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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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sie aufsuchten, war ein alter Bungalow etwa zwei
Meilen außerhalb von Artigarvan. Um dorthin zu gelangen, hatten sie die
Hauptstraße verlassen und waren auf eine kleine ländliche Nebenstraße
abgebogen. Gorman war ihnen in einiger Entfernung gefolgt, doch als die Männer
ihr Ziel erreichten, blieben sie so abrupt stehen, dass ihr nichts anderes
übrig blieb, als am Haus vorbei und weiter die Straße entlangzufahren. Sie
wollte wieder kehrtmachen und ihnen zurück auf die Hauptstraße folgen, doch das
war zu gefährlich. Auf einer solchen Landstraße wäre sie exponiert und,
wichtiger noch, isoliert und allein. Ich sagte ihr, sie solle am Ende der
Straße warten für den Fall, dass sie ebenfalls diese Richtung nahmen. Sollten
sie zurück in die Richtung fahren, aus der sie gekommen waren, würde ich sie am
Anfang der Landstraße erwarten und mein Möglichstes tun, die Verfolgung von
dort aus wieder aufzunehmen.
    Ich suchte mir eine möglichst unverfängliche Stelle an der Hauptstraße
mit Blick auf die Kreuzung, die sie passieren mussten, falls sie den gleichen
Weg zurückfuhren. Und tatsächlich, kurz darauf sah ich ihren Wagen kommen. Ich
ließ den Motor an und fuhr an der Kreuzung vorbei – ich war ziemlich sicher,
dass ihr endgültiges Ziel Strabane war. Außerdem blieb mir keine andere Wahl,
als vorauszufahren und sie im Rückspiegel im Auge zu behalten.
    Wie erwartet, bogen sie hinter mir auf die Hauptstraße ab. Die Straße
war gerade und gut überschaubar, und ich hoffte, dass ich mich weit genug vor
ihnen befand, damit sie meinen Wagen nicht als den erkennen würden, den sie vor
Natalias Haus gesehen hatten.
    Dann jedoch merkte ich, dass sie sehr rasch zu mir aufholten. Als ich
schon dachte, sie wollten mich rammen, blinkte der Wagen und begann mich zu
überholen. Ich beschloss, einen Blick zu den Männern zu riskieren.
    Gerade als ich nach rechts sah, öffnete Pferdeschwanz sein Fenster und
streckte eine abgesägte Schrotflinte hinaus. Ich trat auf die Bremse, aber da
gab er schon einen Schuss ab, der meinen Wagen seitlich traf; die verstärkte
Windschutzscheibe überzog sich mit einem Netz aus Rissen. Ich riss das Lenkrad
herum und verlor die Kontrolle über den Wagen. Er prallte gegen die
Grasböschung zu meiner Linken. Der Aufprall ereignete sich wie in Zeitlupe, und
ich sah, wie meine Brille gegen das Lenkrad prallte, ehe der Airbag sich
aufblies und meinen Kopf einhüllte.
    Gorman
entschied, es sei wichtiger, nach mir zu sehen, als dem Wagen des Schützen
hinterherzujagen. Es war die richtige Entscheidung; nachdem sie bereits auf
mich geschossen hatten, hegte ich keinen Zweifel daran, dass sie mit ihr
genauso verfahren würden.
    Eine Weile
saß ich am Straßenrand und rauchte eine Zigarette. Abgesehen davon, dass ich
ein wenig zittrig war, fehlte mir nichts, doch mir war nur allzu bewusst, dass
ich Patterson würde erklären müssen, warum nördlich der Grenze auf einen Wagen
von An Garda geschossen worden war. Infolgedessen würde ich auch die Sache mit
den Immigranten und die Tatsache, dass ich wider seine Anweisung gehandelt
hatte, gestehen müssen. Einen anderen Ausweg schien es nicht zu geben.
    Nachdem es mir gelungen war, den Wagen wieder anzulassen, fuhr ich
langsam hinter Gorman her zu dem Imbiss, bei dem sie Natalia abgesetzt hatte.
Von dem jungen Burschen, der an der Theke bediente, erfuhren wir, dass sie den
Imbiss eine Stunde zuvor verlassen und in Richtung Urney Road gegangen war.
    Wir fuhren zu dem Haus zurück, in dem die Immigranten lebten, doch
niemand öffnete, als wir an die Tür hämmerten. Trotz der einbrechenden
Dunkelheit war nirgendwo im Haus Licht.
    Bis
zwei Uhr morgens wartete ich vor dem Haus darauf, dass jemand zurückkäme. Als
ich begriff, dass dies nicht geschehen würde, fuhr ich widerstrebend nach Hause
und fragte mich, welches neue Leid ich über Natalia gebracht haben mochte.

7
    Samstag, 7. Oktober
    Am
nächsten Morgen tat ich schließlich, was ich schon längst hätte tun sollen: Ich
rief Jim Hendry, mein nordirisches Pendant, an und bat ihn, sich mit mir am
Haus der Almurzayevs zu treffen. Als ich in meinem eigenen Wagen dort ankam, war
ich nur mäßig überrascht, dass das Haus bloß noch ein verkohlter Trümmerhaufen
war. Die Überreste verströmten nach wie vor Hitze. Ein Löschfahrzeug war noch
vor Ort und brachte den Einsatz, der die örtliche Feuerwehr mehrere Stunden
Arbeit gekostet hatte, zu Ende. Mit wachsender Panik fragte ich einen

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