Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
in meine Wohnung. Das Treppenhauslicht ist mir gerade so was von scheißegal.«
    »Entschuldigen Sie«, murmelte Ulbricht ein wenig schuldbewusst. Spätestens jetzt hatte auch er bemerkt, dass die Frau am Rande eines Nervenzusammenbruches stand.
    »Norbert - bitte«, hieb Maja nun auch noch in dieselbe Kerbe.
    »Ich habe mich doch entschuldigt verdammt noch mal!«, brach es aus Ulbricht heraus. Dann wandte er sich an Carolin Mertens. »Und?«, fragte er. »Wollen Sie jetzt sehen, ob etwas in Ihrer Wohnung fehlt?«
    Sie nickte und presste die Lippen zusammen. »Ja«, sagte Carolin Mertens leise und ging voran. Ulbricht, der ihr folgte, sah, wie sich Tränen in ihren blaugrauen Augen sammelten.
    »Oh Scheiße, diese Arschlöcher«, sagte sie, als sie das Chaos im Wohnzimmer erblickte. Kegelmanns Leute hatten zwar die Spuren soweit wie möglich gesichert, aufgeräumt hatten sie aber natürlich nicht.
    Maja schob sich an Ulbricht vorbei. »Möchten Sie lieber alleine sein?«, fragte sie voller Einfühlungsvermögen.
    Carolin Mertens schüttelte den Kopf. »Nein, es ist schon in Ordnung, wenn ich mich in diesem Scheiß hier nicht alleine umsehen muss. Schlimm genug, dass diese Arschlöcher in meinen Privatsachen herumgeschnüffelt haben.«
    Ulbricht hielt es für angebracht, zu schweigen. Aus zahlreichen Seminaren und Erzählungen der Kollegen aus dem Einbruchsdezernat wusste er, dass Menschen, in deren Wohnungen eingebrochen worden war, psychisch darunter litten, dass fremde Personen in ihre intimste Privatsphäre eingedrungen waren. Sie hatten persönliche Dinge der Einbruchsopfer durchstöbert, sogar ihre Wäsche im Kleiderschrank durchwühlt und kannten Details ihrer Opfer, die niemanden etwas angingen. Immer wieder gab es Menschen, die sich nach einem Einbruch nicht nur eine neue Bleibe suchten, sondern ihr gesamtes Mobiliar und ihre Kleidung wechselten - einfach alles, mit dem die Einbrecher in Kontakt gewesen waren.
    Ihnen war ein Schaden entstanden, den keine Versicherung der Welt begleichen konnte - die Verletzung der Privatsphäre.
    Carolin Mertens hatte ihr Wohnzimmer betreten und blickte sich fassungslos um. Sie ging vor dem Inhalt des Wohnzimmerschrankes in die Hocke und wühlte in ihren Besitztümern.
    »Wenigstens haben sie nicht die Couch aufgeschlitzt, in die Ecke gekackt und den Fernseher umgeworfen«, brummte Ulbricht in einem Anflug von Mitgefühl.
    »Norbert - bitte«, entfuhr es Maja empört.
    Carolin Mertens blickte mit starrer Miene zu ihm auf. »Sie sind echt ein Kotzbrocken.«
    »Ja«, stimmte Ulbricht zu. »Mich muss man sich nervlich erst mal leisten können. Aber ob Sie es glauben oder nicht - ich bin auf Ihrer Seite, und wenn eigentlich nur alles in mein Metier fällt, was brennt, knallt oder tötet, wäre ich sehr froh, wenn wir die Schweine, die Ihnen das hier angetan haben, hinter Gitter bringen könnten.« Er brachte ein müdes Grinsen zustande.
    »Das klingt so abgedroschen wie in einem amerikanischen Krimi aus den Achtzigern«, murmelte die Verkäuferin.
    »Stimmt - mit diesen Filmen habe ich meine Laufbahn bei der Polizei begonnen.« Ulbricht machte eine wegwischende Handbewegung. »Aber jetzt mal Butter bei die Fische, wie meine Tochter sagen würde: Fehlt etwas?«
    »Ich glaube nicht.« Carolin Mertens stemmte sich schwerfällig wie eine alte Frau in die Höhe.
     
    »Dann sehen Sie bitte im Schlafzimmer nach.«
    »Da waren diese Typen auch?«
    Ulbricht fiel auf, dass die Frau immer von mehreren Tätern sprach, sagte aber nichts dazu. Er vergrub die Hände in den Taschen seiner ausgebeulten Jeans und folgte Carolin Mertens in Majas Begleitung ins Schlafzimmer.
    »Hier habe ich meine Papiere und mein Sparbuch aufgehoben«, murmelte die Verkäuferin.
    »Ist das Sparbuch noch da?« Maja drängte sich an Ulbricht vorbei. Sein Blick war auf eine knallgrüne Stahlkassette gefallen.
    »Ich weiß nicht.« Carolin Mertens ging zum Bett, bückte sich zu ihrem Kopfkissen, das neben dem Futon auf dem Boden lag, und zog den Reißverschluss des Bezuges auf. Sie langte hinein und präsentierte den Polizisten ein kleines rotes Buch. »Hier ist es«, triumphierte sie. »Sie haben es nicht gefunden.«
    Schon wieder bemerkte Ulbricht, dass sie in der Mehrzahl sprach. »Oder sie haben es gar nicht erst gesucht.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Dass es die Täter, wenn es denn mehrere waren, auf etwas ganz anderes abgesehen haben«, erwiderte Ulbricht.
    »Womöglich auf meine Wäsche?« Carolin

Weitere Kostenlose Bücher