Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
müssen, wie die geflüchtet sind. Sie haben sich den Weg förmlich freigeschossen, das war wie in einem schlechten Film, Norbert.« Ein Schauer rieselte ihren Rücken herunter, als Maja das Erlebte noch einmal vor ihrem geistigen Auge Revue passieren ließ.
    Ulbricht schüttelte fassungslos den Kopf und verspürte offenbar Lust auf eine Zigarette. Von einer plötzlichen Unruhe ergriffen, nestelte er an seiner Jacke herum, griff schließlich in die Innentasche und zog eine zerknautschte Zigarettenpackung hervor. Als er Majas missbilligenden Blick sah, grinste er schief. »Die Sucht«, räumte er ein. »Ich brauch das jetzt einfach, um nachdenken zu können.« Mit diesen Worten klopfte er eine Zigarette aus der Packung und zündete sie sich an.
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, antwortete Maja schließlich. In Anbetracht der Situation war eine Zigarette das kleinste Übel.
    »Schön, dass du da bist«, wiederholte er lächelnd, wohl mehr um von seiner Nikotinsucht abzulenken. Und er klang trotz der chaotischen Situation ruhig und ehrlich. Genüsslich paffte er den Rauch zum Himmel.
    »Und jetzt sehen wir zu, dass wir diese Schweine zu fassen kriegen«, sagte Maja.
    »Wir?« Er machte eine Miene, als hätte er sich verhört. Dann nahm Norbert Ulbricht einen Zug von seiner Zigarette und blies den Rauch zum grauen Himmel.
    »Na klar. Oder glaubst du ernsthaft, ich lass dich hier im Stich?«

8
    Sie hatten gründlich vorgearbeitet. Und so gehörte es zum Plan, dass sie den Wagen verschwinden ließen, noch bevor der Polizeihubschrauber aus Düsseldorf in der Luft war, um die Verfolgung aufzunehmen. Noch bevor der Behördenapparat der Polizei angelaufen war und die Fahndung an alle Streifenwagen im Bergischen Städtedreieck ausgerufen war, wollten sie von der Bildfläche verschwunden sein. Sie hatten den Überraschungsmoment genutzt, um unterzutauchen.
    Und sie hatten es geschafft.
    Als er den Sprinter auf das Gelände der seit Jahren leer stehenden Firma lenkte, atmete er auf. Ihm war, als würde die Anspannung der letzten Stunden wie ein zentnerschwerer Stein von ihm abfallen.
    Kaum, dass der Kastenwagen vor dem großen Tor zum Stehen gekommen war, sprangen seine Beifahrer mitsamt ihrer Beute ins Freie. Michels machte sich daran, das Hallentor zu öffnen, Fritz huschte hinein und entschwand seinem Blickfeld.
    Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine kantigen Mundwinkel.
    Hier saß tatsächlich jeder Handgriff.
    Wenige Sekunden, nachdem einer der Männer im Halbdunkel der baufälligen Halle verschwunden war, schoss ein dunkler Siebener-BMW älterer Bauart aus der Fabrik und hielt mit laufendem Motor neben dem Sprinter. Alles hatte geklappt, die gelben Nummernschilder waren bereits an der Limousine montiert. Achim Fritz saß am Steuer, hielt den rechten Daumen hoch, während er die Kupplung kommen ließ und den Kastenwagen in die Halle rangierte. Feinste Scherben und Geröllbrocken knirschten unter den breiten Reifen des Sprinters.
    Nachdem der Kastenwagen stand, würgte er den Motor ab und sprang ins Freie. Den Zündschlüssel des Sprinters ließ er stecken - mit dem Wagen würde niemand mehr einen Meter fahren. Eilig umrundete er die wuchtige Front des Lieferwagens und zog die rechte Schiebetür des Laderaums auf. Darin befanden sich zwei große Blechkanister. Er öffnete die Verschlüsse nacheinander und schüttete das Benzin auf den Wagen. Gluckernd sickerte der Kraftstoff auch unter das Fahrzeug. Er wartete, bis sich die brennbare Flüssigkeit verteilt hatte, dann zog er eine Streichholzpackung hervor und riss eines der Zündhölzer an. Mit einem dumpfen Geräusch entzündete sich das brennbare Benzin-Luftgemisch, dann stand der Sprinter lichterloh in Flammen. Beißender Rauch bildete sich in kürzester Zeit, und bald schon leckten die Flammen am Blechkleid des Kastenwagens und warfen Blasen auf dem Lack.
    Der Fahrer stürmte aus der Halle und warf das Tor zu. Draußen warteten seine Partner bereits mit laufendem Motor im BMW. Er riss die rechte Hintertür auf und warf sich in den Fond. »Ab dafür!«, gellte seine Stimme auf, und Fritz trat das Gaspedal durch. Schlingernd setzte sich die schwere Limousine in Bewegung.
    »Ruhig, Brauner«, rief er. »Oder willst du, dass dich die Bullen anhalten, weil du wie ein Irrer fährst?«
    Wuppertal-Elberfeld, Poststraße, 10.05 Uhr
    Sie ließen sich von einem uniformierten Kollegen in das Hinterzimmer des Schmuckgeschäfts führen. Der Raum war höchstens drei mal

Weitere Kostenlose Bücher