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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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hier, ihr Schweine!«, gellte seine Stimme durch das Geschäft. Er bekam den Mann, der ihm am nächsten stand, zu packen und versuchte ihn an der Flucht zu hindern. Der Maskierte wirbelte herum und riss die Waffe hoch. Ohne eine Warnung krümmte der Räuber seinen Finger um den Abzug. Die Maschinenpistole spie ihm mit ihrem mörderischen Rattern Blei entgegen, ein Scherbenregen prasselte nieder und der junge Mann taumelte von einer Salve getroffen zurück und ging zu Boden. Im Fallen riss er eine kleine Vitrine mit Modeschmuck zu Boden. Er presste die Hände auf die Stelle, wo ihn die Kugeln getroffen hatten. Seine Kleidung war von den unzähligen Kugeln zerfetzt; ein tiefroter Blutfleck bildete sich innerhalb einer einzigen Sekunde. Die Augen des jungen Mannes schienen aus den Höhlen hervorzutreten, sein Mund formte tonlose Worte.
    Die Braut kreischte wie am Spieß und sank neben ihm zu Boden. Wimmernd beugte sie sich über den jungen Mann.
    Carolin besann sich im letzten Moment, den Alarm auszulösen. Die Räuber hatten das Juweliergeschäft verlassen. Wieder kehrte Stille ein. Eine tödliche Stille, die nur vom Weinen der jungen Frau unterbrochen wurde.
    Das Wimmern des Mannes verebbte schließlich. Hin letztes Mal bäumte er sich unter Schmerzen auf, dann sank er kraftlos in sich zusammen. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten zur Decke des Ladens. Zu spät realisierte die junge Frau, dass für ihren Bräutigam schon jetzt jede Hilfe zu spät kam. Von draußen drangen Schreie und das Rattern der Maschinenpistolen an Carolins Ohren, und sie betete, schnell aus diesem Albtraum zu erwachen.
    *
    Maja Klausen fühlte sich plötzlich wie mitten in einem drittklassigen Fernsehkrimi: Die Tür des Juweliers, dessen Auslagen sie eben noch bewundert hatte, flog auf. Zwei schwarz gekleidete und maskierte Männer stürmten auf die Fußgängerzone. Sie trugen einen großen Sack und Waffen, die sie im Anschlag hielten. Zwei junge Mädchen, vermutlich Schulschwänzerinnen, kreischten auf.
    Wie zur Antwort riss einer der Maskierten die Maschinenpistole hoch und feuerte in die Luft. Das Blei ratterte durch die Luft, irgendwo in der Nähe ging eine Schaufensterscheibe zu Bruch. Binnen Sekunden brach unter den Passanten in der Fußgängerzone Panik aus.
    Menschen warfen sich zu Boden, andere flüchteten sich in irgendwelche Hauseingänge oder versteckten sich hinter den geparkten Lieferfahrzeugen.
    Auch Maja tat das, was sie vor vielen Jahren auf der Polizeischule gelernt hatte: Sie warf sich flach auf den kalten Boden der Elberfelder Fußgängerzone und spürte eine Kante ihres Koffers, die sich in ihre Hüfte bohrte. Im gleichen Moment sprang der Motor eines weißen Kastenwagens an, der sich keine drei Meter von Maja entfernt befand. Als sie den Kopf etwas anhob, sah sie, wie die Männer in das Fahrerhaus des Sprinters sprangen. Wenn sie sich nicht täuschte, dann hatte der dritte Mann hinter dem Steuer nur auf die Rückkehr seiner Partner gewartet. Der schwere Wagen preschte vor, bevor die Beifahrertür ins Schloss gefallen war. Der Mann, der rechts außen saß, hielt die Maschinenpistole aus dem Fenster und feuerte noch eine Salve ab, die eine Spur der Verwüstung hinterließ. Niemand wagte es, sich in den Kugelhagel zu werfen, um die drei Räuber von der Flucht abzuhalten. Sie hatten freie Fahrt, und der Mann hinter dem Steuer zirkelte das sperrige Fahrzeug geschickt durch die Fußgängerzone. Maja versuchte einen Blick auf das Kennzeichen des Kastenwagens zu werfen, doch im gleichen Moment war der Sprinter bereits in einer Seitenstraße verschwunden. Obwohl er nicht mehr zu sehen war, mischte sich das Dauerfeuer der Maschinenpistolen unter das Aufdröhnen des Motors und die angsterfüllten Schreie der Passanten, die sich in Sicherheit brachten.
    Es dauerte ein paar Sekunden, dann kehrte eine gespenstische Stille ein in der Fußgängerzone. Eine Stille, die nur vom Weinen eines Kindes durchschnitten wurde. Maja erhob sich schwerfällig und rieb sich die schmerzende Hüfte. Als sie sich umblickte, kamen ihr die Worte der Obdachlosen in den Sinn, die sie nach dem Weg gefragt hatte: »Die Elberfelder City - oder das, was davon übrig geblieben ist«, das waren ihre Worte gewesen.
    Maja ließ den Blick kreisen. Eine alte Frau war von einem südländisch wirkenden jungen Mann mit Baseballcap und Bomberjacke zu Boden gerissen worden. Sie wimmerte, als er ihr nun wieder auf die Beine half. Beruhigend sprach er auf die alte

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