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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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es als Minimusterprozess dar und hoffen, dass andere davon hören und sich melden.«
    »Wie haben sie herausgefunden, dass sie ähnliche Erfahrungen mit Hauser gemacht hatten?«
    »Sie sind nach der Sitzung noch ein bisschen zusammen etwas trinken gegangen, und dabei ist es zur Sprache gekommen.«
    »Nicht gerade klug von Hauser, sie in den gleichen Raum zu stecken.«
    »Patientinnen zu befummeln ist keine Tat eines Genies.«
    »Also glaubst du, er hat es getan.«
    »Ich bin unvoreingenommen, aber alle drei sind wegen einer leichten Depression zu Hauser gegangen, nicht wegen Wahnvorstellungen.«
    »Wie schon gesagt, er ist als Schluckspecht bekannt. Das ist alles, was ich beisteuern kann.«
    »Danke … Wie ist es dir so ergangen?«
    »Das Leben allgemein?«, fragte sie. »Ganz okay.«
    »Hast du Lust, mit mir essen zu gehen?«
    Wo war das denn hergekommen?
    Sie antwortete nicht.
    Ich sagte: »Tut mir leid. Spul das Band zurück.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich denke über das Angebot nach. An wann hattest du gedacht?«
    »Ich bin ganz offen. Einschließlich heute Abend.«
    »Hmm … ich bin in einer Stunde fertig und muss sowieso was essen. Wo?«
    »Schlag was vor.«
    »Wie wär’s mit diesem Steaklokal?«, fragte sie. »Das, wo wir uns zum ersten Mal begegnet sind.«
     
     
    Ich bat um eine Nische in einiger Entfernung von der Mahagonibar mit ihrem tiefen Alkie-Geplapper und dem Fernsehsport. Als Allison zehn Minuten später auftauchte, hatte ich meinen Chivas ausgetrunken und arbeitete an meinem zweiten Glas Wasser.
    In dem Restaurant war es dunkel, und sie blieb ein paar Sekunden stehen, damit ihre Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnen konnten. Sie trug ihre langen schwarzen Haare offen, und ihr elfenbeinfarbenes Gesicht war ernst. Ich glaubte, Anspannung im Schulterbereich zu erkennen.
    Sie trat vor. Ein orangefarbener Hosenanzug umfing ihren schlanken kleinen Körper. Rötliches Orange. Bei ihren Haaren hätte das Halloween-Kostüm ein Problem darstellen können, aber sie konnte es sich leisten.
    Sie erblickte mich und schritt auf hohen Absätzen vorwärts. Der übliche Schmuck funkelte an Ohrläppchen, Handgelenken und Hals. Gold und Saphire; die Steine betonten das tiefe Blau ihrer Augen und bildeten einen Kontrast zu dem Orange. Ihr Make-up war perfekt, und ihre Nägel waren mit French Tips versehen. Das Lächeln, das ihre Lippen teilte, war schwer zu deuten.
    Eine starke Frau, aber sie braucht viel Zeit, um sich fertig zu machen.
    Der Kuss auf meine Wange war kühl und schnell. Sie glitt in die Nische, gerade so nahe, dass wir uns ohne Mühe unterhalten konnten, aber nicht nahe genug für eine ungezwungene Berührung. Bevor wir etwas sagen konnten, hatte sich der Kellner vor uns aufgebaut. Eduardo, der Resolute. Ein achtzigjähriger argentinischer Einwanderer, der behauptete, er könne Meeresfrüchte besser zubereiten als der Küchenchef.
    Er verbeugte sich vor Allison. »Abend, Dr. Gwynn. Das Übliche?«
    »Nein danke«, sagte sie. »Es ist ein bisschen kühl draußen, deshalb hätte ich gern einen Irish Coffee. Machen Sie ihn koffeinfrei, Eduardo, sonst klingle ich Sie um drei Uhr aus dem Bett, um mit Ihnen Karten zu spielen.«
    Sein Lächeln besagte, dass das keine unerfreuliche Konsequenz wäre. »Gerne, Dr. Gwynn. Noch einen Chivas, Sir?«
    »Bitte.«
    Er marschierte davon. »Kommst du häufig hierher?«, fragte ich.
    »Nein. Warum?«
    »Er hat dich beim Namen genannt.«
    »Ich schätze, ich bin alle drei Wochen hier oder so.«
    Allein oder mit einem anderen Mann?
    Sie sagte: »Das T-Bone-Steak hat einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht.«
    Eduardo kam mit den Getränken und Speisekarten an den Tisch. Zusätzliche Schlagsahne für Allisons Irish Coffee. Er verbeugte sich erneut und ging.
    Wir stießen die Gläser gegeneinander und tranken. Allison leckte sich Schaum von der Oberlippe. Ihr Gesicht war glatt und weiß wie frische Sahne. Sie ist neununddreißig, aber wenn sie mit dem Schmuck etwas kürzertritt, kann sie für zehn Jahre jünger durchgehen.
    Sie schob ihr Glas beiseite. »Wie geht’s Robin?«
    Ich bemühte mich um ein beiläufiges Achselzucken. »Okay, nehme ich an.«
    »Hast du sie nicht oft gesehen?«
    »Nicht oft.«
    »Mit ihr geschlafen?«
    Ich stellte meinen Scotch hin.
    »Das heißt ja«, sagte sie.
    Im Zweifelsfall Zuflucht bei Seelenklempnertaktik suchen. Ich schwieg.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »das war völlig unangebracht.« Strich sich Haare aus dem Gesicht.

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