Blutgrab
ließ sich von ihm nicht aus der Ruhe bringen. Er schaltete den Motor ab, löste den Sicherheitsgurt und stieg schwerfällig aus.
»Hier dürfen Sie nicht durch«, wurde er von dem jungen Polizisten belehrt. Offenbar kannte er den Leiter des KK 11 noch nicht. Das würde Norbert gleich auf die ihm eigene Art eindrucksvoll ändern, da war Maja sicher. Sie beobachtete das Schauspiel amüsiert aus der Ferne.
»Und ob ich das darf.«
»Haben Sie eine Sondergenehmigung, um überhaupt mit einem Pkw in die Fußgängerzone zu fahren?«
»Ich bin die personifizierte Sondergenehmigung, Sie Pappnase!«, bellte Ulbricht, griff in die Innentasche seiner Jacke und präsentierte dem Streifenpolizisten seine Dienstmarke.
Dieser zuckte sichtlich zurück, dann nahm er Haltung an und zuckte die Schultern, bevor er Ulbricht das Flatterband niederdrückte, um ihn passieren zu lassen.
Umständlich kletterte der Hauptkommissar über die Absperrlinie.
»Du bist verdammt spät dran, Norbert«, empfing Maja ihn mit vorwurfsvollem Unterton in der Stimme. Ihren grünen Rollkoffer stellte sie neben sich ab.
Er stockte in der Bewegung und musterte sie überrascht. Eine eigenartige Mischung aus Wut, Freude und Überraschung lag in seinem Blick. »Maja«, kam es über seine Lippen. »Was machst du denn hier?«
»In erster Linie auf dich warten«, entgegnete sie schlagfertig. »Hast du eigentlich immer so lange Ausrückezeiten?«
»Werd mal nicht frech«, grollte er, dann hellte sich seine Miene auf und er zog sie in seine Arme.
»Du piekst.« Maja strich ihm über das unrasierte Kinn.
»Hier boxt der Papst, ich komme kaum noch zum Schlafen, geschweige denn zum Rasieren.« Es klang fast wie eine Ausrede. »Ich glaube, ich muss weg aus dieser Stadt. Es wird immer schlimmer. Erst heute Nacht gab es einen Mord, und jetzt das hier.« Er deutete auf die Szenerie. »Sieht ja aus wie nach einem Bombenangriff.«
»So hat es sich auch angefühlt. Ich hatte die Ehre, den ganzen Mist aus der ersten Reihe sehen zu dürfen.«
»Was machst du denn überhaupt hier?«, fragte er versöhnlich und strich ihr zärtlich durch das Gesicht. Nun lächelte er sogar. »Schön, dass du hier bist.«
»Find ich auch. Zumindest ist mir die Überraschung geglückt, wenngleich ich mir unser Wiedersehen auch ein wenig anders gewünscht hätte.«
Ulbricht nickte. »Du hättest es nicht gleich so krachen lassen müssen, um mir eine Freude zu machen.« Er deutete mit dem Kinn auf den Tatort. Dann wurde er ernst. »Die werden immer dreister«, murmelte Ulbricht betroffen. »Das sind schon Zustände wie in Amerika.«
Maja zuckte die Schultern. Sie schenkte es sich, ihm vom friedlichen Hameln zu erzählen. Auch im Weserbergland schlief das Verbrechen niemals, davon hatte sich Ulbricht schon mehrfach ein Bild machen können. Sie versuchte ein Lächeln, das allerdings misslang. »Willst du mich nicht verhören? Immerhin bin ich eine wichtige Augenzeugin.«
»Sind denn alle versorgt?«
»Ein Mann ist bei dem Raubüberfall getötet worden, aber das weißt du wohl schon. Verletzte gibt es keine, die Kollegen von der Spurensicherung sind auch schon zugange und Seelsorger kümmern sich um die Passanten und Zeugen, die unter Schock stehen.«
»Schön. Dann schieß mal los - ich bin ganz Ohr.«
Maja berichtete ihm, was sie beobachtet hatte. Ulbricht hörte aufmerksam zu, und erst, als sie ihre Ausführungen abgeschlossen hatte, stellte er seine Fragen.
»Was war das für ein Fluchtfahrzeug, ein Kastenwagen, sagtest du?«
Maja nickte. »Ein Mercedes Sprinter, ziemlich neu, würde ich sagen. Keine Beschriftung, und ich hatte erst gedacht, dass es sich bei dem Wagen um das Fahrzeug eines Lieferanten handelt.« Sie machte eine hilflose Handbewegung. »Wie soll ich denn auch ahnen, dass Räuber jetzt schon mit dem Lieferwagen in die Fußgängerzone kommen?«
»Clever«, räumte Ulbricht ein. »So konnten sie sicher sein, dass sie nicht auffallen. Und moderne Lieferwagen sind schneller als so mancher Pkw. Wären sie mit einer großen Limousine vorgefahren, hätten einige Passanten wohl gleich Verdacht geschöpft.«
»Deine Kollegen haben den Sprinter schon zur Fahndung ausgeschrieben, bislang aber wohl erfolglos.« Maja lächelte. »Wahrscheinlich ärgern sich jetzt alle Paketdienst- und Kurierfahrer, dass sie kontrolliert werden.«
»Wenn die Räuber so brutal vorgehen, müssen wir damit rechnen, dass sie weitere Tote in Kauf nehmen.«
»Allerdings. Du hättest das sehen
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