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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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gewesen, geopfert zu werden.«
    »Sie hat recht«, sagte Fearghal. »Ihre Familie wäre sehr stolz gewesen.
Ihr Tod wäre ein sehr würdevoller Tod gewesen.«
    »Irgendwelche Verletzungen an den Händen?«, fragte ich, legte den Kopf
schräg und betrachtete Kate.
    »Kaum«, sagte er, aber sein Interesse war geweckt.
    »Wenn sie erwürgt wurde, würde man meinen, dass sie Verletzungen an den
Fingern haben müsste, weil sie sich gegen die Schlinge gewehrt hat. Man würde
erwarten, dass zumindest die Fingernägel abgebrochen sind. Sie hat sich nicht
gewehrt.«
    »Vielleicht hat man ihr vorher ein Betäubungsmittel gegeben.«
    »Vielleicht«, stimmte ich zu. »Könnte sich lohnen, eine toxikologische
Untersuchung machen zu lassen.«
    Er lachte. »Das ist hier kein Mordfall, Ben.«
    »Man würde es eben einfach gerne wissen. Du nicht?«
    Er nickte. »Kann ich mir vorstellen bei dir, Ben.«
    Eine Weile standen wir schweigend neben der Leiche. Dann sagte ich,
allmählich müsse ich zurück zu Patterson.
    »Weswegen bist du noch gleich in Dublin?«, fragte Fearghal, als wir
wieder die Treppe hinaufgingen.
    »Sicherheitsbesprechung.«
    »Muss ja ne große Sache sein.«
    »Cathal Hagan, der US- Senator, kommt nächste Woche
zu Orcas, um die Mine offiziell zu eröffnen.«
    »Hagan«, sagte Bradley. »Ist das nicht der, der …«
    »Genau.« Erleichtert sah ich den letzten Treppenabsatz vor mir. »Der
ist das.«
    »Dann viel Glück. Das wirst du bei diesem Kerl brauchen.« Lachend stand
er auf der obersten Stufe, eine Hand zum Abschiedsgruß erhoben.

6
    Freitag, 6. Oktober
    Der
Freitagmorgen zog mit blauem Himmel und einer niedrigen weißen Wolkenbank im
Osten herauf. Im Wetterbericht war zum Abend hin Regen angesagt worden, doch
bis dahin würde es ein schöner Tag werden.
    Natalia
Almurzayev hatte uns erzählt, der Mieteintreiber, den ich Pferdeschwanz getauft
hatte, werde am ersten Freitag des Monats nach zwanzig Uhr kommen, um sein Geld
zu kassieren. Die ganze Woche hatte ich über das Problem gegrübelt: Hendry
davon zu erzählen würde beinahe sicher dazu führen, dass die Immigranten zurück
nach Tschetschenien verfrachtet würden; aber wenn ich nichts sagte, wären sie
ihren Ausbeutern weiter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ich dachte, falls
ich herausfinden konnte, wem der Mieteintreiber das Geld brachte, könnte ich
Hendry vielleicht auf ihn ansetzen, ohne Mrs Almurzayev unbedingt bei der
nordirischen Polizei in Schwierigkeiten zu bringen.
    Nicht zum ersten Mal vermisste ich meine alte Partnerin Caroline
Williams. Ich brauchte Hilfe – genauer gesagt, die Hilfe einer Frau. Mein Plan
war, Natalia Almurzayev aus dem Haus zu holen, ehe der Mieteintreiber kam. Dann
würde ich das Haus beobachten und ihm folgen, wenn er wieder fortfuhr.
    Schließlich wandte ich mich an Helen Gorman. Sie hatte sich als fleißig
und hinlänglich verständig erwiesen; zudem war sie bereits auf gewisse Weise in
den Fall verwickelt, da sie diejenige gewesen war, die Mackeys Frau
versehentlich die Nachricht vom Tod »ihres Mannes« überbracht hatte. Ich wusste
nicht, wie diskret sie sein würde, doch ich hatte kaum eine andere Wahl.
    Ich bekam sie in Letterkenny beim Kaffee zu fassen. Sie willigte ein,
mir nach Kräften zu helfen, doch eigentlich musste sie lediglich Natalia ein,
zwei Stunden betreuen.
    Um
achtzehn Uhr traf ich mich in Lifford mit Helen, und wir fuhren in separaten
Zivilfahrzeugen zu dem Haus in Strabane, zu dem Karol Walshyk mich in der
vergangenen Woche gebracht hatte. Der Mann, der uns die Tür öffnete, versuchte
sie gleich wieder zuzuschlagen, vielleicht weil er dachte, wir seien Polizisten
aus dem Norden. Mit ein wenig Glück gelang es mir, rasch den Fuß in den
Türspalt zu schieben, dann setzte ich mein nicht unbeträchtliches Körpergewicht
ein, um die Tür nach innen zu drücken. Als der Mann begriff, dass er das
Nachsehen haben würde, ließ er die Tür los, hastete ins Hausinnere und rief
eine Warnung. Ich meinerseits fiel durch die Tür und fand mich auf dem Dielenboden
wieder.
    Mir war
bewusst, dass mehrere Personen in die Küche liefen, um durch die Hintertür zu
flüchten. Eine Hand half mir wieder auf die Füße, und ich wandte mich um, in
der Annahme, es sei Helen Gorman. Stattdessen stand Natalia Almurzayev vor mir.
    »Danke«, sagte ich.
    Sie nickte, als hätte sie verstanden, nicht nur das, was ich gesagt
hatte, sondern auch, warum ich hier war. Ich deutete auf Helen. »Gehen Sie mit
ihr mit«, sagte

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