Wänden, an denen vereinzelte Plakate hingen, die auf andere Ausstellungen hinwiesen, die in Zukunft in diesem Haus und auch in anderen stattfinden würden.
    Zu reden gab es nichts. Jane war auch froh, nicht von Lassalle angesprochen zu werden. So konnte sie versuchen, sich mehr auf sich selbst zu konzentrieren. Sie stellte sich automatisch die Frage, wohin der Weg sie führen würde.
    Gut, zu seinen Bildern, aber das war nicht alles. Es gab noch einen anderen Weg, den zu beschreiben ihr so gut wie unmöglich war. Es war der Weg des eigenen Ichs, das dann durch diesen Maler fremdbestimmt wurde. Der Weg führte weiter. Er ging hinein in das große Nichts, in das Unbekannte, mit dem Jane bestimmt nicht zurechtkommen würde. Aber sie mußte ihn gehen. Er war durch Nathan Lassalle vorgeschrieben. Ein Zurück gab es nur, wenn er es wollte.
    Und so gingen sie mit langsamen und gemessenen Schritten durch den Gang. Jane kam hier alles bekannt vor. Sie hatte es schon beim ersten Besuch erlebt. Ihre Neugierde war gestillt. Sie bewegte sich wie auf einem weichen Moorboden. Bei jedem Aufsetzen des Fußes hatte sie das Gefühl, für einen Moment in den Boden einzusinken.
    Nathan Lassalle war eng bei ihr. Sein Körper drückte gegen ihren. Bei jeder Bewegung schabte die Kleidung gegeneinander. An dieses leise Rascheln hatte sich Jane Collins gewöhnt. Nicht aber an den Geruch, den der Maler ausströmte.
    Hätte er nach Farbe gerochen, wäre alles okay und normal gewesen. Das war bei ihm jedoch nicht der Fall. Seine Kleidung strahlte einen anderen Geruch aus, einen alten und zugleich fremden. Er war muffig. Es roch nach Staub. Da schien die Kleidung tatsächlich aus dem letzten Jahrhundert zu stammen und war seitdem nicht mehr gereinigt worden. Ein muffiger und alter Gestank, der allerdings auch von der Haut ausgehen konnte, die eine so andere Farbe besaß wie die eines normalen Menschen. Jane kotinte sich einfach nicht vorstellen, daß die Haut menschlich war. Das mußte eine andere sein. Eine alte, die möglicherweise schon im Grab gelegen hatte.
    Das wäre der Zeitpunkt gewesen, um handeln zu müssen. Jane Collins tat es trotzdem nicht. Sie stand einfach zu stark unter dem Bann des Malers. Er war es, der sie beherrschte, obwohl er kein Wort zu ihr sagte.
    Jane

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