Blutgrab
antraten.
Wuppertal-Elberfeld, Schusterstraße, 14.15 Uhr
»Was wollten Sie denn von mir?«, fragte Carolin Mertens mit matter Stimme. »Warum haben Sie auf mich gewartet?«
Kegelmann war mit zwei Leuten der Kriminaltechnik aufgetaucht und versuchte, brauchbare Fingerprints, Fußabdrücke und DNA-Spuren zu sichern. Vom Abteilungsleiter der Spurensicherung, Hummelmann, fehlte jede Spur. Wahrscheinlich wertete er gerade die Spuren des Raubüberfalls aus.
So lange hatte Kegelmann Ulbricht, Maja und Carolin Mertens auf den Hausflur verbannt. Die Schmuckfachverkäuferin hockte zusammengesunken auf dem Treppenabsatz und hatte die Arme um die angewinkelten Knie geschlungen.
»Es ging um Ihren Freund«, eröffnete Maja ihr.
»Was ist mit ihm?«
»Sie hatten Streit - das haben Sie zumindest heute Vormittag erzählt«, bemerkte Ulbricht.
»Ja, das stimmt. Ich habe den Verdacht, dass er eine andere Frau hat. Gestern Abend habe ich ihn mit diesem Vorwurf konfrontiert, darüber sind wir in Streit geraten, und er hat die Wohnung verlassen.«
»Ist Nils Gertz in der Zeit, in der Sie mit ihm zusammen sind, jemals handgreiflich geworden?« Maja stand vor der Verkäuferin und blickte ihr tief in die Augen, während Ulbricht sich damit beschäftigte, den Schalter des Treppenhauslichts zu betätigen, das in regelmäßigen Abständen erlosch und sie im Dunkeln stehen ließ.
»Nein«, sagte Carolin Mertens mit tränengefüllten Augen. »Niemals. Er konnte so verdammt laut sein, wenn wir stritten, aber er hat mich niemals angefasst. Angst hatte ich trotzdem vor ihm.«
»Wissen Sie, dass Nils Gertz wegen körperlicher Gewalt vorbestraft ist?«
»Nein, das hat er mir nicht erzählt.« Carolin Mertens' Augen weiteten sich. »Wie kommen Sie darauf?«
»Routinearbeit«, erklärte Ulbricht lapidar. »Wusste Ihr Freund von den Sicherheitsvorkehrungen in Brabenders Laden?«
Das Licht erlosch, sie standen wieder im Dunkeln. Ulbricht betätigte den Schalter, und mit einem lauten Klicken im Sicherungskasten auf der halben Etage flammte das Licht wieder auf.
»Moment!« Carolin Mertens sprang auf. »Wollen Sie etwa behaupten, dass Nils etwas mit dem Überfall zu tun hat?« Ihre Stimme schwankte zwischen Wut und Fassungslosigkeit.
»Wir behaupten gar nichts, Frau Mertens«, beruhigte Maja die Frau. »Aber wir dürfen nichts außer Acht lassen.«
»Und weil Nils vorbestraft ist, kommt er bei Ihnen sofort in die Täter-Schublade und wird zu den Verdächtigen gezählt? Das ist es doch?«
»Nein, das ist es nicht.« Maja ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Unsere Ermittlungen gehen in alle Richtungen, diesen schönen Satz haben Sie bestimmt schon oft nach einem Verbrechen in der Presse gehört oder gelesen. Und genauso ist es auch. Außerdem können wir Sie beruhigen: Ihr Freund hat für die Tatzeit ein Alibi.« Dass das Alibi von Gertz auf sehr wackligen Füßen stand, verschwieg Maja ihr zunächst. Sie wollte nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun.
»Sagt Ihnen der Name Stefan Markert etwas?« Ulbricht musterte die Verkäuferin eindringlich.
»Den Namen habe ich schon mal gehört. Markert ist ein Freund von Nils, die beiden kennen sich seit Ewigkeiten. Kann auch sein, dass ich ihm schon begegnet bin, ich weiß es wirklich nicht.«
Ulbricht glaubte ihr, nahm sich dennoch vor, auch Stefan Markert zu durchleuchten.
»Also, wir wären dann so weit. Von mir aus können Sie in Ihre Wohnung, Frau Mertens.« Lautlos war Kegelmann in den Hausflur getreten, just in dem Moment, als das Licht mal wieder erlosch.
»Kann mal einer das verdammte Licht auf Dauerbetrieb stellen?«, brummte Ulbricht, wischte mit der Hand über den Schalter und grinste Kegelmann schief an. »Schon was Verwertbares entdeckt?«
Kegelmann zog die Augenbrauen hoch und blickte an sich herunter. »Trag ich Sandalen? Kann ich übers Wasser gehen?«
»Blöde Sprüche kann ich selber klopfen, dafür brauch ich dich nicht«, konterte Ulbricht und winkte ab.
Carolin Mertens war die Treppe hinaufgestiegen und machte sich am Sicherungskasten auf der halben Etage zu schaffen. Sie legte einen Schalter um. »Jetzt geht das Licht nicht immer aus«, sagte sie, als sie wieder bei den Polizisten stand.
»Hätten Sie das nicht früher machen können?«, grunzte Ulbricht.
»Ich habe gerade andere Sorgen«, zischte Carolin Mertens. »Stress mit dem Freund, Stress mit dem Chef. Überfall im Laden, ein Toter, eine Fußgängerzone wie ein Schlachtfeld und dann der Einbruch
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