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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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ich. Natalia sah Helen an, die verlegen lächelte und ihr von
der Tür aus zuwinkte.
    Natalia sah wieder zu mir und sagte etwas auf Tschetschenisch. Dann
rieb sie die Finger aneinander – die Geste für Geld – und zeigte auf ihre
Armbanduhr: Der Geldeintreiber würde bald kommen.
    Ich deutete auf meine Brust. »Ich kümmere mich darum«, sagte ich.
»Gehen Sie mit Helen mit.«
    Sie blickte noch immer zweifelnd, doch schließlich rief sie den anderen
im Haus etwas zu, und ein paar Gesichter lugten aus der Küche. Eine Frau rief
etwas zurück, und Natalias Antwort – die ich natürlich nicht verstand –
beschwichtigte die Frauen wohl, denn nun verteilten sie sich wieder im Haus.
    Im Vorbeigehen legte Natalia mir die Hand auf den Arm. Sie nickte und
sagte etwas, das in etwa wie »Danke« klang. Dann lächelte sie traurig, senkte
den Kopf und ließ sich von Helen Gorman nach draußen zum Auto führen.
    Ich folgte den beiden und sah ihnen hinterher. Dann setzte ich mich
wieder in meinen Wagen, brach ein neues Päckchen Zigaretten an und wartete.
    Um
kurz nach zwanzig Uhr fünfzehn hielt ein silberfarbener Ford Fiesta vor dem
Haus. Von dort, wo ich saß, konnte ich zwei Männer im Auto erkennen. Die
Beifahrertür öffnete sich, Pferdeschwanz stieg aus und schlurfte zum Haus. Sein
Komplize, der eine Baseballkappe trug, blieb im Wagen sitzen. Aus dem Auspuff
kamen weiterhin Abgasschwaden – der Motor lief also noch. Dass die Abgase
sichtbar waren, ließ zudem darauf schließen, dass der Motor noch kalt war: Die
Männer waren nicht weit gefahren. Unglücklicherweise sah der Fahrer in meine
Richtung, was es erschwerte, ihn offen zu beobachten, ganz zu schweigen davon,
dem Wagen später unbemerkt zu folgen. Doch ich konnte wenigstens das
Kennzeichen notieren.
    Ich
rutschte ein Stück in den Sitz hinab und drückte meine Zigarette aus. Ich hatte
das sichere Gefühl, dass der Fahrer mich dabei beobachtete, wie ich ihn
beobachtete. Doch er verlor rasch das Interesse, drehte sich nach hinten und
holte etwas vom Rücksitz.
    Bald darauf kam Pferdeschwanz wieder aus dem Haus, und nun konnte ich
ihn gut sehen. Er hatte einen drahtigen Körperbau und ergrauende Haare. Sein
Gesicht war schmal und hager, und er kaute Kaugummi. Als er zum Wagen kam, ließ
er eine große Blase platzen. Der Fahrer sagte etwas zu ihm, und er blickte
zurück zum Haus. Als er sich wieder umwandte, um einzusteigen, sah er mich ganz
kurz direkt an.
    Sobald er die Tür schloss, rief ich Gorman an, die mit Natalia im Auto
herumfuhr, und erläuterte ihr die Situation. Ich tätigte den Anruf über die
Freisprechanlage, damit die beiden Männer im Wagen gegenüber nicht sahen, dass
ich telefonierte.
    Dann fuhr der Fiesta los. Mir entging nicht, dass beide Männer im
Vorbeifahren zu mir herübersahen, und ich musste den Impuls unterdrücken, den
Blick zu erwidern. Pferdeschwanz würde ich erkennen, falls ich ihn wiedersah,
doch ich hatte keine Ahnung, wie der andere Mann aussah, ich hatte lediglich
das Gefühl, er habe schwarze Haare.
    Als sie um die Ecke bogen, ließ ich den Wagen an und fuhr ihnen
hinterher. Sie wussten, dass sie verfolgt wurden, daher spielte es keine Rolle,
ob sie mich hinter sich sahen. Ich musste nur wissen, in welche Richtung sie
fuhren, wenn sie die Umgehungsstraße erreichten: nach Norden in Richtung
Lifford, nach Süden in Richtung Omagh oder direkt ins Zentrum von Strabane.
Helen Gorman hatte Natalia in einer Imbissstube am Stadtrand abgesetzt und
näherte sich über die Umgehungsstraße. Falls sie nach Omagh oder nach Strabane
hineinfuhren, würde sie sie abfangen, falls sie nach Lifford fuhren, würde ich
ihnen folgen müssen.
    An der Ampel blinkten sie rechts, also in Richtung Omagh. Gorman hatte
die Kreuzung gerade aus der anderen Richtung erreicht und verlangsamte die
Fahrt so weit, dass sie bei Rot an der Ampel ankam, damit sie hinter ihnen war,
wenn sie Gelegenheit hatte, auszuscheren. Die Ampel wurde grün, und sie fuhren
in die Kreuzung hinein und auf die Umgehungsstraße. Ich folgte ihnen in einigem
Abstand und blieb an der Ampel stehen, obwohl sie noch grün war, damit sie
dachten, sie hätten mich abgehängt. Als die Ampel umsprang, scherte Gorman aus
und fuhr hinter ihnen auf die Umgehungsstraße.
    So folgten wir ihnen über eine Stunde, in der sie drei weitere Häuser
in der Umgebung aufsuchten. Gorman gelang es, relativ dicht hinter ihnen zu
bleiben, ohne entdeckt zu werden, wie sie mir versicherte.
    Das letzte Haus, das

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