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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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»Ich wusste es und hatte trotzdem Lust zu fragen.« Sie beugte sich über ihren Kaffee und inhalierte Dampf. »Du hast das Recht zu schlafen, mit wem du willst, ich hatte nur Sehnsucht danach, gemein zu sein. Manchmal hätte ich selbst nichts dagegen, mit dir zu schlafen.«
    »Manchmal ist besser als nie.«
    »So wie es aussieht, warum sollten wir nicht?«, fragte sie. »Zwei gesunde, libidinöse Menschen. Wir waren großartig zusammen.« Schwaches Lächeln. »Außer wenn wir es nicht waren … Nicht sehr tiefgründig, nicht wahr?«
    Wir tranken schweigend. Der zweite Chivas brachte ein angenehmes, warmes Gefühl mit sich. Vielleicht war das der Grund, weshalb ich fragte: »Was zum Teufel ist also passiert?«
    »Sag du’s mir.«
    »Ich frage dich.«
    »Und ich frage dich zurück.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Sie trank einen Schluck, lachte. »Nicht dass irgendetwas komisch wäre.«
    Eduardo kam auf uns zu, um die Bestellung aufzunehmen, sah den Ausdruck auf unseren Gesichtern und machte auf dem Absatz kehrt.
    Allison sagte: »Vielleicht ist nichts schiefgegangen, und es war nur eine Entwicklung.«
    »Verwicklung.«
    »Alex, als es mit uns anfing, gab es jedes Mal diesen Überschwang der Gefühle, wenn ich dich sah. Alles, was ich zu tun hatte, war, deine Stimme zu hören, und schon wurde dieser Schalter im sympathetischen Nervensystem umgelegt - diese unglaubliche Flut von Emotionen. Manchmal, wenn es an der Tür klingelte und ich wusste, dass du es warst, überkam mich diese Wärme - wie eine Hitzewallung. Ich begann mir Sorgen zu machen, dass ich früh in die Wechseljahre käme.« Sie schaute in ihren Irish Coffee. »Manchmal wurde ich pitschnass. Das war nicht schlecht.«
    Ich berührte ihre Hand. Sie war kühl.
    Sie sagte: »Vielleicht hatten wir nur eine hormonale Sache am Laufen, und sie ist verschwunden. Vielleicht gehen alle verdammten Dinge auf Hormone zurück, und wir sind auf dem verdammt falschen Dampfer.«
    Sie wandte sich ab. Griff nach ihrer Handtasche, tastete nach einem Taschentuch und tupfte an ihren Augen herum. »Ein Drink, und meine Contenance geht flöten.«
    Ihr Mund verhärtete sich auf eine Weise, bei der ihre Lippen dünner wurden. »Ich werde es vermutlich bereuen, das zu sagen, aber was mich wirklich gestört hat, als ich spürte, wie der Zauber nachließ, war die Tatsache, dass es mit Grant nicht so war.«
    Ihr toter Ehemann. Examen in Wharton, Kind reicher Eltern, erfolgreicher Finanzmann. Er war sehr jung an einem abnorm seltenen Karzinom gestorben. Selbst als Allison mich liebte, hatte sie voller Verehrung von ihm gesprochen.
    »Deine Beziehung zu ihm war etwas ganz Besonderes«, sagte ich.
    »Du warst kein Ersatz, Alex. Ich schwöre es.«
    »Das wäre gar nicht so schlecht.«
    »Sei nicht großmütig«, erwiderte sie. »Dann komme ich mir umso schlechter vor.«
    Ich sagte nichts.
    »Ich habe gerade gewaltig gelogen«, erklärte sie. »Es hat auch bei Grant nachgelassen. Als ich ihn begraben hatte, hörte er auf, ein Mensch aus Fleisch und Blut für mich zu sein, und verwandelte sich in einen … einen … Geist. Ich empfand - empfinde immer noch Schuldgefühle deswegen.«
    Ich suchte verzweifelt nach einer Erwiderung. Alles, was mir einfiel, klang wie Psychogewäsch. Hierherzukommen war ein Fehler gewesen.
    Plötzlich berührte Allisons Hüfte meine Hüfte, und sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich fest auf den Mund. Sie zog sich zurück und saß schließlich noch weiter von mir entfernt in der Nische als zuvor.
    Da saßen wir nun.
    »Alex, was ich am Anfang für dich empfunden habe, war genauso intensiv wie bei Grant. Auf der physischen Ebene noch intensiver. Was mir ebenfalls Schuldgefühle einflößte. Ich fing an, von uns in einer langfristigen Perspektive zu denken. Fragte mich, wie es wohl sein würde. Dann hatten wir das Problem im Fall Malley, und die Dinge begannen sich zu ändern. Ich weiß, dass es nicht allein daran liegen kann, es müssen auch andere … ach, hör mich an, ich klinge wie irgendeine geschwätzige Tussi … es ist verwirrend. Die Polizeiarbeit war ein Teil von dem, worauf ich abgefahren bin, und dann hat es mich auf einmal abgestoßen.«
    Der Fall Malley war der acht Jahre alte Kindsmord. Eine von Allisons Patientinnen - eine labile junge Frau - war hineingezogen worden. Ich hatte sie getäuscht. Alles im Namen der Wahrheit, der Gerechtigkeit …
    Robin hatte es nie gefallen, von der Polizeiarbeit zu hören. Allison hatte von blutigen

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