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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Mertens schüttelte sich angewidert.
    »Sie sprachen doch eben von Ihren Papieren, die Sie hier aufbewahren«, erinnerte Maja sie.
    »Richtig.« Die Verkäuferin nickte, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und ging wieder in die Hocke, um den noch vorhandenen Inhalt ihres Kleiderschrankes zu inspizieren. »Meine private Akte ist weg«, stellte sie dann fest.
    »Was soll das heißen - Ihre private Akte?«
    »Na, meine Unterlagen eben. Lohnabrechnungen, Krankenkassenbriefe, Versicherungen und meine Scheidungspapiere.«
    Ulbricht tauschte einen Blick mit Maja. »Wer klaut so etwas?«
    »Gab es irgendwelche Wertpapiere oder etwas von ideellem Wert?«
    Carolin Mertens schüttelte den Kopf. »Nein. Absolut nicht, nein. Wer tut so etwas? Es ist ein ganzer Ordner, der komplett weg ist.«
    »Doof werden die Typen wohl nicht gewesen sein«, brummte Ulbricht. Ihm fiel auf, dass er nun auch in der Mehrzahl sprach.
    »Es muss doch einen Grund geben, warum man Ihnen Ihre Papiere stiehlt«, bohrte Maja nun ein wenig energischer nach. »Was gab es in diesem Ordner noch?« Als Carolin Mertens beharrlich schwieg und den Kopf schüttelte, setzte sie nach: »Überlegen Sie ganz genau.«
    »Da war nichts«, murmelte Carolin Mertens schließlich. »Private Korrespondenz, wenn Sie so wollen. Das, was jeder Mensch irgendwo abheftet, wenn er nicht will, dass die Bankpost und dieser ganze Mist irgendwo lose in der Wohnung herumflattert.« Sie hieb sich mit der Hand vor die Stirn. »Ist doch nicht normal, so was. Wer hat es denn darauf abgesehen?«
    Ulbricht seufzte und tauschte einen Blick mit Maja, die offenbar auch keine Antwort parat hatte. Wahrscheinlich lag das daran, dass die beiden im Laufe der Jahre mehr Erfahrungen auf dem Gebiet von Mord und Totschlag gemacht hatten und sich nicht mit der Motivation von Einbrechern auskannten. Es war das erste Mal an diesem Tag, dass Ulbricht keine plausible Antwort einfallen wollte. Und er nahm sich vor, Kegelmann kein Sterbenswort davon zu sagen.
    *
    »Sie ist ziemlich im Arsch, was?« Kegelmann hatte geduldig auf dem Flur auf sie gewartet.
    Ulbricht nickte zerknirscht.
    »Ich glaube, ich würde auch durchdrehen, wenn mir jemand auf die Bude rückt und nichts an seinem Platz lässt.«
    Kegelmann grinste frech.
    »Das sagst du nur, weil du keinen Bock auf Aufräumen hast.«
    »Quatsch keine Opern«, grollte Ulbricht. »Erzähl mir lieber, was deine Leibeigenen inzwischen über den oder die Täter herausgefunden haben.«
    »Den Täter. Es war offensichtlich nur einer.«
    »Sie sprach immer von mehreren, warum auch immer.« Maja lehnte sich an die Hauswand.
    »Möglich, dass Opfer immer gleich von Einbruchbanden ausgehen«, stimmte Kegelmann zu. »Einzeltäter sind tatsächlich in der Minderheit, ihre Art der Formulierung muss also nichts zu bedeuten haben.«
    »Schön. Komm auf den Punkt, ich bin müde.« Ulbricht unterdrückte ein Gähnen.
    »Es war ein Täter. Aufgebrochen wurde mit einem handelsüblichen Stemmeisen, die Lackabsplitterungen vom Werkzeug sind schon auf dem Weg ins Labor. Mich wundert, dass bei dem Lärm niemand auf diese Aktion aufmerksam wurde.«
    »In diesem Haus ist unsere Polizei-Aktion ›Wachsamer Nachbar‹ offensichtlich ein Fremdwort«, brummte Ulbricht.
    »Wie dem auch sei: Der Einbrecher hat sich auf eine relativ rustikale Art den Zutritt zur Wohnung verschafft.«
    Maja horchte auf. »Also kein Profi?«
    »Nein, die gehen in der Regel behutsamer vor«, stimmte Kegelmann ihr zu. »Ein Gelegenheitsdieb, vielleicht ein Junkie, der auf der Suche nach irgendetwas war, das er umsetzen konnte, keine Ahnung.«
    »Aber ein Aktenordner?« Maja zog zweifelnd eine Augenbraue hoch.
    »Es fehlt nur ein Ordner?« Nun war auch Kegelmann perplex.
    »Exakt«, nickte Ulbricht. »Und genau das ist es, was mir nicht in den Kopf will. Sie hat kein fettes Konto, das Sparbuch hatte sie im Kopfkissen aufbewahrt - es ist noch da - und Wertpapiere gibt es auch nicht.«
    »Versicherungen?«
    »Das Übliche - Hausrat, Haftpflicht. Nichts, was mit einer Kapitalbindung in Zusammenhang gebracht werden kann«, berichtete Ulbricht.
    »Habt ihr sie mal gecheckt?«
    »Inwiefern?« Maja warf Ulbricht einen Blick zu, den er nicht zu deuten vermochte.
    »Ob sie Dreck am Stecken hat, meine ich. Vielleicht hat sie selber etwas mit dem Bruch zu tun, wollte irgendetwas verschwinden lassen oder die Versicherung bescheißen, weiß der Geier.«
    Ulbricht schüttelte den Kopf. Die Vorstellung, dass Carolin

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